Der DAX konnte in der vergangenen Woche an der Börse neue Allzeithochs aufstellen. Doch aus diesen Gründen wird die Luft für deutsche Aktien in der kommenden Woche dünner.
Nach dem Sprung auf ein DAX-Allzeithoch wird die Luft am deutschen Aktienmarkt nach Ansicht von Strategen immer dünner. In der alten Woche erreichte der deutsche Börsenleitindex neue Bestmarken von rund 16.400 Punkten und heimste auf Wochensicht ein Plus von rund zweieinhalb Prozent ein. Dabei hatten die führenden Notenbanken in den USA und der Euro-Zone im Kampf gegen die Inflation weitere Zinsanhebungen im Sommer signalisiert. "Im Moment ist die Gier größer als die Angst", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die einzige Angst, die die meisten aktuell umtreibt, ist die Angst weitere Kursgewinne zu verpassen."
Die Gefahr von Rückschlägen sei allerdings mittlerweile hoch, warnt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Dies zeige sich unter anderem im Investitionsgrad der großen Investoren. US-Fondsmanager hätten die Quote auf 90 von 54 Prozent hochgefahren. "Die Profis sind also fast vollständig investiert, was unweigerlich die Frage aufwirft, wer noch kaufen kann und wird."
Es könnte also sein, dass es erstmal keine weiteren DAX-Rekorde gibt.
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Kommende Woche wird es ruhiger an der Börse
Am Freitag dürften schwache Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum zeigen, dass die Aktienmärkte nun wieder Gegenwind von den Frühindikatoren bekommen, wie Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp meint. Die deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen sprächen dafür, dass das Konjunkturbarometer für den Dienstleistungssektor im Juni weiter gesunken sei. "Den Index für das verarbeitende Gewerbe erwarten wir weiter tief im rezessiven Bereich." Auf dem Terminplan stehen zudem am Dienstag die deutschen Erzeugerpreise, die Signalwirkung für die Entwicklung der Inflation haben könnten.
Zu den wenigen Unternehmen, die Zahlen vorlegen, gehört der US-Paketdienst Fed. In Deutschland öffnet der Baumarkt-Betreiber Hornbach seine Bücher.
Steht China vor einer Aktien-Rally?
Die geldpolitischen Signale der Notenbanken werden von den Investoren nach wie vor aufmerksam beäugt werden. Wenige Tage nach der Federal Reserve in den USA und der Europäischen Zentralbank (EZB) trifft sich die Bank von England (BoE) am Donnerstag zu Beratungen. Börsianer rechnen mehrheitlich damit, dass sie die Leitzins um einen Viertel Prozentpunkt anheben wird. Wenige Stunden später tritt US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Senats auf, um den Politikern die Geldpolitik seines Hauses zu erläutern.
In China könnten angesichts einer schleppenden Konjunkturerholung weitere geldpolitische Lockerungen beschlossen werden. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass der Schlüsselsatz LPR (Loan Prime Rate), der zur Festlegung der Verbraucherkredit- und Hypothekenzinsen dient, am kommenden Dienstag gesenkt wird. Die meisten Kredite in China basieren auf dem einjährigen LPR-Zins, der Schlüsselzins für fünfjährige Darlehen beeinflusst die Hypotheken.
"In der Summe bestätigt sich mithin das Bild, daß die Post-Covid Beschleunigung ausläuft und die politische Führung versuchen dürfte, mit monetären und fiskalischen Mitteln gegenzusteuern", sagen die Anlagestrategen von Metzler Capital Markets. Der Druck, mit Finanzspritzen einzugreifen, werde weiter zunehmen. "Allerdings dürfte der Umfang nicht an die großen Pakete der Vergangenheit heranreichen. Die negativen Trends bei Demographie, Verschuldung und geostrategischen Konflikten begrenzen den Spielraum in Peking."
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(Mit Material von Reuters)