Für Goldfans war 2019 ein prächtiges Jahr. Der Wert des Edelmetalls legte auf Eurobasis um 21 Prozent zu. Im Sommer hatte die Notierung stark angezogen und hielt sich bis Jahresende auf einem Niveau von rund 1.500 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Diese Marke hatte Gold zuletzt im April 2013 übersprungen.

Da sich die Rally des Sommers von September bis Dezember nicht fortgesetzt hatte, prophezeiten manche Akteure einen baldigen Preisrückgang. Doch es kam anders. Am 3. Januar ließ US-Präsident Donald Trump den iranischen General Qasem Soleimani mit einer Drohne töten und löste damit weltweit Angst vor einer Eskalation der Lage im Nahen Osten aus. Der Goldpreis machte sich auf in Richtung 1.600 Dollar. Sofort hatten die Goldoptimisten Oberwasser, und das Allzeithoch aus dem Jahr 2011 von etwas mehr als 1.900 Dollar wurde thematisiert. Nur noch 20 Prozent sei es entfernt, hieß es.

Eurokurs sorgt für Allzeithoch


In Euro ist ein neues Allzeithoch längst erreicht. Eine Feinunze Gold notierte am 8. Januar bei 1442 Euro - so viel wie nie zuvor. Dass der Goldpreis in der Gemeinschaftswährung einen neuen Rekord erzielt hat, liegt am Wechselkurs zum Dollar. Zum Zeitpunkt des Allzeithochs in Dollar notierte der Euro viel stärker. Heute ist die Gemeinschaftswährung schwächer, sodass eine niedrigere Dollarnotierung ausreicht, um für ein Allzeithoch in Euro zu sorgen.

In den vergangenen Tagen hellte sich die Lage im Nahen Osten wieder etwas auf. Der Goldpreis tendiert aktuell um 1550 Dollar pro Feinunze. Nach der Goldhausse im vergangenen Jahr und dem jüngsten Aufbäumen fragen sich die Anleger weltweit, wie es mit dem Edelmetall weitergeht. Das Gros der Experten rechnet mittelfristig mit leicht steigenden Notierungen. Preise von 1.600 bis 1.650 Dollar zum Jahresende erwarten etwa die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg und der DZ-Bank. Auch Georges Lequime, Berater des Earth Gold Fund, hält mehr als 1.600 Dollar für wahrscheinlich. "Selbst ein Preis von 1.700 Dollar ist möglich, falls sich die Fed 2020 entschließt, die Zinsen weiter zu senken."

Der Fondslenker spielt damit auf den entscheidenden Faktor an, der den Goldpreis bereits 2019 angetrieben hat: die gelockerte Geldpolitik der US-Notenbank. "Im Sommer änderte die Fed ihren Kurs und begann, die Zinsen zu senken, nachdem sie diese seit 2016 kontinuierlich angehoben hatte", sagt er. Weltweit taten es viele Zentralbanken der Fed nach und lockerten ihre Geldpolitik. Niedrige Zinsen wirken sich auf den Goldpreis positiv aus. So droht dem Edelmetall kaum Konkurrenz durch festverzinsliche Wertpapiere und seine Beliebtheit als Investment steigt.

Dass sich an diesem Umfeld bald etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Vermutlich wird die US-Notenbank die Zinsen 2020 sogar weiter senken. Von dieser Seite aus gibt es also Rückenwind für den Goldpreis. "Das Geld, mit dem Notenbanken den Markt überschwemmen, fließt in Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder eben Gold", sagt Martin Siegel, Fondsberater des Stabilitas Pacific Gold + Metals. "Zu diesen Sachwerten gibt es keine Alternative, sodass die Preise weiter steigen werden, auch wenn sie bereits hoch sind."

Die Politik der Zentralbanken stützt noch auf andere Weise die Notierung des Edelmetalls. In vielen Regionen weltweit erhöhen die Institute ihre Goldbestände. "Besonders die Notenbanken in Schwellenländern haben im vergangenen Jahr viel Gold gekauft, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren und etwas vom US-Dollar wegzukommen", sagt Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst der Commerzbank. Laut der Schätzung eines Analysehauses hätten die Zentralbanken 2019 so viel Gold erworben wie zuletzt in den 1970er-Jahren, so Briesemann. Rund 600 Tonnen dürften auf das Konto der Währungshüter weltweit gehen. Bereits 2018 hatten diese beachtliche 531 Tonnen des Metalls erworben. Der Wunsch der Institute, ihre Goldbestän- de auszuweiten, dürfte anhalten. Der Trend weist klar in diese Richtung.

ETFs kauften 2019 massiv Gold


Wie die Kapitalanleger auf die gestiegenen Preise reagieren werden, ist offen. Auch sie waren im letzten Jahr einer der Treiber für den Anstieg der Notierungen. Die Bestände von Gold-ETFs und vergleichbarer Investments erhöhten sich 2019 um 323 Tonnen.

Die Dynamik lässt allerdings deutlich nach. Das vierte Quartal trug zu der hohen Summe gerade einmal ein Plus von zehn Tonnen bei. Im laufenden Jahr ist der Saldo sogar negativ. "Seit Jahresbeginn summieren sich die Abflüsse aus den Gold-ETFs auf rund acht Tonnen", sagt Briesemann. Anscheinend nutzen einige Anleger die hohen Notierungen, um Gewinne zu realisieren.

Auch vonseiten spekulativer Anleger, die an Warenterminbörsen auf den Goldpreis wetten, bestehen Risiken. Aktuell setzen viel mehr Investoren auf einen steigenden Goldpreis als auf einen fallenden: Die Zahl der Long-Kontrakte übersteigt die Zahl der Short-Kontrakte um etwa 230.000. Da ein solches Ungleichgewicht selten lang Bestand hat, könnte der Goldpreis unter Druck geraten.

Inwieweit Gold nachhaltig als Absicherung gegen geopolitische Spannungen dienen kann, ist umstritten. Tatsächlich reagiert der Goldpreis kurzfristig auf Ereignisse wie die Tötung des iranischen Generals Soleimani.

Seine langfristige Entwicklung folgt aber meist übergeordneten Trends - aktuell beispielsweise der anhaltenden Niedrigzinsphase. "Gold ist kein Krisenmetall", spitzt Fondsberater Siegel zu, "sondern ein Metall des Friedens und des Wohlstands." Für den übergeordneten Aufwärtstrend des Goldpreises seit 2001 verweist er etwa auf den wachsenden Wohlstand in den Schwellenländern, allen voran China und Indien.

Krisen, vor denen Gold einen wirkungsvollen Schutz bietet, gibt es dennoch. "Wenn die Menschen das Vertrauen in Papiergeld oder in eine Währung verlieren, ist das Interesse an Gold hoch", sagt Siegel. Anleger, die in dem Edelmetall für diese Fälle einen sicheren Hafen sehen, dürfen es zu Recht als Krisenabsicherung bezeichnen.

Kurzfristig dürften geopolitische Spannungen den Goldpreis allerdings immer wieder antreiben. Dazu zählen nicht nur die Konflikte im Nahen Osten. Meldungen zum Handelskonflikt zwischen den USA und China haben regelmäßig Auswirkungen auf die Notierung des Edelmetalls. Die Unterzeichnung des Phase-1-Abkommens hat zuletzt die Lust der Anleger auf Gold leicht gedämpft, neuerliche Unsicherheiten im Rahmen der Vereinbarung haben den Preis wieder steigen lassen. "Sollte der Zollstreit der USA mit China oder auch mit Europa eskalieren, würde die Weltwirtschaft leiden und das würde die Nachfrage nach Gold erhöhen", sagt Fondsberater Lequime. In Europa könnten zusätzlich die Wirrungen des Brexits den Hunger nach Gold beeinflussen.

Anleger tun schon allein aus Gründen der Diversifikation gut daran, einen Teil ihres Vermögens in Gold zu investieren. Die meisten Experten empfehlen einen Anteil von fünf bis zehn Prozent. Welche Investmentprodukte am besten geeignet sind, hängt von den Zielen des Anlegers ab. Physisches Gold in Form von Barren oder Münzen ist genauso möglich wie Wertpapiere, die dem Goldpreis folgen. Auch Aktien von Minengesellschaften können gekauft werden. Andere Edelmetalle können eine Alternative sein.

Kurzfristig dürften Gewinnmitnahmen und der mögliche Ausgleich der hohen Long-Positionierung der Spekulanten den Goldpreis belasten. Mittelfristig dürfte er aufgrund mehrerer struktureller Trends jedoch anziehen oder zumindest stabil bleiben. Für den Goldkauf könnte es sich also lohnen, ein paar Wochen zu warten, um auf einem niedrigeren Niveau einzusteigen.

Goldminen:
Doppelt profitieren


Mit den Aktien von Minengesellschaften ließ sich 2019 noch mehr verdienen als mit Gold. Breite Goldaktienindizes, die die größten Förderer enthalten, stiegen um rund 50 Prozent.

Minentitel sind Gold- und Aktieninvestment zugleich. Der Preis des Edelmetalls ist der entscheidende Faktor für die Höhe des Unternehmensgewinns. Als Faustregel gilt, dass Minen­aktien die Entwicklung des Goldpreises in doppelter Stärke nachvollziehen.

Trotz der Hausse 2019 sind viele Förderer noch immer niedrig bewertet. "Weil der Goldpreis so schnell gestiegen ist, bleiben viele Anleger vorsichtig und argwöhnen, dass er bald wieder nachgeben könnte", sagt Georges Lequime vom Earth Gold Fund. "Sie kalkulieren noch immer mit einem Preis von 1.250 Dollar, obwohl er inzwischen bei 1.550 Dollar steht."

Auf dem aktuellen Niveau erzielen die Konzerne hohe Gewinne. Denn die Produktionskosten für eine Feinunze liegen bei ­ungefähr 1200 Dollar. Das Kurs­potenzial ist also groß.

Für Anleger, die breit gestreut in den Sektor einsteigen möchten, bieten sich Aktienfonds für Goldminenunternehmen an. Zu den besten Portfolios auf Jahres- und Fünfjahressicht zählen der Stabilitas Pacific Gold+Metals und der Earth Gold Fund.

Der Name des Stabilitas-Fonds verweist auf den historischen regionalen Schwerpunkt in Australien. Schon länger hat Fondsberater Martin Siegel das Vermögen jedoch breiter gestreut und Firmen aus Kanada und Südafrika ins Portfolio aufgenommen. Siegel versteht sich als eher vorsichtiger Investor: "Je weiter die Preise steigen, desto defensiver wird mein Fonds."

Offensiver ist der Earth Gold Fund aufgestellt. Fondsberater Georges Lequime hat 70 Prozent des Portfolios in Wachstumstitel mittlerer Größe investiert, Bluechips machen nur elf Prozent des Vermögens aus. Das führt zu starken Ausschlägen bei der Wertentwicklung. Wie Siegel kann auch Lequime Unternehmen beimischen, die mit anderen Edelmetallen ihr Geld verdienen.

Eine aussichtsreiche Aktie aus dem Goldminensektor ist Whea­ton Precious Metals. Der kanadische Konzern verdient sein Geld mit der Finanzierung von Minenprojekten und punktet mit kontinuierlichen Einnahmen.

Auch das australische Goldminenunternehmen Regis Resources ist attraktiv: Die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-­Verhältnis von ungefähr zehn niedrig bewertet, die Divi­dendenrendite von 3,6 Prozent lukrativ.

Ein weiterer Nebenwert mit Potenzial ist Iamgold. Trotz einer soliden Bilanz und einem hohen Cashflow scheint die Aktie von vielen Anlegern vergessen worden zu sein. Sollte die Aufmerksamkeit zurückkehren, winken hohe Kurssteigerungen.

Investor-Info

Kauf von physischem Gold
Münzen oder Barren


Sicherheitsorientierte Anleger erwerben Gold bevorzugt physisch, da sie in Krisen darauf ­zurückgreifen wollen. Käufer stehen dabei vor der Wahl zwischen Barren oder Münzen.

Münzen sind in Krisenzeiten besser als Zahlungsmittel oder Tauschobjekt einsetzbar. Barren eignen sich dagegen eher als Vermögensschutz und kosten weniger - ihre Herstellung ist einfacher und aufwendige Prägearbeiten wie bei Münzen entfallen. Daher zahlen Käufer für Münzen im Regelfall einen höheren Aufschlag zum Goldpreis als bei Barren. Prinzipiell gilt: Je leichter das physische Gold ist, desto höher ist der Aufschlag. So zahlen Anleger für einen Krügerrand, der einer Fein-unze Gold entspricht, beim Edelmetallhändler Pro Aurum 5,2 Prozent Aufschlag zum aktuellen Goldpreis, für einen 100-Gramm-Barren dagegen nur 3,6 Prozent.

Aus Sicherheitsgründen sollten sowohl Münzen als auch Barren entweder in einem Safe zu Hause oder in einem Schließfach bei einer Bank oder sonstigen Dienstleistern gelagert werden. Das erhöht die Kosten. Bei größeren Mengen ist zudem der Abschluss einer Versicherung zum Schutz vor Diebstahl und anderen Unwägbarkeiten ratsam.

Auch weil man es für bis zu 10.000 Euro anonym kaufen konnte, entschlossen sich bisher viele Anleger für physisches Gold. Seit Anfang Januar wurde diese Bargeldgrenze gesenkt. Nun ist nur noch der Kauf von Münzen oder kleinen Barren bis 2.000 Euro ohne Angabe von Personalien möglich.

Ein seriöser Anbieter ist für den Golderwerb unabdingbar. Nicht jeder Shop überzeugt bei Qualität, Auswahl und Kosten. Daher testet €uro am Sonntag jährlich deutsche Edelmetallhändler. 2019 wurden Anlagegold 24, ESG Edelmetall-Service, Philoro Edelmetalle und Pro Aurum mit "sehr gut" bewertet.

Xetra Gold ETC
Zwei Vorteile in einem Papier


Physisches Gold und ständige Handelbarkeit - das vereint der Xetra Gold ETC der Deutschen Börse. Er bildet den Preis eines Gramms Gold in Euro ab. Da das Wertpapier physisch mit Gold hinterlegt ist, können Anleger sich das Edelmetall auf Wunsch auch ausliefern lassen. Es gibt keine Währungs­absicherung zum US-Dollar. Nach einem Jahr Haltedauer sind Kurserträge steuerfrei.

Xtrackers Physical Silver
Im Sog von Gold


Der Silberpreis ist stark gestiegen. Von 2018 bis 2019 hat sich der Angebotsüberschuss halbiert. Zudem haussierte Silber im Sog von Gold als Krisenanlage, die Gold-Silber-Ratio hat sich seit September von 79 auf 86 erhöht, was eine Unterbewertung zu Gold anzeigt. Mit dem Xtrackers Physical Silver ETC setzen Anleger auf höhere Preise. Die Abhängigkeit vom Kursverlauf von Gold ist aktuell hoch. Der ETC bildet den Silberpreis in Euro ab und ist physisch mit Silber hinterlegt.

WisdomTree Physical Platinum
Im Comeback-Modus


Erstmals seit Anfang 2018 hat Platin die 1.000-­Dollar-Marke je Feinunze übertroffen. Technisch ist nun Luft bis 1.100 Dollar. Lange belastete die Dieselkrise das Metall, da mehr als 40 Prozent des Angebots in Diesel-Kata­lysatoren verbaut werden. Hier ist das Schlimmste wohl überstanden. Viele Spekulanten wetten darauf, dass sich die hohe Preisdifferenz zu Palladium reduziert. Mit dem ­physisch besicherten Platin-ETC setzen Anleger darauf. Es besteht ein Währungsrisiko.

GS Palladium Mini-Fut. Short
Im irrationalen Überschwang


Nach dem Übertreffen der 2.000-Dollar-Marke erreichte der Palladiumpreis ein Allzeithoch von 2.300 Dollar je Feinunze. Die Fundamental­daten spielen keine Rolle mehr. 80 Prozent des Metalls werden in Katalysatoren von Benzinautos eingesetzt. Die globale Autokonjunktur erholt sich zwar langsam, das rechtfertigt aber nicht die Super-Rally, die vorrangig von Spekulanten getrieben wird. Eine Korrektur ist überfällig. Mit dem Goldman-Sachs-Mini-Future-Short- Zertifikat profitieren Anleger gehebelt von fallenden Preisen.