Historiker, die wissen wollen, was die Menschen im Laufe der Jahrzehnte wirklich beschäftigt hat, können sich beim Statistischen Bundesamt irgendwelche Zahlenreihen besorgen und damit jonglieren. Aussagekräftiger könnte jedoch ein Blick darauf sein, wie an Ladenkassen kommuniziert wurde. 1989 gab es zum Beispiel den TV-Spot, in dem Hella von Sinnen an der Supermarktkasse rief: "Tiiina, wat kosten die Kondome?" 1989 war also nicht nur das Jahr des Mauerfalls, sondern das Jahr, in dem die Leute aufgerufen wurden, sich gegen die potenziell tödliche Ansteckung mit der Immunschwächekrankheit Aids zu schützen.

Heutzutage geht es an Ladenkassen weniger um Kondome als vielmehr vergleichsweise lustlos ums Sparen. Die Fragen "Sammeln Sie Treuepunkte?" oder ihre Verwandte "Haben Sie eine Bonuskarte?" sind längst zum Standard geworden. Deutschland, das im Ruf steht, Geiz geil zu finden, sammelt Punkte, dass es kracht. Punktesammeln geht im Allgemeinen sowohl im stationären Einzelhandel als auch beim Onlineshoppen. Allerdings nur dann, wenn der Händler mit dem entsprechenden Rabattsystemanbieter (also Payback & Co) zusammenarbeitet.

Wer im Internet einkauft, kann nicht nur Punkte sammeln, für die es ab einer bestimmten Anzahl zum Beispiel Salatbesteck oder ein Kochtopfset als Belohnung gibt, sondern sichert sich gleich direkt Cashback. Also eine Ersparnis in Euro und Cent, die in Gestalt einer Überweisung aufs Konto sichtbar wird. Dazu melden sich Verbraucher bei einem Cashbackanbieter an und kaufen über diesen online bei angebundenen Händlern ein. Die ING beziffert die Spanne des Cashbacks, also des Anteils, der zurückerstattet wird, auf ein bis zehn Prozent des Nettokaufpreises (ohne Mehrwertsteuer). Cashback-Anbieter Linkomat nennt drei bis acht Prozent.

Das Geschäftsmodell funktioniert im Prinzip so: Händler arbeiten mit den Bonussystemanbietern zusammen, weil sie darüber an mehr Kunden kommen. Für diese Dienstleistung zahlen sie einen bestimmten Anteil vom Nettoeinkaufsbetrag (Cashback) oder Bruttobestellwert (Rabattkarten) der Kunden an die Anbieter der Bonus- und Rabattsysteme. Hiervon reichen diese einen Teil an die Kunden weiter - in Gestalt von Punkten, Geld oder Meilen (Sonderfall Miles & More).

Trotz Bonus: Preise vergleichen!

Verbraucher nehmen im Schnitt an 4,6 Bonus- oder Vorteilsprogrammen teil, fand Splendid Research im jüngsten "Bonusprogramm Monitor" heraus. Dazu hatten die Marktforscher hierzulande gut 1500 Personen online befragt. Etwa zwei Drittel der Teilnehmer erklärten, sie seien bei Cashback dabei, weil sie so Geld sparen und Schnäppchen machen könnten. Dass diese Rechnung immer aufgeht, bezweifeln Verbraucherschützer. Der Grund: Die Cashback-Portale arbeiten nicht immer mit den günstigsten Anbietern zusammen. Da kann es bei einem Händler trotz Cashback unterm Strich teurer sein, einen Fernseher zu kaufen, als bei einem Konkurrenten, der nicht mit Cashback-Anbietern verbandelt ist und von vornherein einen geringeren Preis verlangt.

Der Boom beim Sammeln von Punkten und Cashback veranlasste BÖRSE ONLINE dazu, das Deutsche Kundeninstitut (DKI) mit dem Test "Bestes Bonussystem 2020" zu beauftragen. Die Düsseldorfer konzentrierten sich dabei auf händlerübergreifende Anbieter und bewerteten die Qualitäten von sechs Cashback- und drei Rabattkartensystemen.

Bei den Cashback-Adressen (zum Beispiel Andasa, Elitebonus.de oder Linkomat) betrachtete das DKI 355 Einzelkriterien in den Kategorien Angebot, Konditionen und Kundenservice.

Bei den Rabattkartenspezialisten (Payback, Deutschlandcard, Miles & More) umfasste der Check 310 Kriterien (siehe "So wurde getestet"). Um die Angebote hinsichtlich ihrer Konditionen vergleichbar zu machen, fragten die Tester die Rabatthöhen bei den 30 umsatzstärksten Onlineshops ab, darunter Apple.com, Douglas.de, Esprit.de, Ikea.com/de, Lidl.de und Zalando.de.

Testsieger: Payback und Linkomat

Am besten schnitten im Test der Rabattkartenanbieter Payback und das Cashback-Portal Linkomat ab. Beide bekamen die Gesamtnote "sehr gut", die obendrein auch noch der Drittplatzierte Deutschlandcard schaffte. Payback überzeugte die Tester mit der höchsten Anzahl exklusiver Handelspartner (Onlineshops und stationäre Geschäfte). Besonders positiv wurde zudem gewertet: Payback eröffnet als einziger Rabattkartenanbieter die Möglichkeit, gesammelte Punkte in Euro umgewandelt auf ein Konto überweisen zu lassen. Der Anbieter empfängt Neukunden mit zusätzlichen Punkten und fällt bei den abgefragten 30 Onlineshops immer wieder mit den höchsten minimalen Rabatthöhen auf. Nur beim Kundenservice gab es ein paar Abzüge, etwa dafür, dass Anfragen per E-Mail eher langsam beantwortet wurden. Cashback-Champion Linkomat fiel mit dem größten Netzwerk auf. 17 000 Onlineshops, davon 14 000 exklusiv, bedeuten im Test Rekord. Das gesammelte Cashback wird den Kunden schneller gutgeschrieben als bei anderen Anbietern, sofern Interessenten am Monatsende den Antrag zur Auszahlung stellen. Obendrein erhalten Linkomat-Kunden in zehn der 30 gecheckten Onlineshops und somit am häufigsten die höchsten Rabatte. Beim Kundenservice entpuppte sich Linkomat zwar nicht als besonders schnell, aber die Prüfer empfanden die Antworten auf E-Mail-Anfragen als am freundlichsten.

Tabellenletzter: Elitebonus.de

Cashback-Anbieter Elitebonus.de landete mit der Gesamtnote "befriedigend" auf dem letzten Platz. Dafür war insbesondere das schwache Abschneiden in der Sparte "Konditionen" verantwortlich. Hier reichte es nur zu einem "ausreichend". Wesentliche Gründe dafür: Elitebonus.de bietet nur wenige regelmäßige Rabattaktionen an und das System fiel im Test mehrfach mit zweitniedrigsten Rabatten auf.

Die Zahl der Onlineshops, in die Kunden via Elitebonus.de gelangen, ist die zweitgeringste im Test. Mit 14 der 30 größten Onlineshops hat der Anbieter hier neben Wondercashback die geringste Auswahl. Negativ wurde auch gewertet, dass Elitebonus.de weder eine App noch ein Browser-Plug-in für die Kunden anbietet. Letzteres informiert zum Beispiel regelmäßig über Cashback-Aktionen.

Bestens ist dagegen der Kundenservice. Hier marschierte Elitebonus.de auf Platz 1 durch. Der Anbieter überzeugte mit Schnelligkeit bei E-Mail-Anfragen. Und, nicht selbstverständlich, alle Fragen wurden beantwortet, und zwar vollständig. Noch eine Besonderheit: Anders als bei den Cashback-Anbietern, bei denen Kunden sofort erkennen können, wie viel Cent oder Euro sie zurückbekommen, bedarf es bei den Rabattsystemen einer Übersetzung von Punkten und Meilen in Euro. Bei Payback und Deutschlandcard entspricht ein Punkt einem Cent. Miles & More gibt kein Äquivalent an. Das DKI aber hat analysiert, was es im Prämienshop von Miles & More für gesammelte Meilen gibt - und kam zum Ergebnis, dass eine Prämienmeile etwa 0,4 Cent entspricht.

DKI-Chef Jörn Hüsgen fasst zusammen: "Ganz gleich, ob Euro, Punkte oder Meilen: Verbraucher können mit den Bonussystemen viel Geld sparen. Sie sollten aber genau prüfen, welcher Anbieter am besten zu ihnen passt - und beim Einkaufen das Preisevergleichen nicht vergessen." Notfalls also einfach eine Tiiina fragen, die weiß, wo was wie viel kostet. bernhard bomke


So wurde getestet

Beim ersten Test "Bestes Bonussystem" für BÖRSE ONLINE checkte das Deutsche Kundeninstitut (DKI) sechs Cashback- und drei Rabattkartenanbieter auf ihre Qualitäten. Die Tester befragten die Anbieter, analysierten deren Internetseiten, fragten Kunden nach ihrer Zufriedenheit mit den Bonussystemen und prüften die Servicequalitäten mit verdeckten Mails und Social-Media-Checks. Bewertet wurde am Ende in den drei Kategorien Konditionen, Angebot und Kundenservice.

Konditionen (Gewicht 40 Prozent): Hier wurden eventuelle Gebühren für das Nutzen der Bonussysteme ermittelt, Rabattaktionen gezählt, Rabatthöhen registriert sowie mit Blick auf 30 Onlineshops verglichen, die Gültigkeitsdauer von Cashbacks und Punkten erfasst - und bewertet, wie hoch die Auszahlungshürde liegt.

Angebot (40 Prozent): In dieser Kategorie geht es um den Leistungsumfang der Bonussysteme - die Anzahl der Partnerhändler/Onlineshops, Anzahl der exklusiven Partner, Teilnahmevoraussetzungen, Kündigungsfrist und Angebot einer App.

Kundenservice (20 Prozent): Hier prüfte das DKI unter anderem, wie freundlich, schnell und kompetent die Anbieter auf Mail-Anfragen reagierten.