US-Inflation steigt, Unsicherheit an der Börse. Dennoch könnte die US-Notenbank Fed kommenden Mittwoch stillhalten. In Zusammenarbeit mit Marian Kopocz
Das Zittern an den Börsen geht weiter: Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA haben die Aktienkurse in dieser Woche belastet. So kletterte die US-Teuerungsrate im August auf 3,7 (Juli: 3,2) Prozent, der zweite Anstieg in Folge. Die US-Notenbank Fed will die Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent zurückbringen, darf dabei aber die Konjunktur nicht außer Acht lassen. Am 20. September steht die nächste entscheidende Sitzung des Gremiums an.
Zumindest die Experten an der US-Terminbörse CME rechnen trotz gestiegener Inflationsrate mit einem Stillhalten. Laut dem Fedwatch-Tool der CME wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause bei der nächsten Sitzung der Fed kommenden Mittwoch auf 95 Prozent taxiert, gegenüber fünf Prozent für eine Zinsanhebung. Für die November-Sitzung steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung schon wieder auf 43 Prozent gegenüber 57 Prozent für eine Zinspause.
US-Börsen auf tönernen Füßen
Wie der Chart unten zeigt, befindet sich der S&P 500 im Kampf mit der 50-Tage-Linie. Sollte die Fed negativ überraschen, so dürfte das Schicksal der Aktie womöglich erstmal lauten: Es geht wieder nach unten.
Bei einer positiven Überraschung dürften die US-Börsen aber weiter steigen und Anleger auch hierzulande aufatmen lassen.
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Und auch die US-Tech-Börse Nasdaq100 befindet sich nur ganz knapp über der 50-Tage-Linie. Zudem reagieren Tech-Aktien ja noch sensibler auf die Zinsen, weil sie oftmals wachstumsorientierter sind und höhere Zinsen das Wachstum verlangsamen. Dies schlägt sich dann in eine negative Bewertung nieder. Deswegen ist die nahende Zinse-Entscheidung der Fed durchaus eine Schicksals-Entscheidung - und das ist nicht zu dick aufgetragen. Denn bei immer weiter steigenden Zinsen dürfte irgendwann auch die Realwirtschaft abgewürgt werden. Und eine ausgemachte Rezession möchte man an der Börse keinesfalls haben. Und in Echt natürlich auch nicht.
Trotz steigender Inflation Zinspause bei der Fed?
„Es sieht stark nach einer Zinspause aus, auch wenn der Inflationskampf noch nicht gewonnen ist“, erklärt Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Grund für den „Inflationshüpfer“ seien einmal mehr Energiepreise und ein Statistikeffekt. „Der Inflationsweg bleibt holprig, er wird jedoch weiter talwärts gehen“, sagt Hepperle. „Durch die abermals rückläufige Kernrate sinkt der Zinserhöhungsdruck auf die Fed.“
Seit Anfang 2022 hatte die Fed die Leitzinsen von nahe null auf eine Spanne von derzeit 5,0 bis 5,25 Prozent angehoben, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Inflationsraten sind zwischenzeitlich insgesamt deutlich zurückgegangen. Nach Aussagen führender Fed-Vertreter sieht sich die Notenbank aber noch nicht am Ziel. Die Fed will es nach eigenen Angaben von der Datenlage abhängig machen, ob sie die Leitzinsen im September weiter anhebt oder nicht. Sie blickt dabei auch auf die sogenannte Kernrate der Inflation, die die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel ausklammert. Diese Kernrate ging im August auf 4,3 (Juli: 4,7, Juni: 4,5) Prozent zurück. Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt fließt in die Entscheidung ein. Ein boomender Arbeitsmarkt gilt als inflationstreibend. In den USA hatte er sich zuletzt moderat abgekühlt.
Nicht zuletzt die gestiegene Arbeitslosenquote und das Abflauen des Booms am Jobmarkt liefern Befürwortern einer Zinspause Argumente. „Neben dem Abflauen der Kerninflation dürfte auch der ausbalanciertere US-Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle für die Fed spielen“, erklärt Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.
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