Kupfer ist eines der wichtigsten Industriemetalle. Mit der Abschwächung der globalen Konjunktur hat sich der Kupferpreis vom Allzeithoch im Jahre 2022 zuletzt abgeschwächt. Doch bevorstehende Engpässe dürften den Preis bald deutlich steigen lassen. Auch charttechnisch wird es interessant. Einige Kupfer-Aktien sind jetzt besonders aussichtsreich.
Kupfer gilt aufgrund der weit verbreiteten Anwendungen in den meisten Wirtschaftssektoren als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Gesundheit. Oftmals zeigt "Dr. Copper" Wendepunkte in der Weltwirtschaft frühzeitig an. Diese Nachfrage spiegelt sich im Marktpreis von Kupfer wider.
Der Kupferpreis hat sich in den vergangenen zwei Wochen wieder etwas von seinen Tiefs bei 3,51 Dollar pro Pfund lösen können. Am Freitag notiert Kupfer bei 3,61 Dollar/Lbs (8073 Dollar pro Tonne). Insgesamt war der Trend im laufenden Jahr meist abwärts gerichtet. Das Jahreshoch markierte Kupfer am 18. Januar bei 4,35 Dollar. Das Allzeithoch bei 5,01 Dollar (über 10.600 Dollar pro Tonne) stammt aus März 2022.
Rohstoff-Experting Thu Lan Nguyen von der Commerzbank hält die aktuelle Schwäche für nicht gerechtfertigt und erwartet daher eine Fortsetzung der Erholung in den kommenden Monaten: "Angesichts der Tatsache, dass Kupfer als Metall der Elektrifizierung eine wichtige Rolle bei der Energiewende zukommt, liegt es nahe, dass die Nachfrage konjunkturunabhängig gut unterstützt bleibt und mittel- bis langfristig einen deutlichen Anstieg sehen wird."
Auch charttechnisch spricht viel für einen bevorstehenden Ausbruch des Kupferpreises.
Massives Kupfer-Defizit voraus
Andere Analysten warnen gar vor einem Angebotsdefizit am Markt. Der Boom bei Elektroautos und Investitionen in die Infrastruktur sorgen für eine starke Nachfrage, die Kupferproduktion befindet sich aber weltweit tendenziell im Rückzug.
In den vergangenen fünf Jahren befand sich der Markt laut den Zahlen des Branchenverbands ICSG weitgehend im Gleichgewicht. Doch die Einschläge kommen näher. Denn die niedrigen Preise in der vergangenen Dekade haben bereits Investitionen in neue Projekte verhindert. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Kupfer stabil und kontinuierlich. Große Bergbaukonzerne gehen von 2,5 Prozent jährlich bis 2030 aus. Analysten erwarten, dass der Markt in den kommenden zehn Jahren um etwa ein Drittel auf mehr als 33 Millionen Tonnen wachsen wird.
Die Beratungsagentur McKinsey hatte im Sommer sogar ermittelt, dass die Kupfernachfrage bis zum Jahr 2031 auf 36,6 Millionen Tonnen steigen soll. Aktuell liegt sie bei rund 25 Millionen Tonnen. Das Angebot kann mit diesem kräftigen Anstieg nicht Schritt halten.
Neue Kupferminen Mangelware
Viele Produzenten kämpfen mit sinkenden Kupfergraden und ausblutenden Minen. So muss allein Chile über seine teilstaatlichen Unternehmen zweistellige Milliardenbeträge investieren, nur um die Produktion aufrecht zu erhalten. In Peru, dem nach Chile zweitgrößten Produzenten der Welt, kann auch aufgrund mangelnder politischer Stabilität die Förderung kaum das aktuelle Niveau halten.
In Nordamerika läuft es auch nicht besser. Laut einer Analyse von Goldman Sachs ist die Zahl an Genehmigungen für Kupferminen auf das niedrigste Niveau seit einem Jahrzehnt gefallen. Einerseits seit es schwierig Genehmigungen für neue Minen zu bekommen, andererseits halten sich Investoren zurück, was die Finanzierung erschwert.
Auch Gary Nagle schlägt inzwischen Alarm. Der Manager ist CEO von Glencore, dem größten Rohstoff-Handelshaus der Welt. Nagle sieht große Probleme auf der Angebotsseite. Er bezieht sich dabei auch auf den niedrigen Preis, denn dieser signalisiere diese Knappheit nicht.
Aussichtsreiche Kupfer-Aktien
Wenn etwas knapp ist, muss der Preis eigentlich steigen. Dementsprechend dürften die Kupfer-Vorkommen mehr wert sein, als es heute der Markt mit seinen Preisen für das Metall selbst und für Aktien suggeriert. Denn es gibt einige wenige Firmen, die größere Vorkommen entwickeln.
Die Aktien von Kupfer-Produzenten notieren aktuell nahe ihrer Jahrestiefen. So etwa Freeport-McMoRan. Der Konzern betreibt Anlagen mit bedeutenden nachgewiesenen und wahrscheinlichen Reserven an Kupfer, Gold und Molybdän. Auch die Aktien von Ivanhoe Mines, ein kanadisches Bergbau-Unternehmen, das sich auf die Weiterentwicklung seiner drei Kupfer-Hauptprojekte im südlichen Afrika konzentriert, kosten nach dem Allzeithoch im Juli aktuell gut 30 Prozent weniger.
Deutlich besser gehalten hat sich in den vergangenen Monaten Southern Copper. Der US-Bergbaukonzern baut neben Kupfer als Nebenprodukte auch Molybdän, Zink und Silber ab.
Auch ein deutscher Konzern profitiert von Kupfer: Aurubis. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg ist ein weltweit führender Kupfer-Recycler und Anbieter von Nichteisenmetallen. Die Kernkompetenz ist die Verarbeitung und optimale Verwertung von komplexen Konzentraten und Recycling-Rohstoffen zu Metallen höchster Reinheit. Aurubis profitiert nicht nur von steigenden Kupfer-Preisen, sondern verarbeitet auch Edelmetalle wie Gold und Silber sowie Metalle der Platin-Gruppe. Auch die im MDAX gelistete Aurubis-Aktie notiert derzeit gut ein Drittel unter ihrem Allzeithoch.
Der derzeit niedrige Kupferpreis könnte sich angesichts der anbahnenden Defizite bald erholen. Anleger, die längerfristig orientiert sich, wagen auf dem gedrückten Niveau einen mutigen Einstieg in Kupfer-Aktien.
(Mit Material von dpa-AFX)