In der Betongold-Branche werden erfahrungsgemäß hohe Geldsummen gewaschen. Wirtschafskriminalitäts-Expertin Zoe Pfeiffer zu den Hintergründen 

Börse Online: Warum rückt der deutsche Immobilienmarkt stärker in den Fokus der Strafverfolgungsbehörden?

Zoe Pfeiffer: Die Branche ist besonders anfällig für Geldwäsche. Das ist auf eine Kombination aus hoher Attraktivität für Investitionen, regulatorischen Schwächen und Möglichkeiten zur Verschleierung der wirtschaftlich Berechtigten zurückzuführen. So sind die zuständigen Aufsichtsbehörden oft personell und finanziell unterbesetzt, was die effektive Überwachung und Durchsetzung der Geldwäschevorschriften zusätzlich erschwert. 

Hat die Immobilienbranche akuten Bedarf an mehr Spezialisten für die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität? 

Die derzeitige Krise in der Immobilienbranche wirkt sich ambivalent auf Geldwäscheaktivitäten aus. Einerseits führt die insgesamt geringere Anzahl von Immobiliengeschäften dazu, dass Geldwäschefälle leichter erkannt werden können. Auf der anderen Seite schaffen jedoch erhöhte Risikobereitschaft und mögliche Schwächungen der Überwachungsmechanismen durch eine Verlagerung der Aufmerksamkeit in Compliance-Abteilungen auf die aktuellen Marktveränderungen neue Chancen für Geldwäscher.  

Wie wirken sich hier die zuletzt gesunkenen Immobilienpreise aus?

Krisenbedingte Preisschwankungen erschweren die Bewertung ungewöhnlicher Transaktionen, was es Geldwäschern erleichtern könnte, sich in den Markt einzuschleusen. Auch die Zunahme an Notverkäufen bietet Gelegenheiten für Deals, die möglicherweise ohne umfassende Prüfung abgeschlossen werden können. 

Welche Folgen hat diese Entwicklung  für die Betongold-Branche? 

Die Krise verändert die Immobilienlandschaft erheblich und bringt sowohl neue Herausforderungen als auch potenzielle Schlupflöcher für Geldwäscher mit sich. Dies verstärkt den Bedarf an Fachleuten, die sich mit der Bekämpfung von Geldwäsche beschäftigen. Es ist entscheidend, dass Experten schnell den neuen Status quo analysieren, um potenzielle Grauzonen und kriminelle Aktivitäten zu identifizieren, und verdächtige Transaktionen intensiv überwachen und professionell verfolgen. 

Was bedeutet dies konkret für Immobilienunternehmen? 

Gesellschaftliche und rechtliche Entwicklungen haben den Bedarf der Immobilienbranche an Kriminalbeamten mit forensischen Fähigkeiten und Geldwäschewissen stark erhöht. Die Einführung strengerer Regulierungen, wie der Sanktionsdurchsetzungsgesetze und des Barzahlungsverbots, erfordert umfassendere Compliance-Maßnahmen.  

Welche Rolle spielt dabei der technische Fortschritt?

Digitalisierung und Cyberrisiken haben im Immobilien-Sektor neue Herausforderungen geschaffen, die spezialisierte Fachkräfte mit Expertise in digitalen und traditionellen Sicherheitsbedrohungen erforderlich machen. Diese Trends zeigen sich in einer wachsenden Nachfrage nach Forensikern, die nicht nur Geldwäsche aufdecken, sondern auch moderne digitale Bedrohungen bewältigen können.

Das ganze Interview mit Zoe Pfeiffer lesen Sie im Monatsmagazin €uro, ab 17. August im Handel und hier als digitale Ausgabe erhältlich

Zoe Pfeiffer
BludauPartners
Zoe Pfeiffer

Zur Person: 

Zoe Pfeiffer ist Principal Consultant bei BludauPartners Executive Consultants in Frankfurt am Main. Sie berät Großunternehmen und inhabergeführte Mittelstandsfirmen in den Branchen Real Estate und Wirtschaftskriminalität.