Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank EZB die Leitzinsen in Europa bei 4,5 Prozent belassen. Dabei ist heute ein brutaler Tag für Aktien und die Börse. Doch kann diese Meldung die Wende bringen?
Die Europäische Zentralbank (EZB) legt im Kampf gegen die Inflation nach zehn Zinserhöhungen in Serie erstmals eine Zinspause ein. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag auf ihrer auswärtigen Zinssitzung in Athen, die Schlüsselzinsen nicht anzutasten. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit weiterhin auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Der Leitzins bleibt bei 4,50 Prozent. "Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden", erklärten die Eurowächter.
Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus werde der EZB-Rat auch künftig einen "datengestützten Ansatz" verfolgen. Damit hat die Euro-Notenbank auf ihrem im Sommer 2022 eingeleiteten Straffungskurs nun voraussichtlich bis auf weiteres den Zinshöhepunkt erreicht. Die Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft war zuletzt deutlich zurückgegangen. Im September sank sie auf 4,3 Prozent von 5,2 Prozent im August. Noch im Herbst 2022 hatte die Rate zeitweise über zehn Prozent gelegen. Die Teuerung liegt aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der Euro-Notenbank von zwei Prozent.
So reagieren Aktien an den Börsen DAX, EuroStoxx 50, Gold, Silber, Bitcoin, Ethereum und Euro
Bislang war dabei an der Börse ein brutaler Tag für Aktien. Bereits in den letzten Wochen hatten Aktien weltweit abgegeben. Geopolitische Unsicherheit, Hohe Zinsen und Sorgen vor der Rezession sind eine ungünstige Mischung. Auch heute büßte der DAX vor der Entscheidung der EZB 1,5 Prozent auf 14.670 Punkte ein. Nach der Zins-Entscheidung gewann der DAX hinzu und hüpfte wieder über die 14.700 Punkte Marke. Gegen 14:45 steht er bei noch minus 1,0 Prozent und 14.750 Zählern.
Auch der EURO STOXX 50, welcher die 50 wertvollsten börsennotierten Konzerne Europas versammelt, gab vorher um mehr als ein Prozent ab. Nach der Entscheidung der EZB zu den Zinsen verbesserte sich der Europa-Index auf minus 0,5 Prozent.
Zudem lagen auch die Futures der US-Indizes im Minus. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq gaben zwischen 0,6 Prozent und 1,0 Prozent ab. Die Futures bauten ihre Verluste indes etwas ab.
Dahingegen konnten Gold (+0,4 Prozent) auf 1985 Euro und Silber (+0,2 Prozent) auf 23 Euro zulegen. Nach der EZB verloren die Edelmetalle leicht.
Der Euro gab hingegen vor der Entscheidung zu den Leitzinsen um 0,36 Prozent auf 1,053 Euro für einen Dollar ab. Nach der Zins-Entscheidung verbesserte sich der Euro auf minus 0,2 Prozent und 1,055 Dollar.
Und nach der starken Rallye des Bitcoin in den vergangenen Tagen von mehr als 20 Prozent, gab die Kryptowährung heute im Vorfeld 0,75 Prozent auf 32.400 Euro ab. Ethereum konnte hingegen um 2,44 Prozent auf 1.732 Euro zulegen. Der Bitcoin dämpfte seine Verluste am Nachmittag leicht ein und Ethereum blieb positiv.
Die meisten Wertpapiere und Assets bleiben nach der Verkündung der EZB eher unverändert. Die Entscheidung, dass es eine Zinspause geben wird, war so vom Markt erwartet worden.
Wichtig für Anleger wird nun auch die Presse-Konferenz von Christine Lagarde, auf der sie die Entscheidung der EZB zu den Zinsen genauer erläutern wird. Zudem erwarten laut der jüngsten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters eine Mehrheit der Volkswirte damit, dass die EZB den Einlagensatz bis zur Jahresmitte 2024 auf dem aktuellen Niveau halten wird. Am Finanzmarkt wird derzeit davon ausgegangen, dass die Euro-Notenbank bis Oktober 2024 bereits zwei Mal die Zinsen gesenkt hat. Darüberhinaus läuft immer noch das PEPP-Programm, welches in der Corona-Krise aufgelegt wurde und den Markt mit Liquidität versorgen soll. Auch über dieses Programm wird heute bei der EZB beraten. Bislang ist geplant, dass das PEPP-Programm bis Ende 2024 läuft. Sollte es vorher beendet werden, dürften die Börsen darunter leiden, weil ihnen dann Liquidität entzogen wird.
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(Mit Material von Reuters)