Perspektiven nach dem Bankenbeben: Ausgerechnet der Beinahe-Crash nach der SVB-Pleite und die Gerüchte um Credit Suisse bieten Anlegern Gelegenheiten. Wo Sie jetzt zugreifen
Wenn Krise ist, dann kommt sie mindestens zweimal. Die Insolvenz der kalifornischen Silicon Valley Bank SVB hatten Börsianer schon fast verdaut, als schlechte Nachrichten aus der Schweiz die Märkte erneut heftig durchrüttelten. Der Aktienkurs der Credit Suisse (CS) stürzte in der Spitze um über 30 Prozent auf ein Allzeittief. Vor wenigen Tagen hatte das Institut überraschend die Vorlage der Bilanz verschoben. Auf einer Investorenkonferenz streute dann ausgerechnet ein Vertreter des größten Einzelaktionärs, der Saudi National Bank (SNB), Zweifel über den Zustand der Bilanzen. Auf die Frage, ob die SNB bereit wäre, im Fall des Falles zusätzliches Geld in die Credit Suisse zu pumpen, sagte SNB-Präsident Ammar Al Khudairy: „Absolut nicht, und das aus vielen Gründen neben dem einfachsten, der regulatorischer Art ist.“ Fakt ist, dass die Saudis bereits die aufsichtsrechtlich maximal erlaubten zehn Prozent an der CS halten. Fakt ist aber auch, dass die Bank in der Branche als eines der am stärksten gefährdeten Institute gilt, käme es zu einer kritischen Situation.
Die Kursreaktionen jetzt im DAX ähneln dem Lehman-Muster. Unter den 16 zehn Top-Performern des DAX vom Montag waren fünf, die auch in der großen Finanzkrise am besten abgeschnitten haben: der Versorger RWE, der Gesundheitskonzern Fresenius Medical Care, der Konsumgüterhersteller Beiersdorf, der Diagnostikspezialist Qiagen und die Deutsche Telekom. Über die vergangenen anderthalb Jahrzehnte haben sich diese Unternehmen weiterentwickelt, für alle fünf gilt aber unverändert, dass sie in ihrem Tagesgeschäft nicht unmittelbar von den Launen der Weltkonjunktur abhängen.
Offensive Investments sind aktuell auch Bankenaktien. Zu den Krisengewinnern könnten die Finanzriesen der USA wie JP Morgan, Citigroup und Bank of America werden. Die systemrelevanten Kreditgeber verfügten über eine stärker diversifizierte und stabilere Einlagenbasis und seien stärker reguliert mit höherem Eigenkapital als Regionalbanken, argumentiert Bloomberg Intelligence. Etliche Kunden könnten darum in die Arme der Riesen flüchten. Aus dieser Überlegung heraus hat Wells Fargo die größte US-Bank, JP Morgan, auf „Kaufen“ hochgestuft.
Im günstigen Fall werden das spektakuläre Ende der Silicon Valley Bank so wie die Turbulenzen um die Credit Suisse nur als eine Episode in die Börsenhistorie eingehen, ohne schlimmere Folgen zu hinterlassen — und Anlegern neue Chancen schaffen.
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