Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) ist als Kreditinstitut ein wichtiger Kapitalgeber für den Wohnungs- und Gewerbebau. Vorstandschef Andreas Arndt im Interview zur aktuellen Lage am Immobilienmarkt. Von Stefan Rullkötter
Boerse-online.de: Herr Arndt, wie bewerten Sie die derzeit den deutschen Immobilienmarkt?
Andreas Arndt: Der Immobilienmarkt bleibt eine sehr gute Inflationsabsicherung und eine sichere Assetklasse. Insbesondere in den Immobilien-Anlageklassen, die wir im Portfolio haben.
Wo liegen hier die Schwerpunkte der pbb?
Wir konzentrieren uns unverändert auf Immobilien in guten Lagen mit stabilen Cashflows, guten Mietern sowie geringen Wiedervermietungsrisiken. In den Kernsegmenten Office, Residential und Logistik sind wir weiterhin offen für neues, risikokonservatives Geschäft. Bei Hotel und Retail sind wir konsequent weiterhin zurückhaltend. Mit Blick auf die regionale Verteilung entfällt der überwiegende Teil des Neugeschäfts weiterhin auf den deutschen Heimatmarkt, gefolgt von den USA. Wir prüfen natürlich laufend die individuellen Teilmärkte und nutzen opportunistisch die besten Möglichkeiten. Parallel bauen wir konsequent das Geschäft mit Green Loans aus, per Ende September 2022 lagen wir bei 1,3 Milliarden Euro.
Die Deutsche Pfandbriefbank hat auch in New York seit einigen Jahren eine eigene Repräsentanz. Wie wichtig wird der Standort USA künftig für Ihr Geschäft sein?
Der US-Markt ist der größte professionelle Immobilienmarkt der Welt mit hoher Transparenz und attraktiven Geschäftsmöglichkeiten. Für einen Immobilienfinanzier ist der US-Markt natürlich wichtig, aus Geschäftsgenerierungs-, Diversifikations-, aber auch Profitabilitätsgründen. Deshalb wollen wir unseren US-Anteil von 17 Prozent am Gesamtportfolio organisch weiter ausbauen. Insgesamt sind die Investmentvolumina auch in den USA sehr solide, deshalb bin ich da sehr zuversichtlich.
In welchen Geschäftsfeldern sehen Sie derzeit das größte Wachstumspotenzial?
Wir wollen in unserem Kerngeschäft, den gewerblichen Immobilienfinanzierungen, weiter mit Augenmaß und Vorsicht wachsen. Gerade die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation ermöglicht einen Bestandsaufbau bei deutlich besseren Margen, wie im vierten Quartal 2022 zu beobachten war.
Lesen Sie hier: Was der Vorstandschef zum Börsenkurs der Pfandbriefbank sagt
Was planen Sie konkret bei „Green Finance“?
Bis 2025 sollen 30 Prozent aller von uns finanzierten Gewerbeimmobilien komplett grün sein. Und auch auf der Funding-Seite wollen wir den Anteil an Green Bonds konsequent ausbauen. Wir wollen die führende Green-Finance-Bank im Immobiliensektor werden.
Denken Sie in dem Zusammenhang auch an neue Produkte oder an den Einstieg in neue Marktsegmente?
Neben dem Real Estate Investment Management denken wir im Rahmen unserer Geschäftsfelder laufend auch über neue Produkte nach, wie beispielsweise Beratungsdienstleistungen rund um das Thema Nachhaltigkeit und natürlich auch Ausweitungen entlang bestehender Produkte, aktiv- wie passivseitig.
Stichwort ESG: Wie können Sie als Finanzierer die nachhaltige Transformation von Gebäuden in Zukunft maßgeblich mitgestalten?
Das ist eine Mammutaufgabe, zu der wir einen aktiven Beitrag leisten wollen und können. Deshalb haben wir Green Finance auch als eine zentrale Säule unserer Wachstumsstrategie definiert. Unser Fokus liegt darauf, wie wir Nachhaltigkeit in unserem Kerngeschäft bei der Kreditvergabe und der Refinanzierung fördern können. Bereits im Jahr 2020 haben wir die Voraussetzungen für die Emission von Green Bonds, also grünen Anleihen, geschaffen. Seit Ende 2021 bieten wir auch grüne Kredite als Produkt an. Damit unterstützen wir Kunden bei grünen Investitionen und leisten so einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Immobiliensektor. In besonderem Fokus steht dabei für uns die Transformation nicht nachhaltiger Objekte in grüne Immobilien.
Lesen Sie auch: pbb direkt hebt Zinsen für Tages- und Festgeld deutlich an
Viele Parteien haben die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in ihren Programmen. Sehen Sie sich hier auch als Kapitalgeber in der Pflicht?
Die Sicherung bezahlbaren Wohnraums in Deutschland ist eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgaben. Wir begrüßen das Maßnahmenpaket, das das Bündnis bezahlbarer Wohnraum Ende 2020 vorgestellt hat, um eine nachhaltige Ausweitung von neuem Wohnraum zu erreichen. In der Projektfinanzierung wollen wir einen Beitrag dazu leisten.
Zur Person:
Andreas Arndt kam im Jahr 2014 als Finanzvorstand zur Deutschen Pfandbriefbank und wurde im gleichen Jahr zum Co-Vorstandschef berufen. Der gebürtige Hildesheimer startete seiner Karriere bei der Deutschen Bank, wo er 2002 zum Vorstand für den Privat- und Geschäftskundenbereich ernannt wurde. Ab 2010 folgten Stationen als Senior Advisor bei der Beratungsgesellschaft Roland Berger und als CFO der Bawag Bank in Wien.