Ein börsennotiertes Geldinstitut aus Linz will in Deutschland weiter expandieren. Der Vorstandschef erklärt, warum er im Geschäft mit gehobenen Privatkunden große Wachstumschancen sieht.

Börse Online: Herr Gasselsberger, wie geht es aktuell der Oberbank?

Franz Gasselsberger: Wir sind sehr gut ins Jahr 2025 gestartet, insbesondere das Dienstleistungsgeschäft läuft hervorragend. Die Entwicklung der Firmenkreditnachfrage beurteilen wir vorsichtig positiv. Das Kreditrisiko ist stabil.

Deutschland ist mit aktuell 46 Filialen in zehn Bundesländern für Ihr Geldinstitut neben dem Heimatmarkt Österreich der wichtigste Standort. Warum konzentrieren Sie sich neben Firmenkunden jetzt auch auf gehobene Privatkunden?

Das Private Banking ist für die Oberbank eine Erfolgsstory, die sich fortsetzt. Die von uns aktuell betreuten Kundengelder haben erstmals die Schwelle von 40 Milliarden Euro überschritten. Dieser Geschäftsbereich hat sich über die vergangenen Jahrzehnte hervorragend entwickelt - und sich längst als Alternative am Private-Banking-Markt etabliert. Damit wird das Dienstleistungsgeschäft für unser Bank immer mehr zur zentralen Größe. 

Gibt es Schnittstellen zwischen Ihrem Firmenkundengeschäft und dem Segment Private Banking?

Bei der Oberbank arbeiten Private Banking und Kommerzgeschäft Hand in Hand. Es gibt kein Silodenken –  das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Und unsere Kunden schätzen die Oberbank als „One-Stop-Shop“. Zudem sind wir längst mehr als ein Finanzierungsinstitut, sondern eine Universalbank. Das spiegelt sich auch in den steigenden Provisionserträgen wider, die 2024 mit mehr als 200 Millionen Euro einen erheblichen Beitrag zum Gesamtergebnis beigesteuert haben. 

Warum ist Deutschland in puncto Private Banking attraktiver als andere EU-Länder?

Hier gibt es die Erbengeneration – und Deutschland gilt im internationalen Vergleich weiterhin als „reiches Land“. Zudem sind an Finanzplätzen wie Tschechien und Ungarn die Eintrittsbarrieren zu hoch, um Private Banking langfristig profitabel zu betreiben – die Zielgruppe potenzieller Kunden ist dort zu klein.

Bisher war Ihre Mindestanlagesumme mit 250 000 Euro im Vergleich zu anderen Banken hier relativ niedrig. Bleibt das so?

Wegen der Vermögens- und Einkommenszuwächse unserer Kunden in den vergangenen Jahren heben wir die Mindestanlagesumme beim Private Banking auf 400 000 Euro an. Hintergrund dafür ist auch, dass die aktuellen Reallohnzuwächse tendenziell nicht in den Konsum fließen, sondern eher gespart werden.

Könnte 2025 ein neues Rekordjahr für die Oberbank werden?

Unser Jahresergebnis 2025  wird  wesentlich vom Druck auf die Zinsspanne sowie der Entwicklung des Kreditrisikos und der Beteiligungsergebnisse geprägt sein. Ein präziser Ausblick ist deshalb aus heutiger Sicht nicht möglich.

Franz Gasselsberger
Foto: Peter Rigaud/Oberbank

Zur Person

Franz Gasselsberger (66) ist der am längsten amtierende Chef einer börsennotierten Bank in Europa. Im Jahr 1998 wurde er in den Vorstand der Oberbank berufen und 2002 zum Generaldirektor ernannt. Seinen noch bis Mai 2027 laufenden Vertrag als Vorstandsvorsitzender will der begeisterte Marathonläufer, Bergsteiger und Waldbesitzer erfüllen.

Zum Unternehmen 

Die seit 1986 börsennotierte Oberbank ist neben ihrem Heimatmarkt Österreich in Deutschland, Tschechien, Ungarn und der Slowakei mit Filialen präsent. Der Jahresüberschuss vor Steuern lag im Geschäftsjahr 2024 bei 476,8 Millionen Euro. Die Dividende soll um 15 Prozent auf 1,15 Euro je Aktie angehoben werden. 

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