Durch Lieferunterbrechungen und bei weiteren wichtigen Produzenten wird dieses Edelmetall knapp. Warum jetzt die Preise ordentlich anziehen könnten…
Auf der Weltbühne spielt Mamady Doumbouya keine große Rolle. Der Machthaber Guineas, der sich an die Spitze des westafrikanischen Landes geputscht hat, herrscht autokratisch. Unbehelligt kann Doumbouya auf Kollisionskurs mit politischen Gegnern, dem Parlament und weiteren Instanzen des Staates gehen. Doch jetzt hat Doumbouya ein weiteres Machtfeld entdeckt, das zumindest die Aluminiumwelt in Atem hält. Nach Australien ist Guinea der zweitgrößte Förderer des Aluminiumerzes Bauxit. Das ist der Basisstoff für das leichte Industriemetall.
Der Bauxitmarkt hatte in diesem Jahr mit einer Reihe von Lieferunterbrechungen in Australien und Brasilien zu kämpfen. Das weltweite Angebot ist knapp. Der Preis des Rohstoffs im Verhältnis zum Endprodukt stieg in den letzten Wochen von gut 20 Prozent auf knapp 25 Prozent. Anfang 2024 lag das Verhältnis noch bei 15 Prozent. So ist es nur gut nachzuvollziehen, dass die jüngste Aktion Doumbouyas Panik an den Märkten ausgelöst hat. Guinea blockiert durch Zollmaßnahmen den Export von Bauxit. Die Industrie steht sprichwörtlich Schlange an den Handelsplätzen. In Australien hat sich der Tonerde preis bereits mehr als verdoppelt.
Aluminium – China mit hoher Abhängigkeit
Zunächst ist die chinesische Aluminiumindustrie, die 70 Prozent ihres Importbedarfs aus Guinea bezieht, besonders stark betroffen. Die Lagerbestände an Aluminiumoxid in chinesischen Häfen sind auf den niedrigsten Stand seit 2015 gesunken. Einige Analysten gehen zwar davon aus, dass die Versorgungsengpässe im nächsten Jahr nachlassen werden, doch gibt es kaum Anzeichen für eine sofortige Entspannung. Zumal auch das weitere Vorgehen Guineas völlig unberechenbar ist. Branchenexperten sehen im Exportstopp eine Art Erpressung der Bergbauunternehmen, um sowohl die Lizenzgebühren auf Bauxit zu erhöhen als auch die Investitionen in versprochene Aluminiumoxid-Raffinerien in Guinea zu beschleunigen. Es sind langfristige Ziele, die noch viel Spielraum für die Machthaber Guineas bieten, und das Regime hat durchaus gute Chancen, den globalen Aluminiummarkt aufzumischen.
Denn der Hauptabnehmer China steht auch für rund 60 Prozent der weltweiten Aluminiumproduktion. Im schlimmsten Fall muss China die Produktion in den Hütten drosseln. Das würde die globale Metallversorgung verschlechtern und einen Anstieg des Preises für Aluminium begünstigen. Aktuell dämpfen noch Konjunktursorgen. Sollte die Nachfrage anziehen, wäre das der Impuls für eine Aluminium-Rally.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe 46 von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
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