Warum das westliche System nicht mehr funktioniert, wie jeder sich mit Gold und Aktien davor schützen kann und welche Rolle Deutschland dabei spielt verrät Börsen-Experte Folker Hellmeyer.
BÖRSE ONLINE: Sie empfehlen aktuell Gold, Herr Hellmeyer. Was sind Ihre Gründe dafür?
Folker Hellmeyer: Warum Gold? Das westliche Finanzsystem, das immer noch dominant ist, aber immer schwächer wird - nicht nur von der Quantität, auch von der Qualität her - das steht ein Stück weit zur Disposition. Edelmetalle sind Währungen ohne Fehl und Tadel. Sie haben keine Haushaltsdefizite, keine Außenhandelsdefizite, keine Arbeitslosenrate, keine Korruption. Das kennen sie alles nicht. Also die gehören immer noch in das Portfolio mit hinein, fünf bis zehn Prozent, aber physisch hinterlegt.
BÖRSE ONLINE: Sie sagen, unser westliches oder das Finanzsystem steht zur Disposition. Wie meinen Sie das genau? Was ist da noch jetzt aktuell los?
"Das westliche System hat Krebs"
Folker Hellmeyer: Ich habe 2001 einen Artikel in der FAZ gehabt. Damals war ich Chefanalyst der Landesbank Hessen-Thüringen. Ich habe geschrieben: Das westliche System hat Krebs. Warum hat es Krebs? Wir überlasten uns. Wir wollen eine Rolle einnehmen, die wir eben nicht mehr haben. Wir haben eine verminderte Rolle in der Bedeutung der Weltwirtschaft, weniger Anteile an der Weltwirtschaft. Wir halten uns selbst nicht an Regeln. Ich als Beispiel nenne die Themen wie Kompressierung von Oligarchenvermögen und Zentralbankvermögen Russlands. Gibt es dafür eine Rechtsgrundlage? Wir sagen, wir sind rechtsstaatlich. Für Ratingagenturen spielt das Eigentum der Sicherheit eine der wichtigsten Rollen. Auf welcher Rechtsgrundlage wird das hier gemacht? Auch das Einfrieren und Konfiszieren, das geht nicht. Da ist man ja auch in Brüssel und Washington durchaus sensibler. Aber was passiert hier? Ist das Eigentum sicher? Das ist eine ganz, ganz wesentliche Frage. Und damit unterminieren wir selber dieses System. Das ist ein Ausdruck, das ist eine Metastase dieses Gesamtproblems, um es einfach mal bildlich darzustellen. Und wir sehen es, denn die Welt wendet sich ja ab. Immer mehr Zahlungsströme laufen in bilateralen Währungen ohne den US-Dollar. Denn nach der Auflösung der Einlösungspflicht des US-Dollars gegen Gold unter Nixon im Rahmen des Vietnamkriegs Anfang der 70er Jahre wurde der Petro-Dollar implementiert. Dieser sollte als Weltleitwährung wiederum Status des Dollars und der USA aufrechterhalten.
BÖRSE ONLINE: Und was passiert jetzt im Nahen Osten? Und wie sollen wir uns davor schützen, dass uns unser Vermögen durch die Finger rinnt?
Das gesamte Interview sehen Sie jetzt in unserem neuen Video auf dem Youtube-Kanal BÖRSE ONLINE.