Der Bitcoin bleibt auch weiterhin ein langfristiger Stabilitätsanker. In guten Phasen sollten Anleger aber eine Sache nicht vergessen. Von Gerd Weger

Bisher bestätigt sich die Einschätzung von vor vier Wochen, dass Anfang April ein sehr guter Einstiegszeitpunkt am Kryptomarkt sein könnte. Das im Chart gebildete Todeskreuz bei Bitcoin war wie häufig in der Vergangenheit ein Kontraindikator und Startschuss einer kurzfristigen Rally. Die Kurse legten danach um 15 Prozent zu. 

Aber auch wenn sich die Aufregung nach dem am 2. April von US-Präsident Trump angerichteten Zoll-Chaos zuletzt etwas gelegt hat, kann es durch die erratische Politik der US-Regierung jederzeit zu neuen Schockwellen kommen. Auch wenn Trump zuletzt etwas zurückgerudert hat, ist den Märkten in der kurzen Amtszeit nachhaltig eines genommen: das Vertrauen.

Spielt das dem Bitcoin in die Karten?

Wurde der Wahlsieg von Trump von der Wall Street und auch vom Kryptomarkt noch groß gefeiert, hat sich der selbst ernannte Heilsbringer in nahezu allen Belangen selbst demontiert. Die Schwarmintelligenz der Märkte quittierte das mit großen Kurseinbrüchen. Dabei kann sich das in einem halben Jahr nur als kleines Wetterleuchten vor einem großen Crash herausstellen. Das Schreckgespenst der Inflation treibt wieder sein Unwesen und könnte sich sogar zu einer Stagflation ausweiten. Trump versucht nun, die Unabhängigkeit der amerikanischen Zentralbank Fed anzugreifen. Das Resultat eines solchen Vorgehens ist seit Jahren in der Türkei zu beobachten, wo die Zentralbank nur noch de jure eine unabhängige Institution, in Wirklichkeit aber abhängig von Präsident Recep Erdoğan ist: Inflationsraten im oberen zweistelligen Bereich.

Auf lange Frist ist der Bitcoin ein sicherer Gewinner solcher Entwicklungen. Das sollten Anleger auch in zwischenzeitlich dunklen Zeiten im Blick haben. Von daher ist es vernünftig, immer einen bestimmten Bestand an Bitcoin zu haben, der in einem ausgewogenen Verhältnis zum gesamten Anlagevermögen eines Anlegers stehen muss. Andererseits macht es aber

auch Sinn, diese Quote in einer Hausse-Phase sukzessive zu reduzieren und in einer Baisse-Phase entsprechend wieder aufzubauen. Von einer Baisse-Phase kann man trotz der Korrekturen von rund 30 Prozent seit der Amtseinführung von Trump beim Bitcoin noch nicht sprechen. Auch in den vergangenen Bullruns gab es immer wieder mehrere Korrekturen in einer solchen Größenordnung. Allerdings ist zunehmend fraglich, ob die zu Jahresbeginn und teilweise auch immer noch sehr hohen Kursziele in diesem Jahr realistisch sind.

Welche Kursziele sind beim Bitcoin realistisch?

Schon Ende 2022 hat BÖRSE ONLINE 150 000 Dollar als Kursziel in diesem Zyklus bis Ende 2025 propagiert. Von diesem Kursziel sind wir bis heute nicht abgerückt, während im Bullrun von Analysten immer höhere Kursziele genannt wurden. Außerdem haben wir in der letzten BÖRSE ONLINE-Ausgabe 2024 empfohlen, nicht mit dem gesamten Bestand darauf zu warten, sondern vorher sukzessive steuerfreie Positionen zu verkaufen, konkret bei Kursen über 100 000 Dollar.

Steigen die Kurse nun wieder über 100 000 Dollar, könnte die Gesamtposition weiter reduziert werden auf ungefähr 50 Prozent des ursprünglichen steuerfreien Bestands. Obwohl wir unser Kursziel von 150 000 Dollar in diesem Jahr immer noch für erreichbar halten.

Hinweis: Dieser Artikel wurde aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (BO 17-25) übernommen.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.