Mehr als eine Dekade liefen die europäischen Aktienmärkte den USA hinterher. Jetzt dreht der Trend. Um fast 30 Prozent hat der Euro Stoxx seit September zugelegt. Was für ein nachhaltiges Comeback spricht, welche Aktien attraktiv sind
Für viele Börsianer ist Europa so etwas wie ein versunkener Kontinent. Ein hoffnungsloser Krisenfall. Abzulesen ist die negative Haltung an den Geldflüssen. Seit vielen Jahren ziehen Anleger fast durchgehend Geld aus in Europa investierten Fonds ab.
Geprägt wird der Pessimismus durch die vielen politischen Krisen Europas, aber auch durch die Aktienkursentwicklung: Wer Ende 2008 Geld in den Euro Stoxx 50, den Index der wertvollsten Unternehmen der Eurozone steckte, hat den Wert seines Investments bis Ende 2022 um 53 Prozent gesteigert — der amerikanische S&P 500 legte um 254 Prozent zu.
Seit Ende September bereits verschiebt sich die Dynamik: Der große europäische Aktienindex hat um fast 30 Prozent zugelegt, rund doppelt so viel wie der amerikanische Markt. Man muss in der Börsenhistorie weit zurückgehen, um eine ähnliche Überrendite der Alten Welt zu finden. Europa habe gegenüber den USA den besten Lauf seit der Jahrtausendwende, errechnete die Investmentbank Morgan Stanley.
Die Strategen von Goldman Sachs sehen mehrere Gründe, warum der neue Trend anhalten wird: Europäische Aktien seien attraktiver bewertet, profitierten von Fundamentaldaten und der laufenden Sektor-Rotation.
Stichwort Bewertung: Europäische Aktien sind fast immer billiger als die Amerikaner. Das ist bis zu einem gewissen Punkt berechtigt, weil die Margen vieler US-Konzerne höher sind und deren Gewinne häufig stärker wachsen.
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