Am Dieselmarkt droht ein Déjà-vu. Denn am 5. Februar greifen die Sanktionen der Europäischen Union. Die russischen Diesellieferungen bleiben aus. Das vergangene Jahr war das teuerste Tankjahr aller Zeiten. 2023 könnte das noch übertreffen. Doch so können Anleger jetzt dadurch sogar Geld verdienen.

Noch nie war Tanken so teuer wie im vergangenen Jahr. Ein Liter Diesel kostete im Schnitt 1,946 Euro. Im Dezember ging der Preis ein wenig zurück. Branchenexperten sehen darin nur eine kurze Verschnaufpause. Sie befürchten am Dieselmarkt ein Déjà-vu wie beim Erdgas.

Dieselpreis

So teuer wird Tanken

Mitteldestillate aus Erdöl wie Diesel, Heizöl oder Kerosin halten die Wirtschaft am Laufen. Ob Lastwagen, Busse, Schiffe, Züge, Industrie oder Landwirtschaft, ohne Diesel geht es bislang nicht. Doch das Angebot an Rohöl ist bereits ziemlich knapp. Das verschärft den Engpass bei Kraftstoffen wie Diesel und Benzin. Weltweit sind die Raffineriekapazitäten stark eingeschränkt. Teilweise eine Folge der Pandemie. Der Rückgang der Nachfrage zwang Betreiber, unrentable Anlagen zu schließen. Zudem hat die Abkehr von fossilen Brennstoffen die Investitionen in diesem Sektor stark gedämpft. Seit 2020 ist die Raffineriekapazität in den USA um mehr als eine Million Barrel pro Tag zurückgegangen. In Europa haben Unterbrechungen des Schiffsverkehrs und Arbeiterstreiks die Raffinerieproduktion beeinträchtigt.

Sanktionen wirken wie ein Boomerang

Europa importiert rund 500 Millionen Barrel Diesel pro Jahr auf dem Seeweg. Etwa die Hälfte davon wird in russischen Häfen verladen. Damit ist ab dem 5. Februar Schluss. Dann treten die Sanktionen der Europäischen Union in Kraft, die russische Lieferungen auf dem Seeweg verbieten. Russland fällt damit als mit Abstand wichtigster Diesellieferant für Europa aus und hinterlässt eine Lücke wie beim Erdgas. Immerhin gelang es der EU, aus anderen Quellen mehr Diesel zu beziehen, sodass sich der Anteil Russlands an den Dieselimporten auf ein Drittel verringerte, verglichen mit mehr als der Hälfte zu Jahresbeginn. Dennoch bleibt es herausfordernd. Experten gehen davon aus, dass die Dieselvorräte in Nordwesteuropa im Februar 2023 auf das niedrigste Niveau seit mindestens 2011 fallen werden. In den USA sind die Diesel- und Heizölvorräte auf dem niedrigsten Stand der letzten vier Jahrzehnte. Auf dem Spotmarkt in New York, einer wichtigen Benchmark, erreichte der Preis im November 4,90 Dollar pro Gallone, etwa doppelt so viel wie im Vorjahr.

So verdienen Sie durch den teuren Dieselpreis Geld

Noch aussagekräftiger sind die Spreads. Die Aufschläge für den Kraftstoff weiten sich gegenüber Rohöl aus, ein Zeichen dafür, wie knapp die Raffineriekapazitäten sind, und auch gegenüber Lieferungen, die für eine spätere Auslieferung vorgesehen sind. Das zeigt, dass Händler verzweifelt versuchen, jetzt Diesel zu bekommen. In Europa kosten Diesel-Futures etwa 40 Dollar pro Barrel mehr als Brent, gegenüber einer fünfjährigen saisonalen Norm von nur zwölf Dollar. Mutige setzen mit Calls auf den Gasoil-Future mit diesem Produkt oder auf dieses.

Übrigens: Aus diesen Märkten sollten Anleger sich jetzt zurückziehen.

Diesel Future

Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 02/2023. Hier erhalten Anleger einen Einblick ins Heft.