Immer mehr Deutsche interessieren sich für Konten und Depots in der Schweiz, doch die Hürden sind oft hoch und die Bedingungen komplex. Experte Anton Götzenberger erklärt, worauf Anleger besonders achten sollten – von Mindestanlagen über Währungsrisiken bis hin zu steuerlichen Kniffen. Erfahren Sie, warum viele eidgenössische Banken auf den ersten Blick abwinken und was dahinter steckt.

Börse Online: Bei Anfragen von Journalisten, ob Kunden aus Deutschland direkt Konten in der Schweiz eröffnen können, wimmeln eidgenössische Institute oft ab. Ist die Realität eine andere? 

Anton Götzenberger: Nach meinen Erfahrungen sind deutsche Anleger bei eidgenössischen Geldinstituten willkommen. Es mag sein, dass die eine oder andere Schweizer Bank bei Presseanfragen zurückhaltend reagiert.

Was sind dann die Gründe dafür?

Die Schweizer Bank kann etwa von der deutschen Finanzmarktaufsicht keine Freistellung erteilt bekommen haben – und kann dann ohne Vermittlung durch deutsche Finanzdienstleiser oder Banken des Europäischen Wirtschaftraums (EWR) keine grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen in Deutschland anknüpfen. Denn eidgenössische Geldinstitute ohne entsprechende Freistellung dürfen in Deutschland kein Geschäft akquirieren. 

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Gibt es nach Ihrer Erfahrung Mindestanlagen, die deutsche Kunden bei  einer Kontoeröffnung in der Schweiz mitbringen sollten?

Hier entscheidet jedes Institut selbst. Empfehlenswert ist eine Mindestanlagesumme von 500.000  Euro, denn die Erträge sollen ja die Kosten übersteigen. Mit kleinen Anlagesummen lassen sich die Gebühren oftmals nicht erwirtschaften.

Konten in der Schweiz besser in Franken oder Euro führen — was ist aus Ihrer Sicht vorteilhafter?

Die Frage ob Euro oder Franken ist weniger eine fiskalische. Es ist vielmehr eine Frage der Risikofreudigkeit des Anlegers und ob dieser anhand seiner Vermögensstruktur Fremdwährungsrisiken eingehen möchte. Mit Franken-Anlagen kommt eben grundsätzlich auch ein Währungsrisiko dazu.  

Und in puncto Steuern?

Steuertechnisch gesehen, erstellen Schweizer Banken deutsche Steuerreports regelmäßig in der Referenzwährung Euro. Fremdwährungsgewinne oder Verluste werden zusätzlich zu den Kapitalerträgen wie Zinsen, Dividenden und  Veräußerungsgewinne ermittelt und ausgewiesen. Franken-Konten verursachen hier steuerlich  also keinen Zusatzaufwand.  

Anton Götzenberger
Foto: Anton Götzenberger/steueroffice-goetzenberger.de
Schweiz-Experte Anton Götzenberger

Zur Person

Anton Rudolf Götzenberger ist Steuerberater in Halfing bei Rosenheim und auf die steueroptimierte Vermögens- und Nachfolgeplanung sowie auf Unterstützung und Beratung  bei Selbstanzeigen spezialisiert. Er ist zudem Autor mehrerer Fachbücher. Sein Werk „Optimale Vermögensübertragung“, das im kommenden Jahr im NWB Verlag in siebter Auflage erscheinen wird, gilt als Klassiker. 

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