Nach der Zinserhöhung sehen Volkswirte die EZB auf dem richtigen Weg. Was sie zur Geldpolitik sagen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer heutigen Sitzung wie erwartet die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt angehoben. Experten und Volkswirte sehen die Notenbank auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel.
Privatbankenverband BdB: Die Europäische Zentralbank setze ihren klaren Kurs gegen die Inflation im Euroraum fort, sagte Verbandsvizechefin Henriette Peucker, . "Die heutige Zinsentscheidung stärkt ganz entscheidend das Vertrauen in den Kurs der EZB.“ Der hartnäckige Inflationstrend im Euroraum sei mit gut fünf Prozent nach wie vor entschieden zu hoch. "Die EZB hält völlig zurecht insbesondere die längerfristige Entwicklung im Blick.“
Sparkassenverband DSGV: "Die heutige Entscheidung der Europäischen Zentralbank für den nächsten deutlichen Zinsschritt ist deshalb richtig“, sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis. Sehr bemerkenswert sei zudem die heutige Ankündigung der Zentralbank, bei der nächsten Ratssitzung im März einen weiteren Zinsschritt vollziehen zu wollen.
Versicherungsverband GDV: "Die Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte ist richtig, weitere Schritte in diesem Umfang müssen folgen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Versicherungsverbands GDV. "Denn auch wenn die Inflationsraten rückläufig sind, ist die Kerninflation im Euroraum zuletzt wieder leicht gestiegen. Die Arbeit ist also noch nicht vollendet." Der aufkeimende Konjunkturoptimismus und die verbesserten Wirtschaftsdaten erleichterten es der EZB, Kurs zu halten. "Eine robustere Wirtschaft wird die nächsten Zinserhöhungen besser verkraften. Womöglich gelingt der EZB auf diesem Wege sogar ein soft landing."
Targobank: Chefvolkswirt Otmar Lang hofft auf eine Zinspause. Europas Währungshüter müssten vor allem stetiges und konsequentes Handeln demonstrieren. "Aber mit Geldpolitik allein lässt sich nun mal nicht jedes Problem lösen – zumal sie nur mit großer Verzögerung wirkt. Daher ist es durchaus möglich, dass die EZB nach dem März-Termin eine Zinspause einlegen wird", sagte Lang.
Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW: Experte Friedrich Heinemann richtete den Fokus auf das unsichere Gesamtumfeld. Der zu erwartende Rückgang der Euro-Inflationsrate ist eine Folge der nicht weiter steigenden Energiepreise und der staatlichen Entlastungen, so Heinemann. Hingegen bleibe die an der Kerninflation gemessene breite Inflationsdynamik weit über dem EZB-Inflationsziel. "Der EZB-Rat tappt derzeit im Dunkeln, wann mit einem nennenswerten Rückgang der Kerninflation zu rechnen ist. Er musste in den letzten zwei Jahren lernen, wie schlecht sich die Inflation jenseits eines Zeithorizonts von einem Jahr prognostizieren lässt. Es ist daher nur folgerichtig, dass die derzeitige Mehrheit im EZB-Rat erst einen substanziellen Rückgang in der Kernrate sehen will, bevor die Zinserhöhungen zum Ende kommen."