Den großen Öl-Förderländern entgehen mit sinkenden Rohöl-Preisen Gewinne. Das wollen insbesondere Saudi-Arabien und Russland nicht hinnehmen. Bei der Sitzung der Opec+ setzen sie eine deutliche tägliche Fördermengen-Kürzung durch. Das dürfte die Ölpreise in den kommenden Monaten wahrscheinlich aufwärts treiben. Sehr zum Leidwesen von Unternehmen und Verbrauchern.

Die Öl-Allianz Opec+ fährt ihre Ölproduktion deutlich zurück. Von November an wird der Verbund aus 23 Staaten täglich zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) weniger Öl fördern. Es ist die umfassendste Verringerung der Produktion seit langem. Der Schritt soll den zuletzt um bis zu 30 Prozent gefallenen Ölpreis zumindest stabilisieren. Er geschehe "angesichts der Ungewissheit, die die globalen Wirtschafts- und Ölmarktaussichten umgibt, und der Notwendigkeit, die langfristigen Leitlinien für den Ölmarkt zu verbessern", so die Opec.

Die Ölpreise legten nach der Entscheidung für die Kürzung der Fördermenge weiter zu, nachdem sie bereits im Vorfeld der Opec-Sitzung gestiegen waren. Am Donnerstag-Vormittag kostet ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent 93,80 US-Dollar (siehe Chart). Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zieht auf 88,18 Dollar an.

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Sechs-Monats-Chart Brent-Rohöl (in US-Dollar)

Absprachen im Vorfeld zwischen Saudis und Russen?

Zwar hat auch eine erweiterte Opec+ [inklusive Russland] nicht die Marktmacht der Opec früherer Zeiten, allerdings ist ihr Einfluss immer noch groß genug, um den Ölpreis in die gewünschte Richtung zu lenken, schreibt die "Allgemeine Zeitung" aus Mainz. Die beiden wichtigsten, weil größten Förderländer des Kartells, Saudi-Arabien und Russland, sprachen sich offenbar bereits im Vorfeld der Konferenz ab und setzten damit ein klares Signal für die übrigen Mitgliedsländer. Putin kann es recht sein: Der Ölexport ist die wichtigste Einnahmequelle Russlands.

Nicht zuletzt die USA fordern allerdings seit Monaten von der Opec+ ein Aufdrehen des Ölhahns – auch im Interesse der Weltwirtschaft. Denn in Zeiten abgeschwächter Konjunktur wären niedrigere Ölpreise entlastend. Die US-Regierung bezeichnete die Entscheidung der Opec+ als "kurzsichtig". Präsident Joe Biden sei davon enttäuscht, erklärten Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus, Brian Deese. In einer Zeit, in der die Aufrechterhaltung der weltweiten Energieversorgung von größter Bedeutung sei, werde sich diese Entscheidung besonders negativ auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen auswirken.

EU-Sanktionen treffen russische Öl-Lieferungen ab Dezember

Die Opec+ bezeichnet ihr Handeln als verantwortungsbewusst. Es gehe ihr nicht nur um die eigenen Einnahmen, sondern um Versorgungssicherheit und Verlässlichkeit, sagte der saudi-arabische Energieminister Abdulasis bin Salman. Der Einfluss des 2016 um zehn Nicht-Opec-Länder erweiterten Kartells ist weiterhin erheblich auf die globalen Ölpreise. Die Allianz hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent.

Russland muss ab Dezember für sein Rohöl neue Abnehmer finden. Dann tritt ein nahezu EU-weites Embargo für die Einfuhr von russischem Rohöl in Kraft. Bisher werden täglich noch rund zwei Millionen Barrel aus Russland in die EU geliefert.

Benzin und Diesel werden teurer

An den Zapfsäulen hierzulande könnten sich die Spritpreise in den kommenden Wochen und Monaten wieder deutlicher nach oben bewegen. Im Bundesschnitt mussten Autofahrer an deutschen Tankstellen im September gegenüber dem Vormonat bereits rund 21 Cent für den Liter Super E10 und rund 12 Cent für den Liter Diesel zahlen. Nach Auswertungen des ADAC kostete Super E10 im monatlichen Mittel pro Liter 1,940 Euro und Diesel 2,078 Euro.

"Verantwortlich für den hohen Preissprung hierzulande war vor allem das Ende des Tankrabatts zum Monatswechsel", erklärte Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer des Verbraucher-Informationsdienstes Clever Tanken. Denn damit verteuerte sich der Benzinpreis wieder um rund 35 Cent und der von Diesel um etwa 17 Cent pro Liter.

Quelle: © ADAC
Deutsche Kraftstoffpreise im Monat September 2022

Aus Sicht des ADAC war der Preissprung Anfang September in diesem Ausmaß überzogen, da sich die Tankstellen noch im August unter den Bedingungen des Tankrabatts reichlich mit niedrig versteuertem Kraftstoff eingedeckt haben und die Preise vorab erhöht wurden. Erst der Rückgang des Rohölpreises und der wieder intensivere Wettbewerb auf dem Kraftstoffmarkt haben im Monatsverlauf zu einem Absinken der Kraftstoffpreise geführt.

Nachfrage nach Ölheizungen gestiegen

Die Heizöl-Verteuerung trifft nun mehr private Verbraucher. Denn weil sich Heizöl in den vergangenen neun Monaten im Vergleich zu Erdgas erheblich weniger stark verteuerte, wächst die Nachfrage nach Ölheizungen. "Von Anfang Januar bis Ende Juli wurden zwölf Prozent mehr Ölheizungen im Vergleich zum Vorjahr von den Herstellern ausgeliefert", sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Demnach wurden zwischen Januar und Juli rund 29.000 Anlagen in Deutschland in den Verkehr gebracht. Im gesamten Vorjahr waren es dem BDH zufolge etwa 45.500 Ölheizungen. Der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger liege bei 930.000 ausgelieferten Einheiten pro Jahr. Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox hat sich Gas innerhalb eines Jahres um rund 235 Prozent verteuert, Heizöl ist um 114 Prozent teurer geworden, hieß es in dem RND-Bericht.

Ab 2024 will die Bundesregierung den Einbau reiner Ölheizungen nur noch in Ausnahmefällen erlauben. Hybrid-Anlagen, die etwa durch die Kombinationen eines fossilen Brenners mit Sonnenenergie oder Wärmepumpen 65 Prozent des Wärmebedarfs mit erneuerbaren Technologien abdecken, bleiben aber erlaubt. Der BDH geht laut dem RND-Bericht davon aus, dass auch im Jahr 2045 noch 1,36 Millionen "Öl- und Bioöl-Heizungen" in Deutschland installiert sein werden.

Foto: esyoil.com
Sechs-Monats-Chart Heizöl (Durchschnittspreis in Deutschland für 100 Liter in Euro inkl. MwSt.)

Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Donnerstag-Morgen laut Vergleichsportal esyoil einen bundesweiten Durchschnittspreis von über 164 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Damit ist Heizöl seit Wochenbeginn um 6,5 Prozent teurer geworden.