Noch vor einer Woche war der Glanz von Gold verblasst. Doch seit dem Angriff der Terror-Organisation Hamas auf Israel sind die Gold-Käufer zurückgekehrt. Der Goldpreis hat etwa 90 Dollar zugelegt. Der Konflikt im Nahen Osten ist jedoch nur ein treibender Faktor für das Edelmetall. Die Aussichten für Gold haben sich verbessert.
Die Goldpreise haben in dieser Woche einen starken Anstieg erlebt. Vom Sieben-Monats-Tief am vergangenen Freitag bei 1.812 Dollar hat sich der Preis für eine Feinunze Gold nun sogar über die 1.900-Dollar-Marke geschwungen. Die Käufer reagieren auf die geopolitischen Spannungen nach dem Wiederaufflammen des Krieges zwischen Israel und Palästina. Für die Gold-Händler ist dieses Ereignis von erheblicher Bedeutung, denn es besteht die Möglichkeit, dass der Krieg eskaliert und sich zu einem Flächenbrand in der Region entwickelt, die unter anderem wegen ihrer Rohöl-Vorkommen extrem wichtig ist.
Was Händler und Anleger aktuell beunruhigt, ist die Tatsache, dass China, Russland, Iran und Saudi-Arabien angesichts der aktuellen Eskalation der Situation zwischen Israel und Palästina eine weitgehend andere Haltung einnehmen, schreibt Kitco News. China und Russland haben zusammen mit Jordanien sehr deutlich gemacht, dass Palästina ein souveräner Staat sein sollte, der neben Israel existieren sollte.
Gold ist derweil wieder mal zu einem 'sicheren Hafen' für Anleger geworden.
Konkurrenz von Staatsanleihen
Einen ähnlichen Status haben US-Staatsanleihen. Der Renditen schossen in den vergangenen Tagen Richtung 5-Prozent-Marke in die Höhe und machten dem unverzinsten Gold damit kräftig Konkurrenz. Eigentlich müsste das Edelmetall aufgrund der stark gestiegenen Zinsen und des starken US-Dollar noch viel billiger sein. Zeitweilig unterbrachen die Kurse der zehnjährigen US-Bonds jedoch ihre jüngste Talfahrt und zogen an. Die Rendite ging auf etwa 4,5623 Prozent zurück.
Grund: Die Fed-Protokolle der September-Sitzung ließen die Hoffnung bei den Anlegern wachsen, dass die Leitzinsen konstant bleiben dürften. Angesichts unsicherer Wirtschaftsaussichten sind die US-Währungshüter geldpolitisch auf ein vorsichtiges Vorgehen bedacht. Nach teils kräftigen Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) vorigen Monat pausiert. "Eine große Mehrheit der Teilnehmer schätzte die künftige Entwicklung der Wirtschaft weiter als höchst ungewiss ein", hieß es in den Mitschriften der Sitzung des für die Zinspolitik zuständigen Offenmarkt-Ausschusses.
Eine Zinspause oder gar das Ende der Zinserhöhungen ist Wasser auf die Mühlen der Gold-Bullen. Der Preis für eine Feinunze kletterte am frühen Freitag-Nachmittag bis auf gut 1.916 Dollar.
Gold noch in breitem Abwärtstrend
Der Blick auf den vorstehenden Gold-Chart zeigt, dass sich der Goldpreis noch in einem breiten Abwärtstrend-Kanal bewegt. Dessen Oberkante verläuft aktuell bei etwa 1.910 Dollar. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber sowie über die bei 1.930 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie würde das Chartbild deutlich verbessern.
Geht es nach den Ökonomen der ANZ Bank dürfte der Gegenwind in Form steigender US-Staatsanleihe-Renditen und eines stärkeren US-Dollar nachlassen beziehungsweise sich nur begrenzt auf den Goldpreis auswirken. "Wir gehen davon aus, dass Gold bis zum Jahresende in der Nähe von 2.000 Dollar gehandelt wird", lautete das Fazit der ANZ Bank vor wenigen Tagen.
Gold bleibt aussichtsreich
Viele Privatanleger sind von der Entwicklung des Goldpreises in den letzten zwei Jahren enttäuscht. Das gelbe Edelmetall wurde als Versicherung gegen Inflation in Millionen Portfolios gelegt. Die Verbraucherpreise zogen ab Ende 2021 bekanntlich deutlich an. Gold hingegen kostet immer noch etwas weniger als vor zwei Jahren.
Längerfristig bleibt Gold auch vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer und geoökonomischer Risiken haltens- bzw. kaufenswert. Das sehen auch verschiedene Zentralbanken so. China und Indien zum Beispiel haben im September ihre Gold-Bestände deutlich weiter aufgestockt.
BÖRSE ONLINE meint: Bis zu einem Fünftel des privaten Anlageportfolios sollte mit Gold bestückt sein. Mark Valek, Partner des Liechtensteiner Vermögensberaters Incrementum, hatte kürzlich ein langfristiges Kursziel von 4.800 Dollar bis zum Jahr 2030 für Gold genannt. Auf dem Weg dorthin könnten bereits im nächsten Jahr neue historische Höhen erreicht werden und 2025 etwa 2.500 Dollar.
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