Der Anstieg des Goldpreises zieht erstmals seit langer Zeit auch die Kurse der großen Schürfer überproportional nach oben. Das zeichnet die Top-Favoriten von BÖRSE ONLINE aus.

Das ist neu: Seit Jahresbeginn hat die Aktie von Newmont, des weltweit größten Goldschürferkonzerns, um mehr als 40 Prozent zugelegt, bevor sie durch die Quartalszahlen einen kräftigen Dämpfer erlitt. Die Kosten für die Förderung des Edelmetalls legten im dritten Quartal stärker zu als von Analysten. Die Kursdelle nach der Quartalsbilanz sollte jedoch bald ausgeglichen sein. Bei den Aktien der großen Goldschürfer und beim Edelmetall sollte die Trends seit Jahresbeginn Bestand haben. 

Erstmals seit langer Zeit profitieren die Aktienkurse der größten Minenbetreiber unmittelbar von den Rekordpreisen, die für eine Feinunze des Edelmetalls bezahlt werden. Die Aktien von einigen großen Goldschürfern haben seit Jahresbeginn stärker zugelegt als der Goldpreis. Der Blick auf die Entwicklungen an den Märkten und die Strategien der größten Goldschürfer sollte sich deshalb bezahlt machen.

Newmont-Chef Tom Palmer, seit 2019 an der Spitze des Unternehmens aus Denver in Colorado, hat mit der 19-Milliarden-Dollar-Übernahme des australischen Konkurrenten Newcrest den globalen Primus der Goldschürfer deutlich vo- rangebracht, rechtzeitig vor dem deutlichen Preisanstieg des Edelmetalls. Aktuell wird Gold für mehr als 2740 Dollar pro Unze gehandelt, 37 Prozent höher als zu Jahresbeginn.

Goldene Zeiten für Gold-Aktien?

Es sind glänzende Zeiten für die größten Goldschürfer. Newmonts Gesamtkosten pro Unze (28,35 Gramm) lagen im dritten Quartal bei 1611 Dollar. Die Gewinnspanne ist also groß. Newmonts Kosten stiegen jedoch mit plus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stärker als von Analysten erwartet, die 1445 Dollar pro Unze geschätzt hatten. 

Anleger sollten den Kursdämpfer der Aktie nach den Zahlen zum Einstieg nutzen. Newmonts Goldförderung, 1,67 Millionen Unzen im Quartal, legte um 29 Prozent zu. Für das Jahr werden, auch dank des Zukaufs, 6,75 Millionen Unzen avisiert, deutlich mehr als die 5,50 Millionen im Vorjahr. Im Schnitt verkaufte Newmont die Unze im Quartal für 2518 Dollar, besser als die von Analysten geschätzten 2445 Dollar pro Unze. Auch die um zwei auf drei Milliarden Dollar erhöhten Aktienrückkäufe sollten die Aktie anschieben.

Mit Newcrest hat der Konzern aus Colorado nach eigenen Angaben nun mehr als die Hälfte der weltweiten erstklassigen Projekte in seinem Portfolio: sehr lange Förderzeiten, große Reserven und Minen mit viel Potenzial für Wertsteigerungen. Mit Newcrest sind Newmonts Goldreserven um mehr als 40 Prozent auf 136 Millionen Unzen gestiegen, ohne die Australier wären sie um fast zwölf Millionen Unzen geschrumpft. Die geschätzte Förderzeit für diese Ressourcen, knapp 22 Jahre, ist laut US-Börsendienst Bloomberg die längste in der Goldschürferbranche.

Newmont (WKN: 853823)

Gold-Konkurrenz schläft nicht

Bei Barrick, der Nummer zwei aus Toronto in Kanada, sind es 18 Jahre, bei der Nummer drei, Agnico Eagle, ebenfalls aus Toronto, sind es 15 Jahre. Die drei Konzerne können ihre Reserven über diese Zeiträume zu akzeptablen Kosten fördern. Bei dem siebtgrößten Förderer, Gold Fields, sind die Kosten bei einem erheblichen Teil der Reserven ein großes Handicap. Die Südafrikaner könnten Gold 18 Jahre in der höchsten Konzentration (2,9 Unzen pro Tonne Gestein) fördern. 

Allerdings liegt die Hälfte dieser Reserven in der südafrikanischen South Deep Mine, wo die Förderung technologisch anspruchsvoll und sehr teuer ist. Damit schrumpft Gold Fields Förderzeit zu akzeptablen Kosten deutlich von 18 auf acht Jahre. Newmont-Chef Palme nutzt indes das Rekordniveau beim Goldpreis auch, um Minen, die nun nicht mehr ins Port- folio passen, lukrativ zu verkaufen. Die Akyem-Mine im afrikanischen Ghana ging vor wenigen Wochen für knapp eine Milliarde Dollar in bar an die Zijin Mining Group. Die Chinesen, aktuell die Nummer acht in den Top Ten der größten Goldschürfer, bauen ihr Portfolio mit hohem Tempo aus — mit Gold- und Kupferminen.

Barrick Gold (WKN: 870450)
Zijin Mining Group Co. Ltd. (WKN: A0M4ZR)

Neben Gold auch Kupfer hoch im Kurs

Häufig werden in Minen beide Metalle gefördert. Newmont hat mit Newcrest auch sein Kupferportfolio ausgebaut. Das rötlich schimmernde Industriemetall ist als Stromleiter weiterhin unersetzlich. Der Aufschwung bei regenerativen Energien, die weltweite Modernisierung und der Ausbau der Stromnetze wird dem Kupfermarkt während der nächsten Jahre hohe Zuwächse bescheren. Bei Goldminen will Newmont indes mit Verkäufen, einschließlich des Deals mit Zijin Mining, mindestens zwei Milliarden Dollar einnehmen. 

Die Verkäufe reduzieren zwar die Reserven um sechs Prozent auf 128 Millionen Unzen, Newmont kann sich das jedoch leisten. In Afrika betreibt der Konzern künftig die Ahafo-Mine in der gleichnamigen Region im Westen Ghanas. Deren Kapazitäten werden jetzt mit gut einer Milliarde Dollar ausgebaut. In Afrika liegen fünf Prozent von Newmonts Reserven. Minen in Südamerika haben mit 34 Prozent den größten Anteil, Australien 23, Nordamerika 20 und Papua Neuguinea, wo der Konzern auf der Vulkaninsel Lihir eine sehr ertragreiche Mine betreibt, 18 Prozent der Reserven.

Gold-Boom reduziert Schulden von Unternehmen

Dank der Rekordpreise für das gelbe Edelmetall werden Schulden im laufenden Jahr und voraussichtlich auch 2025 schneller abgebaut. Das erweitert den finanziellen Spielraum der größten Unternehmen. Bloombergs Experten erwarten, dass die Schuldenlast der sechs größten Minenbetreiber im nächsten Jahr um beachtliche fünf auf insgesamt 4,2 Milliar- den Dollar sinken wird.

Kanadas Agnico Eagle, die mit den Übernahmen von Kirkland Lake und den Kanada-Minen von Yamana Gold, die Nummer drei der Branche wurde, wird ihre Nettoverbindlichkeiten voraussichtlich schon 2024 um mehr als eine Milliarde auf nur noch gut 530 Millionen Dollar verringern. Die geringe Verschuldung entspricht elf Prozent des geschätzten operativen Gewinns (Ebitda). Die Analysten erwarten kontinuierlich höhere Barbestände, mehr als 800 Millionen Dollar für 2025 und 2,4 Milliarden bis 2027. 

Mit Minen überwiegend in Ländern mit hoher Rechtssicherheit werden die Kanadier für die nächsten fünf Jahre jährlich mehr als drei Millionen Unzen Gold fördern. Mit 1169 Dollar pro Unze hat Agnico Eagle laut Marktforscher Metals Focus aktuell die geringsten Förderkosten und sollte für die nächsten zwei Jahre im Viertel der Konzerne mit den niedrigsten Kosten bleiben.

Ein Beispiel dafür ist das Odyssey- Minenprojekt nahe der Stadt Malartic im Norwesten der kanadischen Provinz Quebec, wo bei voller Produktion 2028 jährlich bis zu 600 000 Unzen gefördert werden sollen. Mit dem hohen Goldanteil des Gesteins machen sich die 1,28 Milliarden Dollar Erschließungskosten, die in keinem Jahr über 256 Millionen liegen, schnell bezahlt. Die Kapitalrenditen (IRR) der Mine liegen bei 1800 Dollar pro Unze bei 27 Prozent, bei 2200 Dollar bei 34 Pro- zent. Das sind sehr gute Werte. Nicht nur bei Agnico liefert der Schuldenabbau Spielraum für mehr Dividende und grö- ßere Aktienrückkäufe. Die Rückkäufe verringern die Anzahl der Aktien, der Gewinn pro Aktie steigt, das KGV sinkt. Die Papiere werden für Investoren attraktiver, die Kurse steigen.

Agnico Eagle Mines (WKN: 860325)

Barrick will Gold-Förderung um 40 Prozent erhöhen

Die Nummer zwei, Barrick, übernahm zuletzt im Jahr 2018 den Konzern Randgold Resources und hat aktuell kein Inte- resse an großen Zukäufen, weder bei Gold noch bei Kupfer, das die meisten Minenbetreiber auch im Portfolio haben.
Stattdessen setzt Barrick auf das Potenzial der eigenen Minen. Bis zum Ende des Jahrzehnts will der Konzern die jährliche Förderung aus eigener Kraft um 40 Prozent auf 6,85 Millionen Unzen erhöhen. Gelingt es den Kanadiern, und bisher spricht vieles dafür, wäre diese Steigerung in der Branche eine Spitzenleistung. 

Sie würde dann auch an der Börse entsprechend belohnt werden. Allerdings gibt es ein großes Risiko. Zur Steigerung der Fördermengen sollen vor allem zwei Minen beitragen, die sich in Regionen mit politisch instabilen Verhältnissen befinden. Die Förderung kann dort frühestens 2028 starten: Barricks Reko Diq ist ein Bergwerk in Pakistan, der Lumwana Super Pit liegt im afrikanischen Sambia, zugleich auch eine der kupferreichsten Regionen Afrikas. Analysten trauen Barrick das Au- ßergewöhnliche jedoch zu.

Auch die ab 2025 voraussichtlich schuldenfreie Bilanz der Kanadier mindert Risiken. Mit einem Paket aus großen Gold- minen sollten Anleger daher in den kom-menden Jahren überproportional von steigenden Goldpreisen profitieren. Die Rally hat erst begonnen.

Top-Favoriten Goldaktien

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold.