Trotz jüngster Rücksetzer an den Märkten warnt Vermögensverwalter Gerd Kommer vor Schnellschüssen. Im Interview erklärt er, warum Tech und US-Aktien nicht alternativlos sind – und welche Anlagestrategie in unsicheren Zeiten wirklich Sinn macht. Was er zudem zum MSCI World Index verrät, das erfahren Sie hier.
Gerd Kommer: „Der Kapitalmarkt lehrt uns immer wieder Demut“
Die vergangenen Wochen haben viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Dennoch bleibt Gerd Kommer ruhig – und rät zur Besonnenheit. „Es hat in den letzten Tagen extrem gerumpelt an der Börse, aber wir sind immer noch nicht im Schnäppchen-Territorium“, erklärt der Finanzexperte. Besonders Tech- und US-Aktien hält er weiterhin für überbewertet: „Die NVIDIAs dieser Welt und generell der US-Aktienmarkt sind trotz des starken Eindruckens immer noch relativ teuer.“
Statt auf einzelne Länder oder Branchen zu setzen, plädiert Kommer für breite Diversifikation. „Einfach nur auf einen Sektor oder ein Land zu setzen, ist grundsätzlich gefährlich“, betont er – und erinnert an vergangene Fehlentwicklungen wie die Japan-Euphorie der 80er Jahre. Wer streut, hat aus seiner Sicht die besseren Karten – und vor allem mehr Ruhe im Depot.
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MSCI World ETF: Langfristig weiterhin gut, aber ...
Eine weitere Säule von Kommers Strategie ist der langfristige Anlagehorizont. Gerade in Krisenzeiten sei es entscheidend, den Blick nicht zu stark auf das Hier und Jetzt zu richten. „Wenn man dann so einen Schritt zurücktut und das Big Picture betrachtet, dann ist der Aktienmarkt trotz der Korrektur immer noch gut gelaufen“, erklärt er. Über zehn Jahre hinweg habe etwa ein MSCI-World-ETF durchschnittlich über acht Prozent pro Jahr abgeworfen.
Auch populäre Anlagesprüche sieht Kommer kritisch: „Diese sogenannten 'Don’t bet against America' – solche einfachen Sprüche können sehr böse nach hinten losgehen.“ Gleiches gelte für den Glauben an eine ewige Tech-Überlegenheit: „In den letzten 43 Jahren war Tech nicht der beste Aktiensektor, sondern Health Care.“ Sein Fazit: Anleger sollten sich nicht von Trends blenden lassen, sondern auf Struktur, Geduld und breite Streuung setzen.
Am Ende verrät ETF-Experte Gerd Kommer, dass der MSCI World ETF zwar gut ist, Anleger aber mehr andere Märkte beimischen sollten, um weniger von den USA abhängig zu sein. Er selbst hat rund 30 Prozent bis 40 Prozent US-Aktien im Portfolio. Deutlich weniger als die rund 70 Prozent im MSCI World ETF.
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