Kryptos sind durchschaubarer als gedacht. Was Krypto-Fans nicht gerne hören, dürfte Anleger begeistern: Mit zwei einfachen Faktoren lassen sich die Kurse von Bitcoin und Co vorhersagen.

Man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass der Kryptomarkt rund um Bitcoin und Ethereum am Boden liegt. Das Desaster um Celsius, um den Stablecoin TerraUSD, der das Terra-Ökosystem zu Fall brachte, und nun die Pleite der Kryptobörse FTX haben die Branche stark erschüttert. Im Vergleich zum Allzeithoch am 10. November 2021 bei genau 69 000 Dollar ist der Bitcoin bis Anfang Dezember 2022 um mehr als 75 Prozent eingestürzt — und riss dabei einen Großteil des Kryptomarkts mit sich. Denn wenn der Bitcoin als Leit-Kryptowährung verliert, dann verlieren 99 Prozent aller Altcoins auch — und das meistens noch stärker. Doch genau daraus ergeben sich jetzt gute Chancen für Anleger. Und am Ende haben diese Ereignisse und Firmenpleiten keinen großen Einfluss auf den Markt. Denn ob Kryptowährungen steigen oder fallen, hängt vor allem an zwei einfachen Zahlen: an den Zinsen in den USA und am Verlauf des U.S. Dollar Index.

So einfach durchschaubar ist der Kryptomarkt

Ein Blick auf diese beiden Kennzahlen genügt, um einen übergeordneten Trend bei Kryptowährungen auszumachen. Das bezieht sich nicht auf die Tagesperformance, sondern eher auf die langfristige Entwicklung. Dabei lautet die einfache Formel: Steigen die Zinsen in den USA, dann sinken die Kurse der Kryptowährungen. Fallen die Zinsen in Übersee oder bleiben konstant auf einem ziemlich niedrigen Niveau, dann steigen Kryptowährungen. Weil die Zinsentwicklung ganz eng mit dem U.S. Dollar Index zusammenhängt, aber nicht nur, gilt dies auch für den Dollar-Index: Steigt dieser Index, bei welchem der US-Dollar gegen ein Währungskorb rund um den Euro, Schweizer Franken, Britisches Pfund und japanischen Yen gewichtet wird, so fallen Kryptowährungen und andersherum. Gut zu erkennen ist diese Abhängigkeit in den beiden Charts.

Krypto

Dabei fällt auf: Eine Rally kann es bei Bitcoin und Co nur geben, wenn die Zinsen niedrig sind oder besser noch fallen und wenn der US-Dollar-Index fällt. Das Hoch 2017 markierte der Bitcoin just, als der US-Dollar Index wieder begann zu steigen. Und auch das erste Hoch im Jahr 2021 setzte der Bitcoin, als der Dollar-Index seinen Boden fand. Das zweite Hoch Ende des Jahres bildete dann eine erste kleinere Anomalie. Weil der U.S. Dollar Index seitdem aber durch die Decke ging, hatten Anleger mit Kryptowährungen keine Chance — denn sie fielen sehr stark. Die Pleiten von Terra, Celsius oder FTX waren dann einfach Folgeerscheinungen durch einen schwachen Markt, wenig Volumen und daher wenig Umsatz für die Unternehmen. Aber sie waren nicht der Grund für den Absturz rund um Bitcoin und Co. Denn die Blockchains von Bitcoin und Ethereum wurden überhaupt nicht von diesen Marktverwerfungen tangiert.

Die perfekte Mischung für einen Turnaround bei Kryptos

Weil der U.S. Dollar Index nun schon sehr hoch steht und auch die US-Zinsen bald ihren Zenit überschritten haben dürften, dürfen sich Kryptoanleger berechtigte Hoffnungen auf einen Turnaround machen. Zugegeben: Es wird nicht sofort zu einem neuen Allzeithoch kommen. Vermutlich wird dieses erst Monate nach dem nächsten Halving im Jahr 2024 erreicht werden. Denn bislang gab es nur große Rallys nach den Bitcoin-Halvings, welche alle vier Jahre stattfinden und bei welchen die Anzahl der alle zehn Minuten neu ausgeschütteten Bitcoins für jeden neu gefundenen Block halbiert werden. Doch Kryptowährungen können sich im kommenden Jahr locker verdoppeln, vorausgesetzt, die Zinsen beginnen irgendwann nächstes Jahr tatsächlich zu sinken. Für Anleger bietet sich jetzt also die Gelegenheit, Positionen im Kryptomarkt aufzubauen.

Auch die Worte von US-Notenbank-Chef Jerome Powell am 30. November machen Kryptoanlegern Mut. Denn Powell sagte, dass die Zinsen nur noch leicht angehoben werden, und die Märkte gehen nun davon aus, dass ein Höchststand bald erreicht ist. In der Folge gab der US-Dollar bereits ab und Kryptowährungen konnten deutlich zulegen. Das FedWatchTool zeigt zudem, dass der Markt einen Gipfel der Zinsen bei etwa fünf Prozent erwartet und die Zinsen im Jahresverlauf 2023 zu sinken beginnen können.

Besser und viel mehr als nur Bitcoin

Am Ende besteht der Kryptomarkt aber nicht nur aus Bitcoin. Mittlerweile macht die älteste Kryptowährung der Welt lediglich noch rund 40 Prozent der Krypto-Marktkapitalisierung aus. Dabei decken die größten Coins ganz verschiedene Bereiche des Kryptokosmos ab. Der Bitcoin steht als digitales Wertaufbewahrungsmittel, Ethereum als Blockchain-Computer, auf dem ganz viele andere Kryptoanwendungen wie DeFi oder NFTs laufen. Cardano ist ein Konkurrent von Ethereum und will noch skalierbarer und effizienter sein, während Polkadot es möglich machen möchte, dass verschiedene Blockchains miteinander kommu­nizieren und Daten austauschen können.

Uniswap ist der Coin einer dezentralen Kryptobörse, auf der man Token tauschen kann. XRP ist ein Coin, den Banken und Zahlungsvermittler im internationalen Zahlungsverkehr nutzen sollen, Litecoin ist eine einfachere und schnellere Version des Bitcoin, Dogecoin ist eine Spaßwährung, die ähnlich wie der Bitcoin funktio­niert, Solana ist ein Open­Source­Projekt, das vor allem im Bereich der Dezentrali­sierten Finanzen (DeFi) eingesetzt wird, und Polygon ist eine Blockchain, die auf der Ethereum­-Blockchain arbeitet und alles noch skalierbarer machen will. Und das Interessante ist: Viele dieser Altcoins liefen im vergangenen Bullenmarkt bes­ser als Bitcoin. Allerdings sind sie auch ris­kanter. Damit Anleger ihr Risiko verteilen können, aber dennoch vom zukünftigen Wachstum der Kryptobranche profitie­ren, hat die BÖRSE ONLINE-Redaktion den BÖRSE ONLINE Best of Krypto Index ins Leben gerufen.

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Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 49/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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