Weil die Ölpreise in den vergangenen Monaten deutlich gefallen sind, haben die Förderstaaten des Kartells Opec+ niedrigere Fördermengen angekündigt. Doch die Preise für Rohöl der Sorten WTI und Brent schwächeln weiter. Nicht gut für Öl-Aktien? Doch! Als die Ölpreise im vergangenen Jahr schon mal so niedrig standen, legten fünf US-Werte zu.

Die Ölpreise halten sich seit auch am Freitag auf niedrigem Niveau. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Vormittag knapp 87 Dollar. Das Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) notierte am Spotmarkt zeitweilig unter der 81-Dollar-Marke.

Im November war der WTI-Preis zeitweilig erneut wie schon im September auf 76 Dollar je Barrel abgerutscht – trotz der Fördermengen-Kürzung der Opec-Staaten. In der laufenden Woche haben sich die Erdölpreise auch wegen einer etwas weniger strengen Corona-Politik Chinas wieder etwas erholt. Einige Regelungen wurden leicht gelockert, was Fachleute auch auf die Protestwelle in der Bevölkerung zurückführen. Zum anderen steuert die US-Notenbank Fed auf weniger starke Zinsanhebungen zu, was die Rohöl-Nachfrage ebenfalls stützen dürfte.

Opec tagt wieder

Am Wochenende wollen die Förderländer der Opec+ erneut über ihre Produktionspolitik beraten. Es wird damit gerechnet, dass die rund 20 Länder an ihrer bisherigen Linie festhalten. Anfang November hatte der Ölverbund seine Produktion spürbar verringert und damit auf den deutlichen Rückgang der Ölpreise seit Sommer reagiert.

WTI-Ölpreis seit November 2021 (in US-Dollar je Barrel)
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WTI-Ölpreis seit November 2021 (in US-Dollar je Barrel)

Fallende Energiepreise sind für die Firmen, die das geförderte Rohöl weiterverarbeiten nachteilig, sinkt doch bei gleichbleibenden Produktionskosten die Gewinnmarge. Da sich der WTI-Ölpreis weiterhin im Abwärtstrend befindet und auch Erdgas an Dynamik verliert, könnten viele der Energie-Aktien Probleme bekommen. Zwar sind die Preise auf dem aktuellen Niveau immer noch hoch genug, um ordentliche Gewinne zu erzielen, aber sie werden kaum einen Free Cashflow generieren wie noch zur Jahresmitte.

Steigende Aktienkurse trotz schwächelnder Rohstoff-Preise?

Um in einem abgeschwächten Preisumfeld eine Outperformance zu erzielen, benötigen die Unternehmen einige besondere Eigenschaften. Und so hat das Magazin Barron's analysiert, welche Öl- und Gas-Unternehmen beim letzten Ölrutsch erfolgreich waren.

Beim letzten Mal, als die Preise für einen längeren Zeitraum unter die 80-Dollar-Marke rutschten – das war in den letzten zwei Monaten des Jahres 2021 – konnten nur fünf Energie-Aktien aus dem S&P 1500 zulegen.

Nur 5 Öl- und Gas-Aktien stiegen beim letzten Mal, als der Ölpreis über einen längeren Zeitraum unter 80 Dollar blieb

* Nov. bis Dez. 2021 – Quelle: Barron's/ Factset

Positive Dividenden-Meldungen

Diese Aktien hatten tendenziell Vorteile. Oft hatte es damit zu tun, wie viel Geld sie an die Aktionäre ausschütten wollten. Manchmal lag es auch an speziellen Produkten, die sie verkauften. Erdgas-Produzent EQT etwa kündigte im Dezember 2021 an, im Jahr 2022 wieder eine Dividende einführen zu wollen und Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar zurückkaufen zu wollen. Das trug dazu bei, dass die Aktien zum Jahresende stiegen, obwohl die Erdgaspreise schwächelten.

Der Öl- und Gasproduzent Devon Energy (Tickersymbol DVN) produzierte im dritten Quartal 2021 genug freien Cashflow, um seine Dividende um 74 Prozent zu erhöhen. Das sorgte für große Aufmerksamkeit der Anleger. Devon zahlt Dividenden aus, die zum Teil darauf basieren, wie viel Cashflow es produziert. Aktionäre profitieren daher mehr als Unternehmen, deren Dividenden stabil (unverändert) bleiben.

Chevron kündigte größeren Aktienrückkauf an

Öl-Riese Chevron (CVX) dürfte auch durch seine Shareholder-Return-Politik gestärkt worden sein. Das Unternehmen hatte angekündigt, sein Aktien-Rückkauf-Programm auszuweiten. Für Aktionäre ist das ein Zeichen, dass Chevron bei der Verwendung seines Kapitals diszipliniert bleiben werde.

Auch die Aktien von Par Pacific Holdings (PARR) legte Ende 2021 trotz niedriger Ölpreise zu. Die Raffinerie erzielte im dritten Quartal einen Rekordgewinn und profitierte von der starken Kraftstoff-Nachfrage in wichtigen Märkten. Par veredelt zum Beispiel Kerosin in Hawaii und profitierte damals, dass sich dieser US-Staat wieder für den Tourismus öffnete.

Dorian LPG wiederum betreibt 22 große LNG-Schiffe, die Flüssiggas auf der ganzen Welt transportieren. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr von steigenden Frachtkosten profitiert, während die Lieferungen von Energieprodukten weltweit unter Engpässen litten.

Fazit

Sonder-Bedingungen können auch bei niedrigen Energiepreisen zu steigenden Kurse von Öl- und Gas-Aktien führen. Letztlich bleiben die Rohstoff-Preise jedoch der Haupttreiber. Sollte die Opec+ ihre Fördermengen weiter einschränken, dürfte das auch WTI- und Brent-Preis stützen. Nachdem viele Energie-Aktien in 2022 stark gelaufen sind, ist die Luft für weitere Gewinne dünner geworden. Die Papiere bleiben haltenswert, Neukäufe haben jedoch keine Eile.