Für diese bekannte Aktie sieht Fondsmanager Norbert Schmidt jetzt 100 Prozent Kurspotenzial in zwei Jahren, nachdem sich der Titel bereits verdoppelt hat. Darum glaubt der Experte an einen weiteren Kurssprung:
Die Aktie von Redcare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke) hat auf Sicht der vergangenen zwölf Monate um satte 101 Prozent an Wert gewinnen können. Hintergrund ist besonders die verpflichtende Ausgabe des E-Rezeptes in Arztpraxen, die in Zukunft bei Redcare für noch größere Umsatzsprünge sorgen soll, als sie es bisher getan hat.
Allerdings fragen sich Anleger nach 101 Prozent Performance in zwölf Monaten: Ist es jetzt Zeit, die Aktie zu verkaufen? Oder lohnt sich das Dabeibleiben/ein Einstieg?
Fondsmanager verrät: Diese Deutsche Aktie kann um 100 Prozent in zwei Jahren steigen
Zu diesem Zweck habe ich ein Interview mit Norbert Schmidt, dem Fondsmanager des 2019 aufgelegten FU Fonds – Bonds Monthly Income (ISIN: LU1960394903), geführt. Der Kapitalmarktexperte investiert mit seinem Fonds in Hochzinsanleihen, um so monatliche Renditen zu erwirtschaften und an Anleger auszuschütten. Dabei ist man unter anderem in eine Wandelanleihe von Redcare Pharmacy investiert.
Hallo Herr Schmidt. Redcare ist seit dem Jahresstart und der verpflichtenden Einführung des E-Rezeptes auf einem Höhenflug. Wie beobachten Sie diese Entwicklung?
Die Redcare Pharmacy Aktie hat im vergangenen Jahr beachtliche 101 Prozent als Kurs-Plus geliefert. Wir sehen in den nächsten zwei Jahren noch mal Kurs-Potenzial von etwa 100 Prozent. Wesentlicher Treiber für diesen Kursanstieg war die E-Rezept-Pflicht in Deutschland, die mit Verzögerung zum Jahresbeginn 2024 nun umgesetzt wurde. Diese führt dazu, dass deutlich mehr Patienten ihre Rezepte online einlösen. Redcare Pharmacy ist als größte Pure-Play-Online-Apotheke Deutschlands ein starker Profiteur.
Für die weitere Kursentwicklung spricht auch das allgemeine Skalierungspotenzial des Geschäftsmodells. Redcare hat nicht nur die Chance, stärker als der Markt zu wachsen, sondern hierbei durch weitere Fixkostendegression überproportionale Gewinnsteigerungen zu erzielen. Und beim Wachstum profitiert Redcare eben nicht nur von der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitsmarktes, sondern auch als Lösung für den europaweiten Bedarf an altersbedingten Apothekenübergaben und der Suche nach Fachkräften.
Übrigens: Schon vor über 20 Jahren hatte ein junger Apotheker in einer Kölner Lokalapotheke die Idee, den Familienbetrieb zu digitalisieren. Hieraus war die Shop-Apotheke geboren. Heute ist das Unternehmen unter dem Namen Redcare Pharmacy die führende Online-Apotheke in Europa.
Sie sind selbst in der Redcare Wandelanleihe in Ihrem Fonds investiert. Aktuell notiert diese bei 98,5 Prozent des Ausgabekurses bei 50 Prozent Wandlungsprämie und Laufzeit bis 2028. Wie schaut der Anleihemarkt auf Redcare?
Redcare konnte im letzten Jahr ein Umsatzwachstum von 49 Prozent erzielen. Gleichzeitig konnte das für uns relevante Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) überproportional gesteigert werden. Die EBITDA-Marge stieg um 3,7 Prozentpunkte auf 3 Prozent und zeigt das Skalierungspotenzial. Für das Geschäftsjahr 2024 geht das Management von einem Umsatz-Wachstum von bis zu 40 Prozent auf bis zu 2,5 Mrd. Euro aus. Der Gewinnausblick erscheint mit einer EBITDA-Marge von 2 Prozent bis 4 Prozent konservativ.
Das Management hatte in der Vergangenheit die zunächst konservativen Prognosen sukzessive erhöht. Organisch gehen wir auch nach Übernahme- und E-Rezept-Effekten von jährlichen Umsatzzuwächsen von 15 Prozent bis 20 Prozent aus. Operativ steht das Unternehmen also ausgesprochen gut da. Anleihe-Investoren wollen zudem eine solide Bilanz sehen. Mit einer Eigenkapital-Quote von 54 Prozent kann das Unternehmen auch hier glänzen. Redcare verbindet starkes Wachstum und solide Substanz in einem.
Wie bewerten Sie das Wachstumspotenzial der Redcare-Aktie? Ist das, was wir bisher gesehen haben, vielleicht nur ein Bruchteil des Potenzials?
Es gibt verschiedene Szenarien für die Redcare-Aktie. Zum einen ermöglicht das erwartete anhaltende Gewinnwachstum ein Kurs-Ziel von 300 Euro. Zum anderen ist Redcare Pharmacy auch ein interessanter Übernahmekandidat. Herausforderer etablierter Handelsstrukturen waren in der Vergangenheit immer wieder interessante Übernahmekandidaten.
Verwiesen sei hierzu auf die Zooplus-Übernahme durch die Private Equity-Investoren EQT und Hellman & Friedman im Jahr 2021. Das wachstumsstarke Pure-Play-Online-Geschäft von Redcare könnte hier Interesse wecken. Im Zuge einer solchen Übernahme wäre ein Kurs-Anstieg auf über 300 Euro durchaus vorstellbar. Selbst dann wäre Redcare bei einer Marktkapitalisierung von ca. 6 Mrd. Euro noch von den großen Playern finanzierbar.
Welche Risiken gibt es in Bezug auf die Aktie, gerade, was potenzielle Konkurrenz von Amazon & Co angeht?
Die Apotheken-Branche funktioniert anders als der Verkauf standardisierter Elektronik-Artikel. Zumindest in Europa. Der Medikamentenhandel ist zu Recht streng reguliert. Mit jedem Jahr, das Amazon mit dem Markteinstieg bereits gezögert hat, konnte Redcare seine Marktposition festigen. Darüber hinaus bietet Redcare Service-Leistungen, die weit über die reine Bestellungs-Annahme eines Online-Shops hinausgehen.
Daher sehen wir die Gefahren durch Amazon und Co. für Redcare als überschaubar an. Entscheidend wird sein, den Patienten einen einfachen, transparenten und kostengünstigen Kauf der Medikamente zu ermöglichen. Hier ist Redcare für die Zukunft sehr stark aufgestellt.
Zum Abschluss: Redcare Wandelanleihe oder Aktie? Was ist jetzt interessanter?
Wir sind sehr optimistisch für die Redcare Aktie. Investiert sind wir allerdings mit über 1 Million Euro in der Wandelanleihe. Hintergrund ist, dass wir einen Fonds managen, der stabile monatliche Ausschüttungen bietet. Die Wandelanleihe bringt uns auf aktuellem Kursniveau eine Mindestrendite von ca. 2 Prozent pro Jahr – auch wenn die Redcare Aktie nicht steigt. Gleichzeitig haben wir mit der Wandelanleihe enormes Kurs-Potenzial nach oben. Im Krisen-Fall verhalten sich Wandelanleihen zudem deutlich stabiler als Aktien. Für unseren Income-Ansatz ist die Wandelanleihe daher der beste Weg.
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