Nachdem die US Börsen gestern Abend einen kleinen Crash hinlegten, machen sich Anleger heute Sorgen um Bank-Aktien. Dabei steht auch die neue Dividende von Daimler Truck im Fokus.
Sorgen über Probleme im US-Bankensystem haben die europäischen Börsen am Freitag ins Minus gedrückt. Der deutsche Leitindex DAX fiel um 1,3 Prozent auf 15.428 Punkte. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, verlor 1,4 Prozent auf 4225 Zähler. Auch in Asien gerieten die Börsen zum Wochenschluss unter Druck. Die Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz hatte die Aktie der Silicon Valley Bank (SVB) die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, am Donnerstag massiv einbrechen lassen. Das Finanzinstitut hatte Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet.
Nach Börseneröffnung gibt der DAX sogar noch deutlicher auf 15.340 Punkten nach. Bei 15.330 Punkten verläuft ein wichtiges Fibonacci-Level, welches eine Unterstützung bieten sollte (siehe Chart unten). Hier wird es jetzt darauf ankommen, ob das Level hält. Zudem hat der deutsche Leitindex wieder seine Aufwärtstrendlinie verloren. Der Druck auf die deutschen Aktien nimmt somit zu. Bislang wurden alle Abverkäufe aber von den Investoren wieder als Einstiegschancen wahrgenommen.
Gegen 09:30 Uhr kann sich der DAX wieder auf minus 1,6 Prozent bei 15.380 Punkten "verbessern". Zwischenzeitlich steigt der DAX sogar auf über 15.400 Punkten, gibt diese Teilgewinne aber im Laufe des Vormittags wieder ab. Vor der US-Börseneröffnung am Nachmittag kann der DAX sich sogar bis auf 15.480 Punkte hocharbeiten. Doch trotz relativ freundlicher US-Märkte sackt der DAX wieder in Nähe des Tagestiefs ab und kann sich erst im späten Handel auf 15.428 Punkte hieven.
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Im Fokus der Anleger steht der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung. Von Reuters befragte Experten erwarten für Februar ein Stellenplus von 205.000 nach einem Zuwachs von 517.000 im Januar. Die Anleger hoffen, dass ein sich abkühlender Jobmarkt die US-Notenbank Fed zu kleineren Zinsschritten bewegen könnte. In Deutschland legt das Statistische Bundesamt endgültige Daten zu den Verbraucherpreisen im Februar vor. Laut vorläufigen Ergebnissen lag die Inflationsrate wie bereits im Januar bei 8,7 Prozent.
Bei den Einzelwerten stellt sich Daimler Truck nach einer deutlichen Belebung im vergangenen Jahr auf weiter gute Geschäfte ein. Der Umsatz dürfte 2023 deutlich auf 55 bis 57 Milliarden Euro zulegen, teilte Lkw- und Bus-Hersteller mit. Zudem will die Deutsche Post in einer neuen Runde der Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi in letzter Minute einen unbefristeten Streik abwenden.
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Turbulenzen bei Silicon Valley Bank belasten Finanzwerte weltweit
Anleger haben sich am Freitag aus Angst vor einer Bankenkrise nach einer Kapitalerhöhung bei der Silicon Valley Bank von Finanzwerte verabschiedet. Nachdem bereits in Asien die Börsen im Sog der SVB-Aktien, die um 60 Prozent eingebrochen waren, unter Druck geraten waren, ging der Ausverkauf am Freitag in Europa weiter.
Der europäische Bankenindex rutschte um rund vier Prozent ab. Im Dax verlor die Deutsche Bank sieben Prozent, die Commerzbank 3,4 Prozent. In Paris gaben Societe Generale knapp fünf Prozent nach, BNP Paribas 3,5 Prozent. Barclays fielen in London um 3,5 Prozent, Santander in Madrid um fünf Prozent. In der Schweiz rutschten die Titel von Credit Suisse zeitweise auf ein neues Rekordtief.
"Die Stimmung ist, was den Bankensektor angeht, sehr fragil nach dem Aktienverkauf von SVB, der Sorgen vor Kapitalisierungsrisiken im Sektor ausgelöst hat", sagte Marktanalystin Fiona Cincotta von City Index. "Das öffnet den Investoren die Augen für ein Problem, das sie bisher nicht auf dem Radar hatten." Wenn das bei einer US-Bank passiere, könnte es auch einer europäischen Bank so gehen. Ähnlich sah es Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Was der Markt jetzt fürchtet, ist eine Implosion in den Bilanzen der Banken. Die Investoren warten jetzt auf Klarstellungen der großen Banken, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB Financial auch auf sie zutreffen." Hintergrund sei, dass viele Banken Anleihen hielten, deren Kurs teilweise deutlich eingebrochen sei.
Am Donnerstag waren die Aktien der auf Startups spezialisierten SVB Financial Group, zu der die Silicon Valley Bank gehört, um 60 Prozent abgestürzt. Die Firma wollte ihre Bilanz mit einer Aktienplatzierung von 1,75 Milliarden Dollar stärken. Das Finanzinstitut hatte Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet, hieß es im Investorenprospekt. Mit der Platzierung der Aktien wollte die Finanzgruppe die Verluste kompensieren.
(Mit Material von Reuters)