In einem dreiteiligen Test bewertet die €uro-Redaktion die Angebote von 14 Onlinebrokern. Teil 1: Wertpapierhandel im In- und Ausland. Von Stephan Haberer
Nichts ist so beständig wie der Wandel“, wusste schon der griechische Philosoph Heraklit vor 2500 Jahren. Auch beim Magazin „€uro“ und seinen Schwesterblättern. So erscheint dieses Jahr der dreiteilige Onlinebroker-Test des Finanzen Verlags im Zuge einer redaktionellen Neuausrichtung erstmals in „€uro“. In den vergangenen zwölf Jahren wurde er in unserem Schwesterblatt „€uro am Sonntag“ veröffentlicht.
Natürlich bleibt das Ziel des Tests dasselbe: herauszufinden, welcher klassische Onlinebroker für Privatanleger am besten geeignet ist. Heißt zum einen: Je mehr Trading-Möglichkeiten Onlinebroker ihren Kunden eröffnen, desto besser schneiden sie im Test ab. Doch das ist längst nicht alles: Insgesamt wurden 14 deutschlandweit aktive Online- broker in insgesamt 35 Kategorien und mehr als 500 (Unter-)Punkten bewertet.
Dabei lag das Hauptaugenmerk darauf, wie umfassend das Angebot ist — also welche Möglichkeiten es Anlegern er- öffnet —, aber auch, wie es um die Sicherheit bei den Brokern bestellt ist. Kosten, Gebühren und Zinsen sind also längst nicht die wichtigsten Kriterien. Kostenaspekte waren lediglich für knapp ein Viertel der insgesamt 4500 möglichen Punkte ausschlaggebend.
Grundsätzlich galt für die Bewertung: Je wichtiger ein Aspekt für möglichst viele Privatanleger ist, desto mehr Punkte waren zu erzielen. Und je vorteilhafter dabei etwas für Privatkunden geregelt ist, desto mehr Punkte gab es (siehe auch „So wurde gewertet“).
Weitere Neuerung: Erstmals wird in einem Langfrist-Vergleich ermittelt, welcher Broker über die vergangenen zwölf Jahre in unserem Onlinebroker-Test insgesamt am besten abgeschnitten hat.
Was klassische Onlinebroker bieten, wird im Folgenden anhand von Fragen geklärt, die sich früher oder später wohl jeder Anleger stellt. Los geht es im ersten Teil des Tests mit Fragen rund um das Angebot der 14 Broker in Sachen Wertpapierhandel (siehe dazu jeweils auch die große Übersichtstabelle).
Welche Wertpapiere lassen sich über Onlinebroker generell handeln?
Bei vielen Direktbanken und Onlinebrokern sind über normale Brokerage-Depots praktisch alle Wertpapiere an Börsen handelbar — also nicht nur Aktien, sondern auch Zertifikate, Fonds und ETFs bis hin zu Wikifolios. Jedoch gibt es auch in diesem Bereich Einschränkungen bei weniger gängigen Wertpapierklassen. So bieten etwa Degiro, ING, Maxblue (der Onlinebroker der Deutschen Bank) und NIBC Direct den Handel von Wikifolios nicht an. Optionen und Futures lassen sich nur bei Degiro, Consorsbank und Onvista online handeln. Bei der Merkur Privatbank ist der Handel dieser Assetklassen nur telefonisch möglich. Die comdirect bietet lediglich den Optionen-, aber keinen Futures-Handel an. Und bei der Onvista Bank ist kein Handel von Fremdwährungsanleihen möglich.
An wie vielen Börsenplätzen können Anleger in Echtzeit handeln?
Hier muss man unterscheiden zwischen Inlands- und Auslandsbörsen. Im Inland ermöglichen die meisten Onlinebroker das Traden via Xetra sowie bei allen Regionalbörsen, Tradegate, Gettex und Quotrix in Echtzeit. Wobei Tradegate sowohl bei Maxblue, dem Onlinebroker der Deutschen Bank, als auch bei der Targobank nur außerbörslich angeschlossen ist.
Und außerhalb Deutschlands?
Nun, NIBC Direct und Targobank bieten überhaupt keinen Börsenplatz außerhalb Deutschlands an. Die ING offeriert jenseits der deutschen Grenzen in Europa keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb Europas ist immerhin der Handel an je drei Börsen in den USA und Kanada möglich. Auch die Onvista Bank bietet in Europa außerhalb Deutschlands keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb des alten Kontinents sind es lediglich drei Börsenplätze. Dagegen bietet etwa comdirect europaweit die Direktanbindung an 40 und weltweit an 23 Börsen. Bei Degiro sind immerhin 47 europäische und 15 außereuropäische Börsen direkt angebunden und bei Maxblue 21 europäische sowie 14 außerhalb Europas. Und bei der 1822direkt sind es 22 in Europa sowie weitere 24 in aller Welt.
Wie steht es um die maximale Ordergültigkeit?
Maximale Ordergültigkeiten bis zum Jahresende oder bis maximal 360 Tage sind längst keine Seltenheit mehr. Jedoch gilt das längst nicht für jeden Broker und jede Börse. So schwächelt hier die Onvista Bank etwas: 90 Tage ist bei ihr generell das Maximum an allen angebundenen Börsen und im außerbörslichen Handel. Der S-Broker der Sparkassen-Gruppe ist da etwas besser, zumindest auf Xetra, den deutschen Regionalbörsen und außerbörslich bietet er Ordergültigkeiten bis zu 360 Tagen an. Apropos Xetra: Bis auf Onvista bieten alle Broker hier inzwischen 360 Tage als maximale Ordergültigkeit.
Wie sieht es mit Ordertypen aus?
Auch da gibt es deutliche Unterschiede. So bietet die Degiro gerade mal Billigst-/Bestens-, Buy-Limit/Sell-Limit-, Stop-Loss/Stop-Buy- sowie Stop-Loss-Limit/Stop-Buy-Limit-Orders und Trailing-Stop-Loss/Trailing-Stop-Buy-Orders an. Schon bei Kombinationsorders wie One Cancels Others (OCO) oder Next Orders heißt es hier „Leider nicht verfügbar“. Andere wie etwa comdirect Bank, Consorsbank, Flatex, Merkur Privatbank und Sparkassen-Broker bieten 16 und mehr verschiedene Orderfunktionalitäten. Im Schnitt werden gut zwölf verschiedene Orderarten offeriert. Jedoch wird längst nicht jede Orderfunktionalität auch an jeder Börse angeboten.
Wer bietet bei Ordertypen und -laufzeiten das meiste?
Anleger, die viel Wert auf möglichst umfassende Orderfunktionalitäten und möglichst lange Orderlaufzeiten legen, sind bei der Merkur Bank am bestenaufgehoben. Sie erzielte in diesem Bereich 417 von 675 möglichen Punkten. Dahinter liegt mit 389,5 Punkten die comdirect, gefolgt von der 1822direkt mit 385,5 Punkten.
Was ist mit Depotgebühren?
Derzeit erheben insgesamt zehn der getesteten Onlinebroker überhaupt keine Depotgebühren. Erst zu Jahresbeginn hat Flatex die bisherige Depotgebühr abgeschafft. Lediglich vier Broker — comdirect Bank, S-Broker, Targobank und 1822direkt — verlangen noch Depotgebühren von bis zu 47,88 Euro im Jahr. Jedoch lassen sich diese leicht umgehen, etwa mit ein oder zwei Trades je Quartal, einem aktiven Wertpapiersparplan oder durch die Nutzung des Onlinepostfachs.
Wer hat das günstigste Angebot im Aktienhandel auf Xetra?
Hier zeigte sich Degiro am günstigsten: So kostet hier beispielsweise eine Xetra-Order auf DAX-Titel im Volumen von 2500 Euro inklusive aller Fremdkosten lediglich 4,90 Euro. Am zweitgünstigsten ist hier Smartbroker. Bei diesem zahlt man für die gleiche Order ebenfalls sehr günstige 5,42 Euro. Auf dem dritten Platz: die Onvista Bank. Hier gibt es die Xetra-Beispielorder inklusive Fremdkosten für 7,63 Euro.
Und wer ist auf Tradegate am günstigsten?
Hier ist Smartbroker bei unserer Beispielorder mit 4,00 Euro inklusive Fremdkosten am günstigsten, bei Degiro kostet die gleiche Order 4,90 Euro, und beim Festpreisdepot der Onvista Bank zahlt man dafür 7,00 Euro. Mit Flatex (7,90 Euro) und Targobank (8,90 Euro) bleiben noch zwei weitere Broker unter der Schwelle von zehn Euro (Angaben zu weiteren Börsen: siehe große Übersichtstabelle unten).
Bieten alle Onlinebroker auch den außerbörslichen Aktienhandel an?
Nein, beileibe nicht: Degiro, Merkur Privatbank und NIBC Direct bieten keinen umfassenden außerbörslichen Handel, der auch Aktien einschließt.
Bei welchen Onlinebrokern kann man auch am Wochenende außerbörslich handeln?
Das ist laut unserer Umfrage bei gerade einmal fünf Anbietern möglich: comdrect Bank, Consorsbank, Maxblue, S-Broker und Smartbroker. Alle anderen Onlinebroker haben am Wochenende geschlossen.
Und wer gewann den ersten Testteil?
Insgesamt konnte im ersten Teil Smartbroker 1417,06 von maximal 1940 Punkten erzielen. Mehr schaffte keiner. Mit 1314,25 Punkten kam comdirect auf Platz 2 und Flatex mit 1241,18 Punkten auf Platz 3.
Lesen Sie hier weiter: Die besten Onlinebroker für Fondshandel und Sparpläne - Der Broker-Test Teil 2
Oder gehen Sie direkt zum Gesamtergebnis: Die besten Onlinebroker beim Thema Sicherheit, Kosten und Research - plus: Der Gesamt-Sieger im großen Onlinebroker-Test - Der Broker-Test Teil 3