Nicht jeder ist mit der gleichen Ausdauer und Fitness gesegnet. Die einen sind schon nach ein paar Minuten Fußmarsch außer Atem, die anderen laufen Kilometer um Kilometer und halten mühelos ein gleichbleibend hohes Tempo. Auch in der Fondswelt gibt es diese Extreme. Manche Portfoliolenker erschöpfen regelmäßig und schaffen es nicht, konstant ihre Leistung zu bringen. Anderen gelingt es dagegen, Jahr für Jahr eine hohe Geschwindigkeit zu gehen und außerordentliche Zuwächse zu erwirtschaften.

€uro am Sonntag hat sich die Spitzenprodukte auf der Langstrecke genauer angesehen: Fonds, die über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg eine herausragende Wertentwicklung erlebt haben. Wer im August 2010 in eines dieser Portfolios eingestiegen ist, freut sich heute über eine Vervielfachung seines Kapitals. Im besten Fall kletterte der Anteilswert um 299 Prozent nach oben.

Nachfolgend stellt die Redaktion die renditestärksten Fonds der vergangenen Dekade vor. Untersucht wurden vier Kategorien, die zu den beliebtesten bei privaten Anlegern zählen: Fonds für deutsche, europäische und globale Aktien sowie offensive Mischfonds. Ausführliche Tabellen informieren über die Entwicklung der Top Ten aus jeder Gruppe, zudem werden ausgewählte Fonds genauer beschrieben. Die aufgeführten Produkte haben in den vergangenen zehn Jahren nicht nur die Konkurrenz deklassiert, sondern sich natürlich auch wesentlich besser entwickelt als ihre Vergleichsindizes.

In die Auswertung gelangten aktiv gemanagte Fonds, die auf Standardwerte setzen oder einen All-Cap-Ansatz verfolgen. Reine Nebenwerteportfolios wurden nicht berücksichtigt. Außen vor blieben auch Produkte, die einen sehr engen Fokus haben, zum Beispiel ausschließlich in Aktien aus dem Bereich Sicherheit investieren. Auf diese Weise kamen etwas mehr als 550 Portfolios mit einem Alter von mindestens zehn Jahren zusammen.

Qualitätsmerkmal Beständigkeit

Die Top Ten aus jeder Kategorie hat €uro am Sonntag einem besonderen Check unterzogen. Analysiert wurde, wie oft es den Spitzenportfolios gelungen ist, besser abzuschneiden als die durchschnittliche Konkurrenz. Der Grund: Die Redaktion wollte nicht nur die renditestärksten Portfolios ermitteln, sondern auch deren Konstanz. Sowohl für das laufende Jahr als auch für die vorangegangenen neun Jahre wurde überprüft, ob ein Fonds zur besseren oder zur schlechteren Hälfte seiner Kategorie gehörte.

Nicht für alle Fonds ließ sich dieser Vergleich durchführen. Einige Produkte verfügen zwar über eine Zehnjahreshistorie, werden aber erst kürzer in der Datenbank von €uro am Sonntag erfasst. Das kann etwa daran liegen, dass ein Fonds zwar schon mindestens eine Dekade existiert, aber noch nicht so lange in Deutschland erhältlich ist.

Die Analyse offenbarte, welche Fonds beständig mehr geleistet haben als der Durchschnitt. Dem Gros der Anleger gefällt eine solche Zuverlässigkeit. Denn sie beschert den Anteilseignern langfristig betrachtet ruhige Nächte, anstatt sie ins Grübeln über die Stärke ihres Fonds zu bringen.

Aus den Top Ten jeder der vier Kategorien hat die Redaktion ein besonders empfehlenswertes Produkt ausgewählt. Nicht immer war das zwangsläufig das Portfolio mit der höchsten Zehnjahresrendite. Stattdessen spielte eine Reihe von Gründen bei der Wahl des Favoriten eine Rolle. Maßgeblich war zum einen, in wie vielen Jahren der Fonds den Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe übertroffen hat. Nur wem das in mindestens acht von zehn Jahren gelungen ist, kam in die engere Auswahl.

Zum anderen wurde das Verhalten in der jüngeren Vergangenheit betrachtet, um die aktuelle Leistungsfähigkeit in die Bewertung einfließen zu lassen. Entscheidend hierbei war die €uro FondsNote, die das Rendite-Risiko-Profil der vergangenen vier Jahre und die Qualität des Managements abbildet. Alle vier empfohlenen Produkte tragen die Bestnote 1. Darüber hinaus wurden das Anlagekonzept, die Kosten und der absolute Zuwachs berücksichtigt.

Die vier ausgewählten Fonds gehören zu den renditestärksten ihrer Art. Zudem beeindrucken sie mit einer außerordentlichen Konstanz und einem starken Verhältnis von Rendite und Risiko. Eine Gewähr, dass es mit ihnen so glänzend weitergeht wie bisher, gibt es zwar nicht. Doch die nahezu pausenlos gute Leistung über viele Jahre hinweg dürfen Anleger zumindest als Indiz verstehen, dass der Fonds imstande ist, auch weiterhin Großes zu leisten.

AKTIENFONDS DEUTSCHLAND:
Strukturelles Wachstum


Die Gruppe der aktiv gemanagten Fonds für deutsche Aktien mit einer Historie von mindestens zehn Jahren ist überschaubar. Von den rund 40 Portfolios brachten die zehn renditestärksten ihren Anlegern binnen einer Dekade Zuwächse von 124 bis 215 Prozent.

Auffällig ist die Dominanz von DWS und Allianz Global Investors. In den Top Ten stammen jeweils vier Fonds von den beiden Anbietern. Mit dem DWS Aktien Strategie Deutschland konnte Deutschlands größte Fondsgesellschaft sogar den ersten Rang für sich beanspruchen.

Konstant hervorragend

Für besonders empfehlenswert hält die Redaktion allerdings den Zweitplatzierten im Zehnjahresranking, den Fidelity Germany. Er ist der einzige Fonds in der Spitzengruppe, der aktuell mit €uro-FondsNote 1 aufwarten kann. Diese bescheinigt ihm ausgezeichnete Werte bei Rendite und Volatilität in den vergangenen vier Jahren. Zudem hat er sich in beachtlichen acht von zehn Jahren besser entwickelt als die Konkurrenz - kein anderer Fonds in den Top Ten war besser.

Auf diese Leistung darf Fondsmanager Christian von Engelbrechten stolz sein. Er lenkt das Portfolio seit Anfang 2011 und zeichnet damit für fast den gesamten von €uro am Sonntag untersuchten Zeitraum verantwortlich. Auf sein Erfolgsrezept angesprochen, verweist er aufs große Team an Analysten und Anlageexperten, das ihn bei der Titelauswahl unterstützt.

Für seinen Fonds sucht von Engelbrechten nach Unternehmen, die sehr solide aufgestellt sind und gleichzeitig ein strukturelles Wachstum erkennen lassen. "Mir ist es wichtig, dass das Portfolio vor allem viele Unternehmen enthält, die nachhaltig hohe Gesamtkapitalrenditen erzielen und nachhaltig überdurchschnittlich wachsen können", sagt er. Sowohl die Kapitalrendite als auch die Gewinne sollten durchschnittlich um mehr als zehn Prozent pro Jahr zulegen, beschreibt er seine Wunschmarke.

Durch die Ausrichtung auf Qualität und Wachstum sind die Sektoren im Regelfall nicht gleichmäßig verteilt. Typischerweise ist der Fonds in den Branchen Gesundheit, Software und Technologie höher gewichtet, während Sektoren wie Banken, Grundstoffe, Telekommunikation und Chemie eher unterrepräsentiert sind. "Das ist allerdings eher eine Tendenz, denn in fast jedem Sektor findet man auch Qualität und Wachstum", betont von Engelbrechten.

Typisch für den Fidelity Germany ist zudem ein signifikanter Anteil an Nebenwerten. "Aktuell sind beispielsweise etwa 30 Prozent des Fonds außerhalb der DAX-Unternehmen investiert", sagt er. Durch diese Beimischung dynamischerer Mid und Small Caps konnte der Fonds den deutschen Leitindex wiederholt übertreffen.

AKTIENFONDS EUROPA:
Vorhersehbare Erfolge


Wer als Fondsmanager in Europa vorn liegen will, muss sich mächtig ins Zeug legen: 170 Produkte sind seit mindestens zehn Jahren auf dem Markt. Dem Erstplatzierten gelingt hier ein besonderes Kunststück. Der Comgest Growth Europe Opportunities (GEO) schneidet um fast 100 Prozentpunkte besser ab als der Zweitplatzierte.

Der Fonds beeindruckt nicht nur mit einer herausragenden Zehnjahresperformance, sondern auch mit einer hohen Beständigkeit. Lediglich in einem der vergangenen zehn Jahre (2014: +4,5 Prozent) entwickelte er sich schwächer als die durchschnittliche Konkurrenz. Da das Produkt mittelfristig ebenfalls glänzend dasteht, empfiehlt es die Redaktion als Top-Investment für europäische Aktien.

Geholfen hat der Wertentwicklung, dass der Fonds in eine Reihe dynamischer Small und Mid Caps investiert. Doch auch Standardwerte kommen nicht zu kurz. "Der Comgest GEO ist ein echtes All-Cap-Produkt", sagt Franz Weis, der mit Eva Fornadi und Denis Lepadatu für das Portfolio verantwortlich ist.

Die französische Vermögensverwaltung Comgest offeriert ausschließlich Aktienfonds und managt alle nach dem gleichen Prinzip. Gekauft werden Aktien qualitativ hochwertiger Unternehmen, deren Gewinne verlässlich zulegen. Als Minimum gilt ein Zuwachs von zehn Prozent per annum, der für mindestens fünf Jahre erkennbar sein muss. "Jedes Jahr zehn Prozent zu wachsen, ist für ein Unternehmen nicht leicht", sagt Weis. "Dennoch halten wir uns an strikte Vorgaben, was die Vorhersehbarkeit angeht, und rücken davon nicht ab."

Der Erfolg gibt Comgest recht. Der Quality-Growth-Ansatz hat vielen Fonds des Hauses hohe Zuwächse beschert - gut erkennbar an Platz 4 des europäischen Zehnjahresrankings, der vom Standardwerte-Fonds von Comgest besetzt ist.

Typisch für die Produkte der Franzosen ist ein hoch konzentriertes Portfolio. Nur 38 Titel finden sich im Comgest GEO. Zurzeit sind der Halbleiterkonzern ASML, der Zahlungsdienstleister Adyen (beide Niederlande) und der dänische Anbieter von Akustiktechnik GN Store Nord die größten Positionen.

Bei der Branchengewichtung fällt die Dominanz der Sektoren IT, Gesundheit und zyklische Konsumgüter auf. Ihr Anteil im Fonds ist deutlich höher als im Leitindex MSCI Europe.

Nicht vertreten sind dagegen die Bereiche Finanzen, Versorger und Energie - typisch für Fonds von Comgest. "Wir meiden Finanzwerte, weil sich bei ihnen das Wachstum nur schwer prognostizieren lässt und die Bilanzqualität schwer einzuschätzen ist", erklärt Weis. Energiekonzerne bleiben außen vor, weil ihre Entwicklung von den Rohstoffpreisen und damit von makroökonomischen Faktoren abhängt, die das Unternehmen nicht beeinflussen kann.

AKTIENFONDS GLOBAL:
Zunehmende Wettbewerbsvorteile


David Dudding hat gut lachen. Seine Fonds haben nicht nur die vergangenen Monate gut überstanden, auch langfristig stehen sie hervorragend da. Neben einem Portfolio für Titel aus Kontinentaleuropa verantwortet der Manager den Threadneedle Global Focus, den zweitstärksten Weltaktienfonds auf Sicht von zehn Jahren. Die gute Platzierung in dieser Kategorie ist eine besonders reife Leistung: Rund 230 Produkte, die zehn Jahre oder länger am Markt sind, konkurrieren miteinander.

Von Duddings Können ist die Redaktion schon länger überzeugt. Anfang 2020 kürte sie ihn zum Fondsmanager des Jahres. Den Titel erhalten Personen, die über einen langen Zeitraum herausragende Ergebnisse erzielt haben und als Persönlichkeit in der Branche auffallen.

Dudding besteht darauf, dass ihm nur ein Teil der Lorbeeren für die starke Zehnjahresrendite zusteht. "Ich lenke den Threadneedle Global Focus erst seit sieben Jahren", sagt er. Doch Zurückhaltung ist nicht angebracht. Nur ein schwächeres Jahr hat der Fonds unter Duddings Ägide erlebt: 2016 gab es bloß ein kleines Plus. Ansonsten lagen die Zuwächse stets über dem Durchschnitt. Weil sich eine derartige Konstanz für den renditestärksten Fonds in dieser Kategorie nicht ermitteln ließ, gibt die Redaktion dem Threadneedle-Produkt bei ihrer Empfehlung den Vorzug.

Wie so mancher Konkurrent verfolgt auch Dudding einen Quality-Growth-Ansatz. "Wir suchen nach qualitativ hochwertigen Unternehmen, die beständig hohe Erträge generieren und dieses Wachstum ausbauen können", sagt er. Der Manager sieht jedoch einen Unterschied zum Gros vergleichbarer Investoren. "Die Mehrheit unserer Portfoliotitel sind zwar Qualitätsunternehmen. Wir investieren aber auch gerne in Firmen, die gegenwärtig noch kein Qualitätsunternehmen sind, aber Potenzial haben, eines zu werden und steigende Renditen aufweisen", sagt er. Wichtig sei, dass wachsende Gewinne und Wettbewerbsvorteile zu erkennen sind. Ein Muss sei stets, dass die Firmen über sehr solide Bilanzen verfügen.

Schon vor Corona hatte Dudding die Sektoren IT und Gesundheitswesen extrem hoch gewichtet. Das hat sich in den vergangenen Monaten noch einmal besonders ausgezahlt. Microsoft, Amazon und Mastercard waren und sind die größten Positionen des Fonds und zählen zu den Gewinnern der Krise.

Angst, dass der hohe Anteil an zwei Sektoren ein Klumpenrisiko sein könnte, hat Dudding nicht. "Wir investieren in die aussichtsreichsten hochwertigen Wachstumsunternehmen - egal, aus welcher Branche sie stammen." Sollten Value-Aktien wieder in Mode kommen, könnte der Fonds schwächeln. "Als langfristiger Investor jagen wir solchen Wechseln aber nicht hinterher, sondern bleiben unserem Stil treu", sagt er. In der vergangenen Dekade waren Anleger des Threadneedle-Produkts mit dieser Haltung wohl mehr als zufrieden.

MISCHFONDS AKTIENORIENTIERT:
Flexibler Anlagemix


Gut 110 Mischfonds, die bereits ihren zehnten Geburtstag feiern konnten, sind am Markt verfügbar. Aus den renditestärksten Produkten einen Favoriten auszuwählen, fiel der Redaktion in dieser Kategorie besonders schwer. Vier der zehn Fonds waren in der jüngeren Vergangenheit herausragend, wie die Beurteilung mit FondsNote 1 zeigt. Sie kamen in die engere Auswahl.

In puncto Konstanz konnte der Plutos Multi Chance nicht überzeugen. Trotz einer hohen Gesamtrendite schnitt er nur in fünf Jahren besser ab als der Durchschnitt, in anderen fünf Jahren entwickelte er sich schwächer. Die drei übrigen Fonds erfüllten indes die Vorgabe, in mindestens acht von zehn Jahren besser gewesen zu sein als ihre Vergleichsgruppe.

Bei der langfristigen Wertentwicklung ragt der Seilern Global Trust aus der Gruppe der Top-Fonds hervor. Er verdreifachte seinen Wert binnen zehn Jahren. Der UniKlassikMix, früher unter dem Namen GenoAS: 1 bekannt, zeigte dagegen bei der Beständigkeit eine Spitzenleistung. Er ist der einzige der 40 in der Titelgeschichte aufgeführten Fonds, der in allen zehn Jahren besser war als der Durchschnitt der Konkurrenz.

Gleichwohl hat sich die Redaktion entschieden, den FvS Multiple Opportunities zu empfehlen. Denn er verkörpert am ehesten das, was viele Anleger von einem modernen Mischfonds erwarten: einen Mix verschiedener Anlageklassen, die flexibel gemanagt werden.

Dass Fondsmanager Bert Flossbach seit Jahren eine bemerkenswerte Leistung abliefert, zeigt schon der Blick auf das verwaltete Vermögen: Die Marke von 20 Milliarden Euro ist in Reichweite. Dass ein solch gewaltiges Volumen den spürbaren Einstieg in kleine Unternehmen erschwert, sieht Flossbach nicht als Problem. "Seit jeher haben wir vor allem die großen, sehr liquiden Anlagen im Fokus, weniger die Small Caps", erklärt er. Der Manager erkennt in der Größe sogar Vorteile. "Wir können heute viele Dinge besser tun als früher", sagt er. "Wir haben beispielsweise einen sehr guten Zugang zum Top-Management der Unternehmen, an denen wir beteiligt sind." Auch die Rolle als verantwortungsbewusster Aktionär lasse sich mit mehr Nachdruck wahrnehmen.

Flossbach hält in seinem Fonds zurzeit überwiegend Aktien. Sie machen 73 Prozent des Vermögens aus. Bei Bedarf - etwa im Frühjahr - nutzt er Absicherungen. Anleihen spielen aktuell nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch bleiben sie ein fester Bestandteil des Portfolios. "Die Perspektive hat sich jedoch gewandelt: Wir müssen heute sehr viel opportunistischer vorgehen. Auf Gelegenheiten warten, sie erkennen und dann auch nutzen", sagt er. Papiere zu kaufen und zu halten - so wie früher, als es noch Zinsen gab -, funktioniere am Anleihemarkt nicht mehr, so der Manager.

Typisches Merkmal des FvS Multiple Opportunities ist sein Goldanteil, der stets bei etwa zehn Prozent liegt. "Gold hat für uns den Charakter einer Versicherung gegen die Risiken des Finanzsystems", sagt Flossbach, der das Edelmetall in physischer Form bevorzugt. "Wie bei einer Feuerpolice sind wir beruhigt, sie zu haben; glücklich wären wir, wenn wir sie niemals in Anspruch nehmen müssten."