Warren Buffett ist bekannt für seinen Riecher für günstig bewertete, langfristig aussichtsreiche Unternehmen. Im August 1991 kaufte er erstmals einen nennenswerten Anteil an einem großen Kreditkarten-Unternehmen. Mittlerweile gehören zu Buffetts Beteiligungs-Holding Berkshire Hathaway mehr als 20 Prozent dieses extrem lukrativen Unternehmens.
Es handelt sich um eines der weltweit führenden Kreditkarten-Unternehmen: American Express (AmEx). Zum 29. September 2022 hielt Berkshire 151.610.700 AmEx-Aktien oder 20,29 Prozent der Gesamtzahl.
Ende 2021 war American Express mit knapp 20 Prozent Berkshires größte Wertpapier-Beteiligung nach Gewicht (siehe Grafik) und die drittgrößte Beteiligung nach Marktkapitalisierung mit einem Anteil von 24,8 Milliarden US-Dollar. Dieser Anteil ist mittlerweile noch angewachsen.
OXY nun Top-Position
Mittlerweile ist American Express wohl nicht mehr an oberster Position. Im Jahr 2022 baute Berkshire nämlich einen Anteil von mindestens 20,2 Prozent am Öl- und Gas-Konzern Occidental Petroleum (Kürzel: OXY) auf. Zudem erhielt die Holding die behördliche Genehmigung zum Kauf von bis zu 50 Prozent der Stammaktien des Ölriesen. Falls Warren Buffett sich dazu entscheidet, müsste ein Angebot einer Komplett-Übernahme folgen.
Obwohl AmEx möglicherweise nicht mehr Berkshires größte Beteiligung nach Gewicht ist, bleibt der Wert des Unternehmens für die Holding klar. "Es ist eine Art Good Housekeeping-Gütesiegel", sagte Stephen Squeri, CEO von American Express, kürzlich gegenüber Yahoo Finance. "Warren und Berkshire sind ikonische Investoren, und dass er ... über die Richtung spricht, in die wir so enthusiastisch gehen, ist wichtig."
Wie Buffett seinen Anteil an AmEx erwarb
Buffetts Interesse an American Express begann bereits in den 1960er Jahren, während der ersten großen Verbraucherkreditwelle über Banken. Nach dem "Salad-Oil-Scandal" 1963 nutzte Buffett die günstige Gelegenheit, um fünf Prozent von AmEx für rund 20 Millionen US-Dollar zu erwerben.
Der Kreditkarten-Boom der 70er und 80er Jahre machte AmEx zu einem Top-Player auf dem Markt. Ende der 90er Jahre hatten bereits zwei Drittel der amerikanischen Haushalte eine Kreditkarte. Buffett konnte nun alles geben und investierte 1991 mit 300 Millionen Dollar seine erste große Beteiligung an dem Unternehmen.
Sieben Jahre später besaß Buffett schon mehr als 50 Millionen Aktien von American Express. Berkshire Hathaway hat seit Ende der 1990er Jahre keine AmEx-Aktien mehr gekauft, aber seine Beteiligung ist aufgrund von Aktienrückkäufen weiter gestiegen. Im Jahr 2020 wurde AXP die prozentual größte Beteiligung von Berkshire.
"Jetzt besitzen wir 20 Prozent von American Express", sagte Buffett auf der Hauptversammlung 2022 von Berkshire Hathaway.
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Rücklagen schmälern Gewinn
Das Unternehmen hat ein einfaches Erlösmodell: Der Großteil seiner Einnahmen wird aus Zinsen auf Guthaben und Gebühren von Karteninhabern und Händlern generiert. Händlern werden mehr berechnet als AmEx-Konkurrenten wie Visa oder Mastercard, da AmEx-Karteninhaber tendenziell reicher sind und mehr ausgeben, was Händlern auf der ganzen Linie zugute kommt.
Die jüngst vorgelegten Quartalszahlen ließen zwar zu wünschen übrig. American Express hat unterm Strich 'nur' 1,6 Milliarden Dollar Gewinn gemacht – neun Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Grund: AmEx legte deutlich mehr Geld für ausfallbedrohte Kredite zur Seite. Dabei stiegen die Erlöse jedoch um 17 Prozent auf den Rekordwert von 14,2 Milliarden Dollar.
Starker Ausblick
Trotz der erhöhten Risikovorsorge gab AmEx für das neue Jahr einen zuversichtlichen Ausblick ab. Die Gewinnprognose übertraf die Erwartungen der Analysten klar. Konzernchef Stephen Squeri dämpfte Konjunktursorgen nach der Bilanzvorlage: "Wir sehen keine Rezessionssignale", sagte er dem US-Portal Yahoo Finance. Die AmEx-Aktie schoss nach oben.
Von Corona-Rückschlag erholt
Im Jahr 2020, als die Corona-Pandemie zuschlug, fiel die AmEx-Aktie auf bis zu 66 Dollar, da Lockdowns und Reiseverbote die Gewinne um 39 Prozent nach unten zogen. Aber Buffett behielt seinen Anteil an dem Unternehmen, während er Airline- und Bankaktien verkaufte.
AmEx konnte sich nach dem Covid-bedingten wirtschaftlichen Abschwung erholen und erreichte 2022 mit 196 Dollar pro Aktie den höchsten Preis seit Jahrzehnten. Am gestrigen Montag schloss der Dow-Jones-Wert bei 172,66 Dollar. In Deutschland steht die AmEx-Aktie am Dienstag bei etwa 159,40 Euro.
Der CEO von AmEx betonte, dass Buffett als größter Aktionär von AmEx "alles richtig macht". Buffett verstehe, "dass die Marke AmEx etwas Besonderes ist", sagte Stephen Squeri. "Das sagt er mir ständig. Wir sind uns beide einig, dass der Kundenstamm etwas Besonderes ist. Jeder, der Warren als größten Aktionär hat, wäre glücklich."
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