Die Edelmetalle machen ihren Besitzern derzeit nicht wirklich Freude. Der Goldpreis kommt nach dem Sprung Anfang Dezember nicht mehr richtig in Gang, sondern konsolidiert oberhalb der 2.000-Dollar-Marke. Silber gerät unterdessen stärker unter Druck. Die Markttechnik spricht gar für weiter fallende Notierungen. Das könnte eine neue Kaufchance werden...
Zum Wochenstart stehen die Edelmetall-Preise weiter unter Druck. Nach einem schwachen Start unter 2.020 Dollar kostet eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) am Montag-Mittag am Spotmarkt etwa 2.025 Dollar, nachdem der Goldpreis vor einer Woche noch bei über 2.050 Dollar notierte. Im Vergleich zum Freitag hält sich der Preisabschlag unterdessen mit etwa fünf Dollar in Grenzen.
Beim "kleinen Bruder" Silber sieht die Lage schlechter aus. Eine Feinunze Silber rutscht am Morgen zeitweilig um über zwei Prozent auf 22,07 Dollar ab. Das ist der niedrigste Stand seit Mitte November so wenig wie seit gut zwei Monaten nicht mehr. Damals touchierte der Silberpreis kurzfristig schon die 22-Dollar-Marke. Zuletzt erholt sich der Silberpreis wieder leicht auf 22,22 Dollar.
Zu optimistische Zinssenkungserwartungen
Als wichtigen Grund für die Schwäche nennen Fachleute die Zinserwartungen an die großen Notenbanken. Zwar dürften die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen wegen der rückläufigen Inflation in diesem Jahr senken. Allerdings wird das Tempo voraussichtlich nicht so hoch ausfallen, wie an den Finanzmärkten zuletzt erwartet wurde. Die Zinsen an den Kapitalmärkten sind daher zuletzt tendenziell gestiegen.
Nun warten Anleger gespannt auf neue Konjunkturdaten, die mögliche Signale der Zentralbanken ableiten lassen. Am Donnerstag tagt zudem die EZB, eine Änderung der Leitzinsen wird jedoch nicht erwartet.
"All dies bedeutete Gegenwind für Gold", heißt es in einem Marktkommentar der Commerzbank. "Solange die Korrektur der Zinssenkungs-Erwartungen anhält, dürfte es Gold und Silber schwerfallen, aus der Defensive zu kommen." Hintergrund ist, dass Edelmetalle keine laufenden Erträge abwerfen. Steigen an den Finanzmärkten die Zinsen, führt das in der Regel zu Preisdruck bei Gold und Silber, weil die Edelmetalle im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren an Glanz verlieren.
Bei Silber kommt ein weiterer Punkt hinzu: Der sogenannte kleine Bruder von Gold wird auch häufig in der industriellen Fertigung eingesetzt. Daher leidet sein Preis auch deutlich unter einer konjunkturellen Schwächephase, wie sie derzeit in vielen Ländern zu beobachten ist.
Längerfristig weiteres Aufwärtspotenzial
BÖRSE ONLINE ist längerfristig optimistisch für die Edelmetalle gestimmt und erwartet noch in diesem Jahr neue Rekordpreise für Gold. Anleger. die Gold halten – sei es physisch in Münzen oder Barren oder als ETC – bleiben ihren Beständen treu. Auch Zukäufe können sich auf aktuell gedrücktem Niveau lohnen. Wer es etwas spekulativer mag, greift zu Gold-Call-Optionsscheinen oder -Zertifikaten.
Bei Silber sieht es etwas anders aus. Sollte der Silberpreis nachhaltig unter die 22-Dollar-Marke rutschen, dürfte unter markttechnischen Gesichtspunkten in der Folge auch die 21-Dollar-Marke getestet werden. Längerfristig sollte sich allerdings mit der nun etwas aufgeschobenen Zinssenkungs-Fantasie neues Aufwärtspotenzial ergeben.
Lesen Sie auch: ETF-Euphorie voraus: 2 neue Morningstar-Burggraben-ETFs sind handelbar – Sind auch sie besser als der MSCI World?