Nachhaltig gerne - aber nur, wenn es nichts kostet." Im Sommer ließ das US-Arbeitsministerium mit einem Gesetzesvorschlag aufhorchen, der, konsequent zu Ende gedacht, sich genau auf diesen Nenner bringen ließe. Die Verwalter privater Pensionsgelder sollen demnach künftig nachweisen müssen, dass ihre Anleger keine Ertragseinbußen in Kauf nehmen, wenn der Manager seine Investitionen nachhaltig ausrichtet. Ob diese Vorgabe tatsächlich zu einem Gesetz wird, ist noch offen. Die Diskussion in den USA ist kontrovers, führende Vermögensmanager sprechen sich gegen die Pläne aus.

Unabhängig davon, wie man im Detail zum Thema Nachhaltigkeit stehen mag, weist die Diskussion auf eine interessante Frage hin: Sind Kapitalanlagen, die ökologische und soziale Belange berücksichtigen und sich darüber hinaus an Kriterien guter Unternehmensführung orientieren (alles zusammengefasst unter dem Kürzel ESG), nicht nur gut fürs Gewissen, sondern auch für die Rendite? Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die belegen: Nachhaltig ausgerichtete Investments schneiden in der Betrachtung des Rendite-Risiko-Profils besser ab als Anlagen, die nicht entsprechend ausgerichtet sind. Das ist für verschiedene Sektoren ebenso nachgewiesen wie in Analysen, die kurz-, mitteloder langfristige Zeithorizonte abdecken.

Das Wachstum von nachhaltigen Geldanlagen ist also nicht nur Ausdruck eines gesteigerten Bewusstseins für ökologische und soziale Fragen, sondern Folge handfester Rendite-Risiko-Erwägungen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen verbucht in seinem Jahresbericht für Deutschland einen Anstieg bei nachhaltigen Investmentfonds um 41 Prozent allein im Jahr 2019. Auch das Volumen grüner Finanzierungen wächst stark - sowohl durch staatliche als auch durch private Akteure getrieben. Der geplante Einstieg der deutschen Bundesregierung in den Green-Bond-Markt mit einem angekündigten Mindestvolumen von vier Milliarden Euro für die erste Emission und weiteren Bonds mit bis zu sieben Milliarden Euro bis zum Jahresende markiert auf der Anbieterseite einen weiteren Meilenstein. Schon im vergangenen Jahr stieg das weltweite Marktvolumen bei Green Bonds den Daten der Green-Bond-Initiative zufolge um mehr als die Hälfte auf ein Rekordvolumen von 257,7 Milliarden US-Dollar an. Europa war hier, mit einem Anteil von 45 Prozent am globalen Gesamtemissionsvolumen, der mit Abstand wichtigste Markt.

Bis "Green" auch im Investmentmainstream fest verankert sein wird, ist es noch ein weiter Weg. Aber auch hier geht Europa voran. Mit der Annahme der Taxonomie durch das Europäische Parlament hat die EU das weltweit erste verbindliche Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definiert. Weitere Aktivitäten im Rahmen des EU-Aktionsplans für Sustainable Finance, etwa ein EU-Standard für Green Bonds, bieten zusätzlich verlässliche Orientierung in der Frage, wann eine Geldanlage als "grün" beziehungsweise "nachhaltig" einzustufen ist. Das schafft Transparenz und Vertrauen - beides ist die Basis für dauerhaftes Wachstum am Kapitalmarkt.

Und wir am Finanzplatz Luxemburg sind stolz, unseren Teil dazu beizutragen - etwa mit der weltweit ersten ausschließlich auf grüne Anleihen spezialisierten Börse oder einem umfassenden Ökosystem für die Auflage und die Verwaltung nachhaltig ausgerichteter Investmentfonds. Als erstes Land in Europa hat Luxemburg zudem ein Rahmenwerk für nachhaltige Anleihen (Sustainable Bond Framework) auf den Weg gebracht, das auf die EU-Taxonomie und weitere internationale Standards aufbaut. Unterm Strich geht es vor allem darum, einen Rahmen für anhaltend zukunftsfeste Kapitalanlagen zu schaffen und die Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität und dauerhaft nachhaltige Ausrichtung zu unterstützen. Wenn sich dieses Verständnis als globaler Exportschlager für den Finanzplatz Europa erweist - umso besser.

Über Nicolas Mackel


Luxembourg for Finance (LFF) ist für die Entwicklung des Finanzzentrums Luxemburg zuständig. LFF wurde 2008 mit dem Ziel gegründet, die luxemburgische Finanzdienstleistungsbranche weiterzuentwickeln und neue Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren. Der Finanzplatz Luxemburg gilt als einer der weltweit führenden Standorte für Green Finance und ist das führende Zentrum der Fondsindustrie in Europa.