Was haben der Wittelsbacher Platz in München, digitale Zwillinge und das Metaverse miteinander zu tun? Wir verraten jetzt, welche Dax-Aktie hier ein Vorreiter ist und in Zukunft kräftig profitieren kann. Von Stephan Bauer
Die Spur führt zum Technologie-Unternehmen Siemens: Der in München beheimateteDAX-Konzern arbeitet an der Virtualisierung von Entwicklungsprozessen mit so genannten Digitalen Zwillingen – und die werkeln im industriellen Metaverse. Die besagten Zwillinge funktionieren so: Das physische Abbild etwa eines Produktionsablaufs samt Robotern in einer Automobilfabrik wird digital im Computer gespiegelt. Mit diesem digitalen Zwilling können Siemens-Kunden etwa Autos entwickeln, Produktionsabläufe im Vorfeld des Baus einer Fabrik simulieren und optimieren oder sie im industriellen Metaverse warten – und dadurch jede Menge Kosten sparen.
Siemens und das Metaverse
Die Bayern sind dank ihrer fortschrittlichen Software in der Industriedigitalisierung weltweit führend. Jüngst haben sie sich mit dem US-Chipspezialisten Nvidia zusammengeschlossen, um noch bessere 3D-Bilder im Metaverse zu erzeugen. Die Digitalisierungs-Plattform Xcelerator auf Basis der Nvidia-Kooperation ist das neueste, was der deutsche Technologiekonzern auf dem Markt anbietet. Dass die Entwicklungen ankommen, zeigten zuletzt die guten Quartalszahlen: Siemens meldete für seine Industriedigitalisierungssparte Digital Industrie (DI) rund 13 Prozent Umsatzwachstum bei rund 20 Prozent operativer Marge. Die Profitabilität des größten Gewinnbringers im Konzern dürfte im laufenden Geschäftsjahr weiter steigen.
Der digitale Zwilling
Das Prinzip des digitalen Zwillings zieht sich inzwischen durch die gesamte Breite der Siemens-Geschäfte: Bei der Klimatisierung von Gebäuden etwa hilft die Digitalisierung gewerblichen Kunden dabei, teure Energie einzusparen, was der Siemens-Gebäudetechnik, teil der Infrastruktursparte SI, zu Aufträgen verhilft. Die Bahntechniksparte Mobility simuliert Schienennetze und Bahnknotenpunkte und optimiert mit ihrer Software etwa in Norwegen bereits den Betrieb des Schienennetzes des Landes. Die Medizintechniksparte Healthineers, die an der Börse notiert und an der die Mutter 75 Prozent hält, entwickelt digitale Zwillinge des menschlichen Organismus, hilft Ärzten dabei, Operationen im Vorfeld digital zu planen und beginnt damit, auch Krebstherapien zu simulieren und zu optimieren.
Einschätzung zur Siemens-Aktie
Vor allem in der Industriedigitalisierung sowie der Medizintechnik sind die Münchner Weltspitze, was sich auch am Rekordauftragsbestand von 102 Milliarden Euro widerspiegelt. Trends wie die Entkopplung der Wirtschaftsräume durch die Deglobalisierung befördern gegenwärtig den Neubau von Fertigungskapazitäten und bringen weitere Aufträge für DI mit sich. Hohe Energiepreise treiben die Geschäfte ebenso wie die Überalterung der Gesellschaften in den Industriestaaten.
Siemens war lange für urplötzlich auftauchende Projektbaustellen und Sonderbelastungen berüchtigt, diese Zeiten scheinen vorbei. Die positive Überraschung nach der Bilanzvorlage Anfang November dürfte nicht die letzte gewesen sein. Im neuen Geschäftsjahr will etwa Siemens Healthineers zwischen sechs und acht Prozent wachsen. Bei Mobility sollen es bis zu neun, bei SI bis zu elf und bei DI bis zu 13 Prozent Umsatzplus werden. Die Margen sollen den Zielen zufolge überall zulegen können, für DI plant der Konzern mit einer Margenausweitung von bis zu zwei Prozentpunkten. „Wir gewinnen Marktanteile", sagte Firmenlenker Roland Busch Anfang November. Die Dividende, die soeben von 4,00 auf 4,25 Euro pro Aktie erhöht wurde, dürfte weiter klettern. Und die Aktie ist ein Top-Langfristinvestment.
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