Die Lebensversicherung gilt in Deutschland allgemein als sicherste Form der Geldanlage. Doch nun ist ein Versicherer nicht nur in die Insolvenz, sondern sogar in die Liquidation gegangen. Ein Branchenexperte erklärt, was passiert ist und was das jetzt für Kunden bedeutet.

Die FWU Life Insurance ist als erster großer Lebensversicherer seit Jahren in die Insolvenz und nun sogar in die Liquidation geraten. Für Kunden bedeutet das seit Monaten bereits große Fragezeichen, Unsicherheit und bürokratisches Chaos.

Insolvenz & Chaos bei Lebensversicherer

Um genauer zu klären, was hier vor sich geht, habe ich ein Interview mit Felix Früchtl, dem Geschäftsführer der ProLife GmbH, geführt. Seit Jahren kauft das Unternehmen Lebens- und Rentenversicherung an und bietet Kunden so eine schnelle Abwicklung. 

Herr Früchtl, mit der FWU Life Insurance ist ein Lebensversicherer relativ still und heimlich pleitegegangen. Nun kommt es zur Liquidation. Passiert das eigentlich häufig in diesem Bereich, oder ist dies eine Ausnahme?

Wir haben lange Zeit keine Zahlungsunfähigkeit mehr im Lebensversicherungsmarkt gesehen. 

Das Verschwinden der Mannheimer Versicherung liegt ja doch schon über 15 Jahre zurück. Insofern haben sich die Branche und die Versicherungsnehmer in den vergangenen Jahren in einer gewissen Sicherheit gewogen. 

Nun sind jedoch innerhalb von weniger als drei Jahren zwei Lebensversicherungsgesellschaften im deutschsprachigen Raum in Schieflage geraten. Hier sprechen wir von der oben genannten FWU Life Insurance S.A. und der Eurovita Lebensversicherung. 

Sind bei der FWU Life Insurance auch deutsche Kunden betroffen?

Leider ja. Insgesamt geht es aktuell um die Altersvorsorge von knapp 300.000 Sparern, deren Zukunft ungewiss erscheint. 

Wie groß dabei der Anteil der deutschen Versicherungsnehmer ist, lässt sich aktuell nicht exakt sagen. 

Ich gehe jedoch von einer sechsstelligen Zahl an Betroffenen in Deutschland aus. 

Wie geht es für Betroffene bei einem solchen Ereignis weiter? Kommt man dann zeitnah an sein Geld, muss man mit Verlusten rechnen, und wie hoch ist der bürokratische Aufwand?

Wichtig ist im Fall der FWU Life Insurance zu betonen, dass die Muttergesellschaft zwar im beschaulichen Grünwald bei München ihren Sitz hatte, die Versicherten jedoch über die Tochter „FWU Life Insurance S.A.“ in Luxemburg versichert waren. Man kann davon ausgehen, dass dies einem Großteil der Versicherten beim Abschluss dieser Sparverträge nicht bewusst war. 

Der massive Nachteil dieser Konstellation ist, dass die deutsche Sicherungseinrichtung, Protektor, die bei einer Zahlungsunfähigkeit einer deutschen Versicherung einspringen würde, in diesem Fall nicht greift, da sich der betroffene Versicherungskonzern im Ausland befindet. 

Trotz vieler Stimmen aus der Branche, die sich anfangs sicher waren, dass das Aussetzen der Leistungen gegenüber den Sparern nur eine vorübergehende Maßnahme sei, wurde nun Ende Januar 2025 offiziell von der luxemburgischen Aufsichtsbehörde kommuniziert, dass die Kundenverträge liquidiert werden. 

Forderungen einzelner Kunden sind bis Januar 2028 beim Insolvenzverwalter der Versicherung einzureichen. 

Das ist, Stand heute, leider auch die einzige Option, die Geschädigte derzeit haben. Bis die Kunden an ihr Geld kommen, werden noch einige Jahre vergehen. Und wie hoch die Quote ausfallen wird, die man dann tatsächlich noch erhält, steht wahrlich „in den Sternen“.

Wie sicher sind eigentlich Lebensversicherungen im Hinblick auf die Insolvenzrisiken? Machen hier viele Sparer mit Blick auf die vermeintlich sichere Geldanlage einen Denkfehler?

Man muss bei aller Aufregung eingestehen, dass die beiden zuvor genannten Pleiten ausländische Versicherer betreffen. 

Die deutschen Lebensversicherer sind aufsichtsrechtlich noch einmal deutlich strenger reguliert. Ebenso gibt es in Deutschland mit dem angesprochenen Protektor eine Auffanggesellschaft, die für die Ersparnisse der Kunden einspringt, wenn eine Versicherung in die Pleite rutschen sollte. 

Was aber auch klar angesprochen werden muss, ist, dass die Kapitalausstattung des Sicherungsfonds Protektor nur dazu dienen könnte, kleine bis mittlere Versicherungsgesellschaften aufzufangen. 

Sollte es größere Konzerne treffen oder sollten mehrere Versicherungen gleichzeitig in Schieflage geraten, wird wohl der Staat in Form der Steuerzahler eingreifen müssen. 

Kurz gesagt: Eine deutsche Lebensversicherung ist rein faktisch durchaus noch sicher. Was aber auch sicher ist, ist eine im Vergleich zum Kapitalmarkt sehr magere Rendite. 

Sind dann Lebensversicherungen angesichts dessen und der schlechten Renditen, die sie abwerfen, überhaupt noch wirklich attraktiv?

Wenn man den vermeintlichen Sicherheitsaspekt und gegebenenfalls abgedeckte Risiken in solchen Verträgen außen vor lässt und nur auf die reine Nettorendite dieser Verträge abstellt, eignet sich diese Sparform weder für den Vermögenserhalt noch für den Vermögensaufbau. Das ist schon lange nicht mehr der Fall.

Natürlich sind diese Verträge höchst individuell zu betrachten, und jeder Besitzer eines solchen Vertrags sollte seine eigene Einschätzung vornehmen. Aber unsere Expertise aus den letzten 18 Jahren zeigt klar, dass ein Großteil der Verträge die Inflationsrate nicht schlägt – und dass sich die Versicherungsnehmer somit wortwörtlich „arm sparen“. Das liegt neben den hohen Kostenquoten in diesen Verträgen, vor allem auch an der fehlenden Anlageflexibilität, den Versicherungsgesellschaften unterliegen.  

Lesen Sie auch:

Geheimes Wissen? Insider verkaufen und kaufen jetzt diese beliebten Aktien wie AMD, Pfizer & Co.

Oder:

Absturz um -40%: SDAX-Aktie bricht am Montag massiv ein – Was tun?