Etwas, das von höchster Qualität ist, bezeichnet man gern als 1A. Der Begriff hat seinen Ursprung in der Nahrungsmittelbranche, wo Güteklassen über die Beschaffenheit von Waren Auskunft geben. Seit Kurzem können auch Fonds von sich behaupten, 1A zu sein - und das nicht nur im übertragenen Sinn, sondern ganz real.
Schon seit vielen Jahren gibt es die €uro-FondsNote, die das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios beschreibt und eine Skala von 1 bis 5 nutzt. Vor wenigen Wochen ist das Eco-Rating dazugekommen, um zu bestimmen, wie ökologisch verträglich ein Fonds aufgestellt ist. Hier geben die Buchstaben A bis E darüber Auskunft, ob ein Produkt vorbildlich ist oder nicht. Dank dieses zweiten Ratings ist nun eine feinere Abstufung bei der Beurteilung von Fonds möglich. Nun gibt es 1A-Fonds tatsächlich: Portfolios, die eine weit überdurchschnittliche Leistung zeigen und gleichzeitig in ökologischer Hinsicht glänzen.
Zweifach erfolgreich
Die Schnittmenge aus der €uro-FondsNote 1 und dem Eco-Rating A ist gering. Von den rund 6.000 hierzulande erhältlichen Fonds gelingt es gerade einmal 26, eine solche Spitzenbeurteilung zu erringen. Elf sind Aktienfonds, die übrigen Rentenfonds. Einige davon stellt die Redaktion nachfolgend kurz vor (siehe unten). Zwei Tabellen im Anschluss nennen sämtliche 1A-Aktienfonds und eine Auswahl der 1A-Rentenfonds.
Die €uro-FondsNote analysiert einen Zeitraum von vier Jahren und setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Zum einen fließt die Wertentwicklung gegenüber der direkten Konkurrenz in die Beurteilung mit ein. Zum anderen wird das Produkt mit einer typischen Benchmark verglichen. Je höher die Überrendite, desto mehr Punkte erhält es, aus denen letzten Endes die FondsNote berechnet wird.
Als dritter Faktor wird die Volatilität untersucht. Hier erhalten Produkte eine hohe Punktzahl, wenn ihr Anteilswert weniger geschwankt hat als der Durchschnitt innerhalb ihrer Kategorie.
Zusätzlich zu den drei quantitativen Kriterien wird das Fondsmanagement unter die Lupe genommen. Hier ist vorteilhaft, wenn es schon lange die Zügel in der Hand hält und die Anlagestrategie seit vielen Jahren unverändert angewendet wird.
Performance-Ratings wie die €uro-FondsNote gibt es schon lange. Beurteilungen zur Qualität eines Fonds in puncto Nachhaltigkeit sind dagegen eine neuere Erscheinung. Sie gehen einher mit dem Trend, dass immer mehr Fondsgesellschaften Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen.
Mit dem Eco-Rating hat auch der Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, seinen Werkzeugkasten erweitert, um Portfolios besser einschätzen zu können. Das Eco-Rating konzentriert sich in erster Linie auf die Umweltkomponente, ergänzt um einige ethische und soziale Kriterien. Es basiert auf den tatsächlichen Daten der Portfolios.
Dazu werden diese so weit wie möglich durchleuchtet. Hohe Punktzahlen erzielen Fonds, die viele Titel aus den Bereichen erneuerbare Energien und Umweltorientierung halten oder deren Firmen wenig CO2 emittieren. Auch der weitgehende Verzicht auf Öl- und Gaskonzerne, Atomenergie und Rüstung wirkt sich vorteilhaft aus. Ein No-go sind Unternehmen, die auf der Ausschlussliste des Norwegischen Staatsfonds stehen, weil sie mit Kohle Geld verdienen. Tauchen diese im Portfolio auf, wird der Fonds automatisch mit dem schwächsten Eco-Rating "E" bewertet.
Vorbildliche Nationen
Um Rentenfonds, die Staatsanleihen besitzen, ebenfalls ein Eco-Rating geben zu können, werden auch Länder beurteilt. Analog zu Unternehmen erhalten Staaten mit geringem CO2-Ausstoß, hohem Anteil an erneuerbaren Energien und niedrigem Anteil an Atomkraft viele Punkte. Hohe Militärausgaben oder der Vollzug der Todesstrafe sorgen hingegen für Abzüge beim Eco-Rating. Daneben spielen weitere Faktoren eine Rolle.
Dass unter den elf Aktienfonds mit 1A-Bewertung mehrere zu finden sind, die ausdrücklich als Nachhaltigkeits- oder Umweltfonds firmieren, verwundert nicht. Zwei ETFs von iShares bilden Nachhaltigkeitsvarianten bekannter MSCI-Indizes für Europa und die USA ab, ein ETF von UBS folgt einem vergleichbaren Kursbarometer für die Eurozone. Ein weiterer Indexfonds von iShares setzt ausdrücklich auf saubere Energien, der aktiv gemanagte Fonds Ökoworld Klima auf Unternehmen, die mit ihren Waren und Dienstleistungen dem Klimawandel entgegenwirken.
Doch auch in den normalen Kategorien finden sich einige 1A-Portfolios. In der Gruppe der globalen Aktienfonds gelingt dem Allianz Thematica dieses Kunststück. Das Produkt folgt Megatrends und investiert in fünf bis sieben Themen. Dazu zählen zurzeit unter anderem Energie der Zukunft, sauberes Wasser/sauberer Boden, Gesundheitstechnologie und künstliche Intelligenz. Das sehr gute Eco-Rating resultiert zum einen daraus, dass zwei Themen einen ökologischen Bezug haben. Zum anderen beachtet die Fondsgesellschaft eine Reihe von Nachhaltigkeitsstandards bei der Titelselektion.
Keine expliziten Vorgaben zum Thema Nachhaltigkeit macht der Velten Strategie Deutschland. Der relativ kleine Fonds wählt heimische Aktien anhand von fünf Faktoren aus: die Bewertung und das Momentum einer Aktie sowie das Wachstum, die Rentabilität und die Stabilität eines Unternehmens. Mit diesem regelbasierten Ansatz, den Fondslenker Robert Velten aus den historischen Quartalsberichten von rund 300 deutschen Firmen entwickelt hat, ist das Produkt sehr erfolgreich. Dass der Fonds als Resultat dieser quantitativen Auswahl ein ökologisch hervorragendes Portfolio aufweist, dürfen Anleger als Sahnehäubchen verstehen.
Auch aus der Gruppe der normalen Europa-Aktienfonds tut sich genau ein Produkt mit einem 1A-Rating hervor. Der UBS Equity European Opportunity Sustainable investiert in Unternehmen mit einem starken Nachhaltigkeitsprofil. Das müssen keine typisch grünen Aktien sein, doch die Firmen im Portfolio sollen in Sachen Ökologie, Soziales und verantwortungsvoller Unternehmensführung herausragen.
Bei den Rentenfonds, die FondsNote 1 und Eco-Rating "A" tragen, zeigt sich eine auf den ersten Blick überraschende Einheitlichkeit. Bei den 15 Portfolios handelt es sich ausnahmslos um ETFs, die in Staatsanleihen aus der Eurozone investieren. Grund für das gehäufte Auftreten des Eco-Ratings "A" ist, dass die Länder Europas bei der Öko-Bewertung - etwa im Vergleich zu den USA - besonders gut abschneiden. Ihre Staatsanleihen geben deshalb eine hohe Punktzahl bei der Berechnung des Ratings.
Dass es kein aktiv gemanagtes Produkt für europäische Staatsanleihen in die illustre Riege geschafft hat, liegt eher an der FondsNote. Es existieren durchaus einige aktive Portfolios, die Eco-Rating "A" tragen. Doch es gibt nur wenige Euroland-Rentenfonds mit FondsNote 1. Hintergrund ist, dass viele aktiv gemanagte Portfolios eher auf kürzere Laufzeiten bei den von ihnen gehaltenen Papieren gesetzt haben. Höhere Kursgewinne gab es jedoch bei den Langläufern - und die finden sich vor allem in den spezialisierten ETFs.
Anleger sollten die Auswahl der 1A-Rentenfonds also mit Vorsicht genießen. Kommt es zu einem Anstieg des Zinsniveaus, würden Portfolios mit lang laufenden Anleihen am meisten leiden. An der ökologisch vorbildlichen Situation bei Staatsanleihen aus der Eurozone ändert das aber nichts.