Der Markt ist im Angebotsdefizit, die Produktion kommt der Nachfrage nicht hinterher. Laut Expertenurteil fehlen dieses Jahr bis zu einer Million Unzen. Die Preiserholung bei Platin läuft bereits. Von Petra Maier
Einmal im Jahr findet in London der Branchentreff „Platin Week“ statt. Traditionell geben die führenden Branchenexperten danach ihre Prognose ab. So auch in diesem Jahr. Gerade wurden die neuesten Einschätzungen veröffentlicht. Und es gibt eine große Einigkeit unter den Experten: Die Nachfrage nach dem Edelmetall wird das Angebot übersteigen. Lediglich über den Umfang der Angebotslücke herrscht eine gewisse Uneinigkeit. Die reinen Verarbeiter von Platinmetallen wie Johnson Matthey und Heraeus erwarten ein Defizit von 128 000 Unzen beziehungsweise 195 000 Unzen. Wird die Investorennachfrage einbezogen, liegen die Schätzungen um ein Vielfaches höher. So geht die Researchfirma Metals Focus davon aus, dass die Platinnachfrage das Angebot um 953 000 Unzen übersteigt.
Platin – höchstes Angebotsdefizit seit Beginn der Aufzeichnung
Der Interessenverband World Platinum Investment Council, der auch die ETF-Veränderungen berücksichtigt, kommt auf eine deutlich höhere Unterversorgung von mehr als einer Million Unzen. Es wäre das höchste Angebotsdefizit seit Beginn der Aufzeichnung.
Die Prognose stützt der Branchenverband auf die Marktbewegungen im ersten Quartal. Von Januar bis März stieg die weltweite Platinnachfrage um satte 28 Prozent. Auch die Anleger finden wieder Gefallen. Nach den Aufzeichnungen des World Platinum Investment Council stiegen die Investitionen in Barren und Münzen um 71 Prozent auf 102 000 Unzen. Gleichzeitig sind die Bestände in Platin-ETFs im ersten Quartal um 43 000 Unzen gestiegen.
Während die Platinnachfrage zulegen dürfte, bleibt das Angebot dahinter zurück. Bereits 2022 fiel die Platinförderung in Südafrika um 14 Prozent. Die Experten rechnen damit, dass es auch in diesem Jahr wegen der Stromknappheit immer wieder zu Produktionsunterbrechungen kommen wird. Südafrika steht für 70 Prozent des weltweiten Platinangebots. Zudem geht das Angebot raffinierter Platinprodukte um acht Prozent zurück.
Weil weniger Platin aus dem Recycling von Autokatalysatoren sowie Schmuck gewonnen wurde, fehlten am Weltmarkt im ersten Quartal bereits fast 400 000 Unzen Platin. Insgesamt geht Metals Focus von einem weltweiten Angebot von 7,19 Millionen Unzen aus. Benötigt werden jedoch acht Millionen. Wenn das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen kann, dürfte der Kurs steigen. Und in der Tat hat die Unzennotiz zugelegt, notiert aber noch weit unter historischen Bestwerten. Anleger können je nach Risikoprofil mit unterschiedlichen Produkten an weiteren Preissteigerungen verdienen. Neben der Eigenverwahrung von Münzen und Barren bietet die Finanzindustrie physisch hinterlegte ETCs (WKN: A1EK0H) an. Risikobereite Anleger hebeln den Platinpreis.
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