Der britische Aktienmarkt läuft stark und bildete ein neues Rekordhoch. Doch das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.
Rekordmarke
All Time High in London: Der britische Leitindex FTSE 100 hat die 8000 Punkte-Marke zum ersten Mal überschritten und notiert damit auf Rekordniveau. Seit dem Tief Mitte Oktober hat er über 20 Prozent zugelegt und erfüllt damit das Kriterium Bullenmarkt. Gut möglich, dass der FTSE 100 weiter nach oben klettert. Das Analysehaus Economist Forecast Agency traut dem Index bis März einen Anstieg auf 8500 und bis Juli auf 9600 Punkte zu. Die Prognose dürfte auch institutionelle Investoren auf den Plan rufen. Einer Umfrage von Bank of America zufolge sind 15 der Prozent der befragten Fondsmanager in UK noch untergewichtet.
Konjunktur schwach, Kurse rauf
Doch warum ziehen die Notierungen an? Die konjunkturelle Lage ist schlecht, die Perspektiven hellen sich nicht auf, die Konsumbereitschaft in Folge hoher Inflationsraten lässt nach. Und die Bank of England lässt nicht erkennen, dass sie ihre restriktive Geldpolitik beenden will. Nach mehreren Erhöhungen steht der Leitzins aktuell bei vier Prozent.
Keine Angst vor Übergewinnsteuer
Dass der FTSE 100 dennoch steigt, hat viel mit seiner speziellen Zusammensetzung zu tun. Zu den gefragten Werten zählt beispielsweise Centrica. Der Versorger fördert Öl und Gas in der Nordsee, ist an Atomkraftwerken beteiligt und verdient Geld im Stromhandel. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Gewinn von umgerechnet 2,9 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 200 Prozent. Zwar haben sich die starken Zahlen längst zum Politikum entwickelt. Es könne nicht sein, dass Öl- und Gasunternehmen zu den Kriegsgewinnern zählen, twitterte Ed Miliband von der Labour-Party. Doch bislang ist Premierminister Rishi Sunak nicht bereit, Forderungen nach einer Übergewinnsteuer nachzukommen. Das beruhigt die Investoren der ebenfalls im FTSE 100 hochgewichteten Titel BP und Shell. Wie Centrica erzielten sie im vergangenen Jahr Rekordgewinne und nutzen den Geldfluss nun zum Rückkauf eigener Aktien.
Kohle mit Kohle und mit Kredit
Ein weiteres Schwergewicht ist der Rohstoffkonzern Glencore. Das Unternehmen profitierte im vergangenen Jahr insbesondere von der Renaissance des klimaschädlichen Energieträgers Kohle. Mit rund 17 Milliarden hat der Konzern den Gewinn im Jahr 2022 verdreifacht. Das Management will die Anleger großzügig daran beteiligen. Im Index findet sich die HSBC Bank. Die Aktie des nicht nur in Großbritannien, sondern auch vor allem in Asien tätigen Finanzinstituts, legte seit Jahresanfang schon 19 Prozent zu. Mit einem Kurs-Gewinnverhältnis von sieben ist der Titel aber immer noch sehr günstig bewertet.
Gut gefüllte Pipeline
Ein weiterer Kurstreiber ist Astra Zeneca. Das Unternehmen weist im Pharmabereich eine der vielversprechendsten Produktpipelines aus. Allein in der vergangenen Woche legte die Aktie sieben Prozent zu. Anleger, die kostengünstig die Kurs-Chancen des Vereinigten Königreichs nutzen wollen, kaufen den iShares Core FTSE 100 ETF. Die Gesamtkostenquote beträgt gerade mal 0,07 Prozent.
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