Die Stimmung am Rohölmarkt ist weiterhin durch Konjunktur-Skepsis geprägt. Läuft die Wirtschaft schwächer, wird weniger Öl gebraucht. Sinkt die Nachfrage, fallen bei gleichem Angebot die Preise. Auch Heizöl wird seit September immer billiger. Wer jedoch noch in diesem Jahr nachtanken muss, dürfte Probleme bekommen.
Trotz einer leichten Stabilisierung in den vergangenen Tagen stehen die Erdölpreise seit etwa drei Wochen unter Druck. Am Markt überwiegt der Konjunktur-Pessimismus und folglich die Erwartung einer schwachen Rohöl-Nachfrage. Dem widersprach am Donnerstag jedoch Saudi-Arabiens Ölminister Abdulaziz bin Salman. Wie schon im Frühjahr machte er Spekulanten für die fallenden Ölpreise verantwortlich. Damals reagierte das Land bekanntlich wenig später mit Produktionskürzungen. Möglicherweise werden diese auch noch über Dezember hinaus verlängert.
Die Ölpreise starten mit moderaten Aufschlägen in die neue Woche. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent am Terminmarkt 81,66 US-Dollar. Das waren 0,3 Prozent mehr als vor dem Wochenende. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg in ähnlichem Maß auf 77,36 Dollar. Die Brent-Futures sind trotz der geopolitisch außerordentlich angespannten Lage von ihrem Jahreshoch zeitweilig um über 13 Prozent gefallen.
Öl-Überangebot erwartet
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas sorgt am Ölmarkt zwar nach wie vor für Unsicherheit. Die anfänglich befürchtete Ausweitung des Konflikts auf andere Länder im ölreichen Nahen Osten ist bisher jedoch ausgeblieben. "Ohne ein direktes Eingreifen des Irans erwarte ich keine großen Auswirkungen auf den Ölmarkt", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die arabischen Länder hätten aus ökonomischen Gründen ein großes Interesse an der Fortsetzung der Öllieferungen.
Die Angebotsbeschränkungen Saudi-Arabiens und Russlands wirken in diesem Umfeld nur noch begrenzt. Die anfänglichen Ölpreis-Aufschläge wegen des Gaza-Kriegs sind mittlerweile verschwunden. Wenn ein Flächenbrand im Nahen Osten ausbleibt, ist sogar noch mehr Rückgang möglich.
Die EIA (Energy Information Administration des US-Energieministeriums) erwartet für das vierte Quartal 2023 und das gesamte Jahr 2024 sogar ein Überangebot. Als Konsequenz reduzierten die Statistiker die Preiserwartungen für diese Zeiträume. Einige Analysten großer Bankhäuser schlossen sich der Einschätzung der EIA bereits an. Die Beurteilung der aktuellen Lage legt eine weitere Drosselung des Ölangebots seitens der OPEC+ nahe. An den Ölbörsen wird man vermutlich damit beginnen, diese einzupreisen.
Heating Oil hat sich prozentual sogar noch deutlicher als Brent und WTI verbilligt. Die Gasöl-Futures, aus denen sich der Heizölpreis ableitet, sind etwa 17 Prozent von ihrem Jahreshoch entfernt.
"Heizöl-Kunden kaufen wie wild"
Der komplette Preisrückgang des internationalen Handels wird in Deutschland allerdings kaum noch eingepreist, weil hierzulande die weitere Erhöhung der CO2-Abgabe um gut drei Cent pro Liter ansteht. Sie wird bei Heizöl-Lieferungen ab dem 1. Januar fällig – also in exakt sieben Wochen. Angebote zur Lieferung vor diesem Datum werden zunehmend knapp, schreibt das Heizöl-Infoportal esyoil.com.
Die Heizölpreise in Deutschland sind im Schnitt rund zehn Prozent seit ihrem Jahreshoch gefallen (siehe Heizölpreis-Chart unten), also weniger stark als Gasöl und Rohöl. Am Montag beträgt der durchschnittliche Heizölpreis pro 100 Liter laut esyoil.com 105,37 Euro. Grund für die recht stabilen Preise ist die anstehende Erhöhung der CO2-Abgabe. Sie führt zu einer gesetzten Preiserhöhung um gut drei Cent pro Liter für Lieferungen ab Beginn des neuen Jahres.
Daher ordern vor dem anstehenden Winter besonders viele Verbraucher Heizöl. Zumal auch die massive LKW-Maut-Erhöhung zum 1. Dezember die Preise der Händler verteuern dürfte. Für die Erhebung der CO2-Abgabe ist nicht an das Angebots-, sondern das Lieferdatum maßgeblich. Das Portal agrarheute titelte kürzlich: "Heizölkunden kaufen wie wild".
Längere Lieferfristen einkalkulieren
Verbraucher stehen nun vor der Wahl: Warte ich noch mit einer Bestellung und hoffe auf größere Preisrückgänge bis Januar, die den Aufschlag überkompensiert? Oder kaufe ich jetzt und hoffe, dass die Lieferung noch in diesem Jahr erfolgt?
Die Heizölexperten von heizöl24 raten: "Kunden, die der CO2-Preiserhöhung entgehen wollen, sollten in den nächsten ein bis zwei Wochen aktiv werden und auf die angezeigte Lieferfrist des jeweiligen Händlers achten." Immer mehr Lieferanten dürften die Erhöhung bereits ab Ende November einpreisen. Der Heizölhandel erwartet in den nächsten Wochen und bis Weihnachten eine gesteigerte Kaufaktivität der Verbraucher, sagen auch die Experten von Tecson. Dabei sollten Heizöl-Kunden auf jeden Fall die absehbar längeren Lieferzeiten und die oben genannten Preisanstiege mitberücksichtigen. (Mit Material von dpa-AFX)