Eine alte Kaufmannsregel besagt: "Im Einkauf liegt der Gewinn." Diese Regel gilt auch und gerade an der Börse. Denn eine Aktie ist eine Aktie ist eine Aktie, ganz gleich über welchen Broker sie gekauft wurde. Daher kann man bei der Wahl seines Brokers durchaus auch die (Order-)Kosten als wichtiges Kriterium mit in den Auswahlprozess einbeziehen. Und hier können Onlinebroker gegenüber klassischen Filialbanken aufgrund schlankerer Kostenstrukturen kräftig punkten.
Doch Achtung: Nicht jeder Broker bietet den Handel an allen Börsenplätzen und mit allen gewünschten Assetklassen (siehe Folge 1 der Serie in Ausgabe 14/2021). Wenn mehrere Broker allerdings alles Gewünschte in Sachen Orderplätzen und Assetklassen bieten, kann man sich bei der Wahl durchaus am Preis orientieren. Und auch für alle, die bereits ein Depot haben, kann es sinnvoll sein, sich die Preisstrukturen genauer anzuschauen. Vielleicht lohnt ja ein Brokerwechsel.
Daher hat BÖRSE ONLINE für 15 bundes- weit aktive Onlinebroker aufgelistet, was diese für das Traden an wichtigen Börsenplätzen verlangen. Dabei stehen in dieser Folge die reinen Ordergebühren im Fokus.
Noch ein Hinweis: Neo-Broker - etwa Gratisbroker, Justtrade, Scalable Capital und Trade Republic - bleiben in dieser Serie unberücksichtigt. Grund: Diese bieten den Handel meist nur an ein oder zwei kleineren Börsenplätzen an und auch nur mit den wichtigsten Assetklassen - Aktien, Fonds, ETFs und eventuell noch Zertifikaten ausgesuchter Emittenten.
Doch zurück zu den Orderkosten. Hier hat jeder Broker seine eigenen Berechnungsformeln für die Gebühren. Je nach Anbieter kommen dann eventuell noch Entgelte hinzu, die davon abhängen, an welchem in- oder ausländischen Börsenplatz die Order abgewickelt wird. Diese börsenplatzabhängigen Gebühren können zudem entweder als Pauschalen erhoben oder exakt je Order abgerechnet werden. Oder teils, teils. Daneben gibt es weitere Fremdkosten, die in Rechnung gestellt werden können - etwa Maklercourtagen und Clearinggebühren.
Um dieses Gebührenwirrwarr etwas transparenter zu machen, listet die Tabelle auf den Seiten 90/91 für 15 Onlinebroker die Mindest- und Maximalprovisionen an wichtigen Börsen auf. Zudem werden die Gesamtkosten für eine Wertpapierorder im Gegenwert von 2500 Euro angezeigt. Und das einmal ohne und einmal mit allen Fremdkosten. So erhalten Anleger Anhaltspunkte dafür, welcher Broker günstig ist und welcher nicht.
Recht einfach ist dagegen der Preisvergleich bei den Gebühren für die Depotführung. Während Filialbanken hier Jahr für Jahr bis zu einem Prozent des Depotvolumens verlangen, erheben zehn der 15 Onlinebroker überhaupt keine Depotgebühren. Und bei vier weiteren - Comdirect Bank, Sparkassen-Broker, Targobank und 1822direkt - lassen sich die Bedingungen für das kostenlose Depot auch von Bestandskunden recht leicht erfüllen. Etwa durch ein bis zwei Trades je Quartal oder sogar nur durch die Nutzung des Online-Postfachs.
Lediglich bei Flatex kommt man um die Depotgebühr von 0,1 Prozent des Depotvolumens im Jahr nicht so leicht herum. Denn diese entfällt nur für Kunden, die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens 500 Wertpapierorders ausgeführt oder einen Kredit von mindestens 75 000 Euro in Anspruch genommen haben. Ganz schön happig!
Degiro und Merkur trennen Welten
Nicht happig, aber etwas komplizierter wird es beim Aktienhandel auf Xetra. Hier ist Degiro am günstigsten. Dieser Anbieter verlangt für eine Xetra-Order zwischen zwei Euro und 30 Euro Provision. Wer DAX-Aktien im Wert von 2500 Euro ordert, zahlt - inklusive aller Fremdkosten - hier gerade mal 2,65 Euro. Der relativ neue Smartbroker verlangt - ebenfalls inklusive aller Fremdkosten - für die gleiche Order schon 5,42 Euro. Bei der Onvista Bank - die als Provision eine Flatfee von fünf Euro erhebt - kostet sie sieben Euro.
Am teuersten ist die Merkur Bank, die mit ihrer Flat von 25 Euro bei inländischen Orders lediglich für Anleger in Betracht kommt, die immer deutlich größere Ordervolumina handeln. Die 2500-Euro-Order kostet bei ihr 25,60 Euro. Im Schnitt verlangen die 15 Onlinebroker für unsere Xetra-Beispielorder inklusive Fremdkosten 12,21 Euro.
Mit 11,77 Euro ist unsere Beispielorder an der Tradegate Exchange da im Schnitt nur 44 Cent günstiger. Was auch daran liegt, dass beim Billiganbieter Degiro kein Handel via Tradegate möglich ist, dieser somit den Schnitt nicht noch weiter drücken kann. Am günstigsten ist der Tradegate-Handel bei Smartbroker. Dieser verlangt für die 2500 Euro schwere Beispielorder gerade mal vier Euro inklusive aller Fremdkosten. Mit 4,90 Euro ist die Targobank hier schon 90 Cent teurer. Klingt nach wenig, sind aber prozentual betrachtet stattliche 22,5 Prozent "Aufschlag". Und mit immerhin schon sieben Euro ist die Onvista Bank mit ihrem Festpreisdepot hier der drittbilligste Anbieter "unserer" Beispielorder.
Deutlich teurer ist in aller Regel der direkte Aktienhandel an der New York Stock Exchange (NYSE). Im Durchschnitt kostet eine Order von 100 Aktien im Gesamtwert von umgerechnet 2500 Euro inklusive Fremdkosten 31,19 Euro. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Degiro bietet diese Beispielorder für unglaublich günstige 0,50 Euro zuzüglich einer Gebühr von 0,004 US-Dollar je gehandelter Aktie an. Macht bei 100 gehandelten Aktien und einem Kurs von 1,2279 Dollar je Euro gerade mal 0,83 Euro. Auch Flatex ist hier mit 5,93 Euro einschließlich Fremdkosten äußerst günstig. Und die Onvista Bank schafft es mit Gesamtkosten von 15 Euro immerhin auf Platz 3 im Ranking der günstigsten Broker. Bei den meisten anderen Anbietern kostet eine 2500-Euro-Order an der NYSE zwischen 23,90 Euro (Maxblue) und 31,23 Euro (S-Broker). Ausreißer nach oben sind: Merkur Privatbank (58,14 Euro), Postbank (55,78 Euro) und 1822direkt (81,92 Euro).
Ganz ähnlich ist es auch beim direkten Handel an der Londoner Börse. Diesen bieten nur zehn der 15 befragten Broker an. Im Schnitt kostet die Beispielorder dort 55,79 Euro. Doch Degiro verlangt gerade mal 6,70 Euro. Da lässt sich kaum meckern. Der nächstgünstigste Broker - Smartbroker - berechnet immerhin schon 35,66 Euro. Gefolgt vom S-Broker mit Orderkosten von 42,51 Euro. Und die 1822direkt kassiert hier als teuerster Anbieter 90,20 Euro ab. Wie gesagt: Im Einkauf liegt der Gewinn.
Onlinebroker-Serie Teil 2: Die Orderkosten in der Übersicht