Die Digitalisierung ist seit Jahren auf dem Vormarsch: Das Internet, der PC und das Smartphone spielen im Alltag vieler Menschen eine immer wichtigere Rolle. Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Abstandsgebote, die Maskenpflicht in Geschäften und die Arbeit von Zuhause aus beschleunigen diese Entwicklung noch.
Kurzum: Ein noch größerer Teil des Lebens als bisher schon findet aktuell (leider) online statt. Das gilt auch fürs Regeln der persönlichen Finanzen - etwa in Gestalt von Onlinebanking und Onlinekrediten. Gerade das Aufnehmen eines Kredits gewinnt in der Krise an Bedeutung. Sei es, weil größere Anschaffungen wegen der für sechs Monate gesenkten Mehrwertsteuersätze leichter zu stemmen sind; sei es, weil durch Kurzarbeit oder Auftragseinbruch das Geld knapp wird. Finanzexperten raten Verbrauchern zudem, lieber vorsorglich einen Kredit aufzunehmen, als zu riskieren, ihr Konto zu überziehen. Denn bei den Dispozinsen langen die meisten Banken weiter kräftig zu: Im Mai lag der Zinssatz für einen Dispokredit nach Angaben der Bundesbank im Schnitt bei 7,59 Prozent - und damit fast auf dem gleichen Niveau wie 2019.
Die gute Nachricht für Verbraucher: Für einen Kredit werden meist deutlich geringere Zinsen fällig. Das zeigt der Test von Ratenkrediten des Deutschen Kundeninstituts (DKI) im Auftrag von €uro am Sonntag. Getestet wurden Filialbanken (Euro am Sonntag-Ausgabe 33-2020) und Onlinebanken (Euro am Sonntag-Ausgabe 34-2020).
Der Onlinekredit unterscheidet sich hinsichtlich Kreditsumme, Laufzeit und Kreditkonditionen nicht von anderen Kreditarten. Lediglich der Vertriebsweg ist ein anderer. Das Festlegen der Konditionen und sogar der Abschluss erfolgen über das Internet ohne direkten Kontakt zu einem Mitarbeiter in der Filiale (Unterlagen können aber auch postalisch versendet werden). Kunden erhalten dann von der Bank ein Darlehen, das sie mit einer festgelegten monatlichen Rate zurückzahlen müssen.
Große Unterschiede bei den Kosten
Zum Test: Das DKI nahm Kredite von 13 überregionalen Anbietern unter die Lupe. Bei zehn Instituten schauten sich die Prüfer bonitätsabhängige Online-Ratenkredite an. Die drei Adressen Comdirect, Deutsche Kreditbank und ING wurden hinsichtlich ihrer Angebote von nicht bonitätsabhängigen Online-Ratenkrediten gecheckt. Vorab schon mal so viel: Die Kosten der 13 Häuser unterscheiden sich teils sehr stark.
Der Check des DKI umfasste rund 500 Kundenkontakte, die anhand von 180 Einzelkriterien bewertet wurden. Zur besseren Vergleichbarkeit der Angebote entwarfen die Prüfer zehn Musterfälle für unterschiedliche Kreditnehmer, die Ratenkredite im Umfang von 5.000 bis 35.000 Euro abschließen sollten (siehe Tabelle unten). Hierfür holten die Prüfer die konkreten Konditionen der Anbieter ein.
Zudem wurden die 13 Institute um weitere Informationen gebeten, die insbesondere in die Testkategorien Konditionen und Kreditangebot einflossen. Zu Testzwecken wandten sich die Musterkunden obendrein per Telefon und E-Mail an die Banken, um herauszufinden, wie kompetent, schnell und freundlich die Mitarbeiter auf Anfragen reagieren.
Für die Musterfälle neun und zehn wurden die Anbieter außerdem gebeten, die Konditionen für eine Restschuldversicherung (Absicherung gegen Tod, Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit) zu nennen. Die Kosten für die Restschuldversicherung wurden mit geringem Gewicht ebenfalls bewertet.
Die wichtigsten Kriterien des Tests finden Sie weiter unten ("So wurde getestet") ebenso wie die Tabellen mit den einzelnen Kategorien "Gesamtwertung", "Konditionen", "Kreditangebot" und "Kundenservice".
Targobank punktet mit Flexibilität
Bei den bonitätsabhängigen Online- Ratenkrediten entschied Vorjahressieger Targobank den Test auch diesmal für sich. Wie bereits beim Test von Filial-Ratenkrediten (Euro am Sonntag-Ausgabe 33-2020) überzeugte die Targobank auch hier mit einem sehr guten Kreditangebot: In sieben der zehn Musterfälle fallen beim Testsieger die niedrigsten Kosten an. Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität des Onlinekredits. Änderungswünsche der Kreditkunden während der Laufzeit, wie etwa die Raten zu senken oder zu erhöhen, sind kostenfrei. Nur für Stundungen werden zusätzliche Gebühren fällig.
Weitere Pluspunkte: Sowohl Rentner als auch Selbstständige und Freiberufler können einen Kredit beantragen - das ist im Vergleich eher die Ausnahme. Auch im Bereich Kundenservice überzeugte die Targobank. Die Hotline-Mitarbeiter wurden von den Prüfern als überdurchschnittlich freundlich, hilfsbereit und kompetent bewertet.
Mit der Gesamtnote "befriedigend" schnitten die Consorsbank und die Creditplus Bank bei den bonitätsabhängigen Onlinekrediten am schlechtesten ab. Allerdings fiel den DKI-Testern keines der Angebote extrem negativ auf. Hauptmanko der beiden Schlusslichter im Test waren die vergleichsweise hohen Zinssätze: Die Consorsbank verlangt bei acht Musterfällen die höchsten effektiven Jahreszinssätze; die Creditplus Bank in einem Fall. Positiv fiel den Prüfern hingegen auf, dass Kunden der Creditplus die Möglichkeit haben, einen vereinfachten Antrag bei Kleinkrediten unter 3.000 Euro zu stellen.
Deutsche Kreditbank überzeugt
Spitzenreiter bei den Anbietern nicht bonitätsabhängiger Online-Ratenkredite wurde die Deutsche Kreditbank mit der Gesamtnote "sehr gut". Auf den weiteren Plätzen folgten Vorjahressieger ING und die Comdirect. Beide Anbieter erhielten die Gesamtnote "gut".
Die Deutsche Kreditbank (DKB) überzeugte bei den Musterfällen eins bis acht mit den niedrigsten Kosten und den niedrigsten effektiven Jahreszinssätzen. Weitere Vorteile: Die DKB bietet auch Freiberuflern, Selbstständigen und Rentnern einen Kredit an. Zudem können Kunden bereits ab einer Summe von 2.500 Euro einen Kredit beantragen - das ist die niedrigste Summe in der Kategorie "nicht bonitätsabhängig". Als einzige Bank bei den bonitätsunabhängigen Anbietern haben Kunden der Deutschen Kreditbank die Option, zusätzlich zum Kredit eine Restschuldversicherung abzuschließen. Und: Die Hotline-Mitarbeiter konnten alle via Telefon gestellten Fragen zufriedenstellend beantworten.
Sparpotenzial von bis zu 6.171 Euro
Eine weitere Erkenntnis unseres Tests: "Je höher der Kreditbetrag und je länger die Laufzeit, desto größer sind die Unterschiede, die sich hinsichtlich der Kosten feststellen lassen", fasst DKI-Chef Jörn Hüsgen zusammen. Zwischen dem jeweils günstigsten und dem teuersten Angebot bei den bonitätsabhängigen Krediten liegen je nach Darlehenshöhe Differenzen von 135 bis 6.171 Euro. Bei den nicht bonitätsabhängigen Angeboten reichen die Unterschiede immerhin von 38 bis 1.604 Euro. Die Zinssätze liegen zwischen 1,74 und 6,49 Prozent. Vergleichen lohnt sich also. Und mit Blick auf die Vorwoche zeigt sich: Nicht jeder Onlinekredit ist günstiger als ein Kredit, den man persönlich beim Bankberater abschließt.