Die Hürde scheint nach wie vor zu hoch oder das Dickicht zu dicht. Wie immer man es ausdrücken will, Tatsache ist: Nur ein knappes Viertel der deutschen Sparer besitzt Aktien, Aktienfonds oder andere Wertpapiere. Das zumindest zeigte eine 2019 vom deutschen Bankenverband in Auftrag gegebene Umfrage. "Sicherheit" ist für die meisten Deutschen das wichtigste Kriterium bei der Geldanlage. Dafür werden sogar Micker- oder Nullzinsen in Kauf genommen.

Bei einer früheren Erhebung des Bankenverbands bemängelten viele Befragte aber auch, dass Finanzprodukte zu kompliziert seien. Dazu trage unter anderem das große, unübersichtliche Angebot bei. Ganz von der Hand weisen lässt sich dieser Vorwurf nicht: Wer hierzulande einen Fonds kaufen will, hat mittlerweile die Auswahl unter Tausenden von Produkten. Wo nur anfangen? Auf diesen Seiten möchte €uro am Sonntag eine Antwort geben und die wichtigsten Wegweiser bei der Fondsauswahl beschreiben.

Ganz am Anfang steht die Selbsterforschung. Mit Fonds können Sie über mehrere Jahre Geld rentierlicher anlegen, als dies mit Tages- oder Festgeld möglich wäre. Doch der Wert der von Ihnen gekauften Anteile kann schwanken. Bleiben Sie cool, wenn im Lauf der Anlagezeit Ihr investiertes Kapital mal um 30, 40 oder gar 50 Prozent schrumpft? Oder bekommen Sie bei einem zeitweiligen Wertverlust von fünf Prozent schon klamme Finger?

Erste Orientierung über Rankings


Die eigene Risikotragfähigkeit ehrlich einzuschätzen ist der Schlüssel zu einer gelungenen Fondsauswahl. Erst danach sollte es um die anderen Aspekte gehen. Was nützt einem der renditestärkste oder günstigste Fonds, wenn man bereits beim ersten "Schlagloch" in Panik gerät und mit Verlust wieder aussteigt?

Hat man sich also für die Risikoklasse entschieden, in der man unterwegs sein möchte - und damit meist auch für eine der Anlageklassen Anleihen, Aktien oder einen Mix aus beidem -, so spricht nichts gegen einen Blick auf Fondsrankings. Klar, man will ja nicht irgendeine Krücke im Depot, sondern schon gern das beste Produkt in seiner Kategorie.

Nur gibt es das nicht - zumindest nicht für alle Zeiten. In Rankings zählt meist die Wertentwicklung eines Fonds über einen bestimmten Zeitraum. Ändert man den Zeitraum, können ganz andere Produkte oben stehen. Ein Fondsmanager kann mit einer bestimmten Marktphase gut zurechtkommen und sein Portfolio ganz vorn platzieren, in einer anderen Marktphase findet man seinen Fonds unter "ferner liefen".

Wer in die Welt der Investmentfonds einsteigt, sucht in der Regel Alleskönner, also Portfolios, die über lange Zeit und verschiedene Marktphasen hinweg eine gute Figur machen. Diese Information lässt sich aus Rankings wie den Top-Flop-Listen in diesem Heft, welche die Wert­entwicklung von Fonds seit Jahresanfang wiedergeben, nicht gewinnen. Dazu ist ein wesentlich längerer Betrachtungszeitraum nötig.

Fonds, die über fünf oder zehn Jahre ganz oben stehen, scheinen schon mal einiges richtig gemacht zu haben. Doch wer nur das Ergebnis unterm Strich betrachtet, weiß immer noch nicht, ob ein Portfolio mit viel oder wenig Risiko dorthin gelangt ist. Auch ob ein Fonds zuletzt fünf maue Jahre hatte und im Zehnjahresranking nur deshalb vorn liegt, weil fünf exzeptionell gute Jahre vorausgegangen sind, bleibt beim Blick auf simple Rennlisten verborgen.

Auf Urteile der Experten zugreifen


An diesem Punkt müsste ein Anleger nun in die Tiefen der Fondsanalyse eintauchen. Oder - die für einen Anfänger sinnvollere Variante - er greift auf die Urteile von Experten zu, die diese Arbeit bereits erledigt haben. Auf dem Markt gibt es spezialisierte Analysehäuser, die Fondsratings vergeben. Das vielleicht bekannteste ist Morningstar, das die besten Fonds der jeweiligen Kategorie mit fünf Sternen bewertet.

Leser von €uro am Sonntag oder den Schwesterpublikationen €uro und BÖRSE ONLINE können auch einfach einen Blick auf die FondsNote werfen. Sie ist das hauseigene Rating, das der Finanzen Verlag in Zusammenarbeit mit dem Analysehaus FondsConsult erstellt. FondsNoten finden sich in unserem Kursteil und in Chartkästen der Investor-Info, wenn dort Fonds besprochen werden. Die Spanne der Bewertungen reicht von 1 für "ausgezeichnet" bis 5 für "ungenügend".

Bewertet wird das Abschneiden eines Fonds gegenüber seinem Vergleichsindex und den anderen Fonds seiner Kategorie, der sogenannten Peergroup, in einem Zeitraum von vier Jahren. Dabei erhält die jüngere Entwicklung des Fonds ein etwas stärkeres Gewicht als die ältere Entwicklung.

Daneben spielt das Risiko, das der Fonds bei der Anlage eingegangen ist, eine wichtige Rolle. Je geringer dieses ist, desto positiver wirkt sich das auf die Gesamtnote aus. Das entspricht dem Bedürfnis von Privatanlegern nach einer attraktiven Rendite bei möglichst geringen Wertschwankungen.

Zusätzlich zu diesen quantitativen Kriterien fließen qualitative Aspekte in die Gesamtnote mit ein. Das Analysehaus FondsConsult überprüft beispielsweise, wie lange ein Manager sein Portfolio bereits steuert. Ist er seit mindestens vier Jahren verantwortlich, ergibt das die beste Teilnote 1, während weniger als ein Jahr von den Analysten mit der Note 5 bewertet wird. Analog zur Managerkontinuität wird auch die Kon­stanz des Investmentansatzes überprüft und benotet.

Am Schluss wird die €uro-FondsNote als Kombination aus der quantitativen und der qualitativen Note berechnet. Mit 30 Prozent hat die qualitative Note dabei das geringere Gewicht. Und sie kann auch nicht zu einer Verbesserung der Gesamtnote führen, sondern im Sinne einer Frühwarnfunktion nur zu einer Verschlechterung. Jeden Monat werden die FondsNoten neu berechnet und die auffälligsten Veränderungen oder Trends publiziert. Anleger können so erkennen, wann sie mal wieder einen Blick aufs Portfolio werfen sollten.

Gebühren nicht außen vor lassen


Übrigens: Auch viele ETFs, mit denen sich eine breit gestreute Anlage realisieren lässt, werden mit einer FondsNote bewertet. Warum auch nicht? Schließlich gelingt es aktiven Fonds häufig nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Also schneiden diejenigen Anlage­produkte am besten ab, die auf diesen Index setzen. Der Vorteil dieser passiven Vehikel ist ihre geringe Kostenbelastung (siehe Investor-Info).

Die Gebühren einer Anlage sollten ebenfalls ein Wegweiser bei der Entscheidung sein. Denn sie sind das Einzige, was bei einem Investment an der Börse schon im Vorhinein bekannt ist und was man beeinflussen kann. Fonds, die hohe Kosten aufweisen, müssen diese erst einmal einspielen, bevor sie Rendite für den Anleger abwerfen. Das kann kurz- und mittelfristig gelingen. Auf lange Sicht werden aber jene Portfolios im Vorteil sein, die schlanke Kosten haben.

Investor-Info

Investmentfonds
Für jeden Risikotyp


Der Kauf von Fondsanteilen bietet die Möglichkeit, bereits mit geringen Beträgen in unterschiedliche Anlageklassen zu investieren. Wer langfristig plant und auch größere Wertschwankungen verkraften kann, setzt auf ­Aktienfonds. Wer es ruhiger mag, auf Portfolios, die in solide Staats- und Unternehmensanleihen investieren. Den goldenen Mittelweg in puncto Risiko und Rendite bieten Mischfonds, die Anlageklassen kombinieren und die es in allen Ausprägungen von offensiv bis defensiv gibt. Ein Fonds legt in eine Vielzahl von Papieren an, was das Risiko im Vergleich zu einem Einzelinvestment senkt.

Indexfonds
Für Kostenchecker


Bei aktiv gemanagten Aktienfonds werden meist jährliche Verwaltungsgebühren von 1,5 Prozent und mehr fällig. Wesentlich günstiger investiert, wer auf ETFs setzt. Diese Produkte bilden die Wertentwicklung bei einem Börsenindex wie dem DAX eins zu eins ab. Da sie nicht aktiv gesteuert werden, sind sie schon für jährliche Gebühren von 0,2 Prozent und weniger erhältlich. Ob man auf ETFs setzen sollte, ist eine individuelle Abwägung. Denn trotz höherer Kosten schlagen längst nicht alle aktiven Fonds die Indexfonds.

Anlage-Empfehlungen
Für jeden Geschmack


Für die unten stehende Tabelle hat €uro am Sonntag vier aktiv gemanagte Fonds und ­einen ETF ausgewählt, die sich auch für Einsteiger gut eignen. Mit drei Portfolios setzt man ausschließlich auf Aktien: Der Fidelity-­Fonds konzentriert sich auf deutsche Werte, das Produkt von Comgest auf europäische ­Titel. Mit dem ETF von Invesco setzen An­leger kostengünstig auf rund 1.600 Unternehmen weltweit. Wer mit geringerem Risiko ­investieren will, wählt einen Mischfonds wie den Klassiker der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch (FvS). Mit dem RenditDeka, der auf europäische Anleihen setzt, sind die geringsten Wertschwankungen bei dennoch attraktiver Rendite zu erwarten.

Name ISIN EuroFondNote
Comgest Gr. Europe Opp. IE00B4ZJ4188 1
Fidelity Germany A LU0048580004 1
FvS Multiple Opport. R LU0323578657 2
Invesco MSCI World ETF IE00B60SX394 2
RenditDeka CF DE0008474537 1

Quelle: FondsConsult