Die schon länger anhaltende unbefriedigende Kursentwicklung verdeckt einige positive Entwicklungen bei der weltweiten Adoption von Kryptowährungen wie Bitcoin. Von Gerd Weger
Der Bitcoin steht charttechnisch vor einer Richtungsentscheidung und einer deutlichen Zunahme der zuletzt geringen Volatilität. Die Richtung wird die Verfassung am Aktienmarkt bestimmen. Denn der Bitcoin kann sich momentan noch nicht aus seiner kurzfristigen Korrelation zu den Aktien lösen.
Für viele Kryptoinvestoren steht nach den großen Verlusten seit dem Allzeithoch im November 2021 eine Art Glaubenstest an. Das vor einem Jahr überbordende Vertrauen in den Kryptomarkt hat deutlich nachgelassen. Seit der letzten Umfrage von Bankrate zum Kryptomarkt ist das Vertrauen der Amerikaner um 35 Prozent zurückgegangen. Erstaunlich ist vor allem der Vertrauensverlust bei der jungen Generation. Hier halbierte sich das Vertrauen innerhalb eines Jahres. Gerade die Millennials, die aufgrund des Versprechens des schnellen Geldes am Kryptomarkt besonders stark investiert haben, sind nach dem Kurseinbruch kalt erwischt worden.
Großer Vertrauensverlust in Kryptowährungen
Durch den Mangel an verlässlichen Informationsquellen und die fehlende Erfahrung bei Kapitalanlagen wirkte bei dieser Gruppe zum Höhepunkt der Hausse der FOMO-Effekt, also die Angst, etwas zu verpassen, besonders stark. Dieser Effekt wurde auch durch die vielen Influencer auf Social Media befeuert. Mit dem Verlust des Vertrauens in Kryptowährungen dürfte sich die naserümpfende Einstellung junger Leute gegenüber traditionellen Anlageformen als Folge etwas relativiert haben.
Auch wer vernünftig mit Kryptoanlagen umgeht, ist natürlich von den großen Kursverlusten enttäuscht. Trotzdem wird sich auch nach den Tiefpunkten im laufenden Zyklus seit dem dritten Halving eine Trendwende ergeben und der Bitcoin zu einem neuen Höhenflug ansetzen. Aktuell dürften die Tiefpunkte noch nicht erreicht sein. Deswegen kann man sich einem guten Einstieg nur durch regelmäßige Käufe annähern.
Erstaunliche Entwicklungen bei Bitcoin und Co.
Relativ unbemerkt gab es zuletzt aber auch einige sehr positive Nachrichten. So verbessern beispielsweise die beiden größten Kreditkartenfirmen, Mastercard und Visa, für ihre Kunden den Zugang zur Kryptowelt. Mastercard hat mit Crypto Secure einen neuen Service gestartet, um die Kunden vor Kryptobetrügern zu warnen. Noch interessanter ist die Ausdehnung des Angebots der FTX-Debitkarte von Visa auf andere Länder. Nachdem die Karte zu Jahresbeginn in den USA eingeführt wurde, soll sie nun in 40 anderen Ländern in Lateinamerika, Europa und Asien an den Start gehen.
Die Debitkarte wird durch eine Kooperation mit der führenden Kryptobörse FTX umgesetzt. Mit der Karte, die direkt an ein Kundenkonto bei FTX gekoppelt ist, können Kunden dann für Güter und Dienstleistungen direkt mit ihrem Krypto guthaben zahlen.
Auch geplante und bereits getätigte große Investitionen der nach Umsatz weltweit führenden Kryptobörse Binance sorgen für Aufsehen. Nach Aussagen des Binance-Chefs Changpeng Zhao hat das Unternehmen auch im Bärenmarkt erhebliche Gewinne erzielt. Ähnlich wie an den traditionellen Märkten profitieren Kryptobörsen von den Umsätzen und können deshalb auch bei fallenden Kursen gut verdienen.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 41/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin