Eigentlich müsste es den Krankenkassen in Zeiten der Pandemie gut gehen. Viele Operationen, die nicht unbedingt nötig waren, wurden aufgeschoben, viele Wartezimmer waren verwaist. Trotzdem sind die Zusatzbeiträge für viele Mitglieder der gesetzlichen Kassen zum 1. Januar 2021 im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Und auch der Zuschuss des Bundes ist im Lauf des Jahres von 14,5 auf 21,5 Milliarden Euro angewachsen. "Er müsste noch weitere sieben Milliarden Euro steigen, aber in den Wochen nach der Wahl wird sich -dazu keine alte oder neue Bundesregierung durchringen können", sagt Thomas Adolph, der das Portal kassensuche.de betreibt und ein intimer Kenner der Branche ist.
Da die Kassen fürs Erste nicht mit dem Geld rechnen können, geht Adolph davon aus, dass sie teurer werden. "Es kann gut sein, dass der Zusatzbeitrag im Schnitt um 0,6 Prozentpunkte steigt." Die Hälfte davon zahlt der Arbeitgeber, den Rest der oder die Versicherte. In -Euro und Cent hieße das, dass die gesetzliche Krankenversicherung für Versicherte mit 4000 Euro monatlichem Bruttoeinkommen im Schnitt pro Monat um zehn Euro teurer würde.
Wem das zu viel ist, der kann, sobald die Erhöhung bekannt gegeben wurde, leicht die Krankenkasse wechseln, denn sobald der Beitrag steigt, haben Kassenmitglieder ein Sonderkündigungsrecht und können ihre Kasse binnen weniger Wochen verlassen. Schon heute gibt es unter den Kassen enorme Beitragsunterschiede. So kostet bei einem Monatsbrutto von 4000 Euro die Mitgliedschaft in der günstigsten der bundesweit geöffneten Krankenkassen pro Monat 42,60 Euro weniger als in der teuersten.
Nun sollte der Beitrag wichtig, aber nicht das wichtigste Kriterium sein, wenn es darum geht, die Krankenkasse auszuwählen. Denn die Kassen bieten bisweilen viel mehr, als den meisten bekannt ist. Je nach Zielgruppe, die eine Krankenkasse anvisiert hat, ist sie eher bereit, im gesetzlichen Rahmen Zusatzleistungen zu erbringen. Und auch wenn diese Extras in mageren Zeiten eher zurückgefahren werden, gibt es nicht wenige Kassen, die entweder gut haushalten oder schlicht bestimmte Zusatzleistungen anbieten wollen. Um diese Vielzahl von Unterschieden zu ordnen, hat €uro gemeinsam mit dem Portal gesetzlichekrankenkassen.de fünf Musterkunden gebildet, die grundverschiedene Wünsche und Bedürfnisse haben.
Ein Blick in die Auswertung, die wir auf den folgenden Seiten für jeden -Musterkunden tabellarisch abgedruckt haben, zeigt, dass es nur wenige Krankenkassen schaffen, es allen recht zu -machen. Ausnahmen sind wie im Vorjahr die Techniker Krankenkasse (TK) und die Hanseatische Krankenkasse (HEK), die es bei allen Musterkunden unter die besten zehn Anbieter schaffen. Diese beiden wären die Alternative für alle, die sich in keinem der Muster-kunden wiederfinden und eine Krankenkasse suchen, die in fast allen Belangen viel -Leistung verspricht.
Noch ein Tipp von Kassenkenner Adolph: Wer wirklich sparen will, sollte sich erkundigen, wie und in welchem Umfang seine Kasse Beiträge zurück-erstattet (siehe Seite 124). "Hier sind in der Spitze bis zu 600 Euro drin", so Adolph. Das sind für Menschen, die 4000 Euro pro Monat brutto verdienen, umgerechnet fast zwei Monatsbeiträge.
So haben wir getestet
Obwohl rund 96 Prozent aller Leistungen gesetzlich vorgeschrieben sind, ist kaum eine -Krankenkasse direkt mit der anderen vergleichbar. Die übrigen vier Prozent sind durchaus interessant, und lange nicht jede Krankenkasse leistet für alles. Um die Wahl der Krankenkasse möglichst einfach zu machen, hat €uro die besten -Krankenkassen für fünf Kundengruppen zusammengestellt.
1. Krankenkassen mit den umfassendsten Versorgungs-angeboten im Krankheitsfall
Gerade für Chroniker und schwer erkrankte Personen ist eine verbesserte -Versorgung existenziell wichtig. Hier sind -Kassen vorn, die ihren Versorgungsauftrag ausgesprochen ernst nehmen und sich etwa Gedanken über verbesserte und strukturiert -gestaltete Versorgung (sogenannte Besondere Versorgung) machen.
2. Kassen mit einem starken Angebot an alternativer und sanfter Medizin
Immer mehr Menschen suchen Behandlungsalternativen abseits der Schulmedizin und es besteht der starke Wunsch nach -alternativen, von der Kasse auch -bezahlten Behandlungsmethoden.
3. Familienorientierte Krankenkassen
Wer bereits Kinder hat oder kurz vor der Geburt steht, hat besondere Anforderungen an seine Krankenkasse. Somit sind kinder- und familienbezogene Mehrleistungen für diese Kundengruppe besonders bedeutsam.
4. Kassen mit dem größten Sparpotenzial
Das sind die richtigen Krankenkassen für all diejenigen, denen bei der gesetzlichen Krankenkasse die Pflichtleistungen vollkommen ausreichen und die dafür finanzielle Vorteile nutzen möchten. Geboten werden günstige Beiträge, Beitrags-rückerstattungen bei Leistungsfreiheit, -spezielle Vorteilsprogramme mit Spar-potenzial und finanziell attraktive Bonusprogramme. Auch sind kostenfreie professionelle Zahnreinigungen berücksichtigt.
5. Für Berufseinsteiger besonders geeignete Krankenkassen
Die Anforderungen dieser Altersgruppe zwischen meist 16 und 25 Jahren sind oft anders als im späteren Leben.
Die Basis der Auswertung sind alle allgemein geöffneten Krankenkassen, die jeder gesetzlich Versicherte wählen kann. Krankenkassen, die ausschließlich für Mitarbeiter und deren Angehörige -eines -bestimmten Unternehmens offenstehen, wurden nicht bewertet. Der Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse kann mit einer Kündigungsfrist von zwei vollen Monaten ohne Problem erfolgen - Gesundheitsfragen oder andere -Einschränkungen gibt es hier nicht! Nach dem Wechsel ist man maximal zwölf Monate an diese neue Krankenkasse gebunden. -Somit ist das "Ausprobieren" einer leistungsstärkeren Krankenkasse -ohne Risiko möglich - gerade auch für bereits kranke Menschen! Damit unsere Leser für sich schnell und einfach die richtige Krankenkasse aus den aktuell 75 allgemein geöffneten Kassen -finden, haben wir diese in zwei Gruppen, die erfahrungsgemäß unterschiedliche Schwerpunkte setzen, eingeteilt:
Bundesweit aktive Krankenkassen: Das sind Krankenkassen, die in allen Bundesländern geöffnet sind.
Regionale Kassen: Diese haben manchmal nur in einem einzigen, manche in vielen Bundesländern geöffnet, aber eben nicht bundesweit.
Die Bewertung an sich beruht auf den -Daten unseres Kooperationspartners www.gesetzlichekrankenkassen.de mit Stand 1. September 2021. Danach erfolgte Leistungsmeldungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden. Dabei haben wir in jedem Bereich die maximal möglichen Punkte als 100 Prozent gewertet und dann berechnet, wie viel Prozent der möglichen Gesamtleistung die jeweilige Kasse erreicht hat. Aus Platzgründen wurden jeweils nur die besten Anbieter dargestellt.
Je nach Höhe dieses Werts wird die €uro-Note für den jeweiligen Leistungsbereich vergeben.
Hier finden Sie die Gesamtbewertungen als PDF
Krankenkassen für Sparfüchse
Krankenkassen für Berufseinsteiger
Krankenkassen für alternative Medizin