Gold glänzt immer – auch in Krisenzeiten – und eignet sich darum für 2023 zur Absicherung. Aber auch ein paar andere Ideen rund um das Edelmetall versprechen Gewinne. Von Oliver Ristau
Sicherer Hafen Gold für Krisenzeiten? Auf den ersten Blick kam das 2022 nicht hin. Denn trotz Ukraine-Krieg und sonstiger globaler Spannungen fiel der Goldpreis im Jahr 2022 deutlich (wenn sich auch das Minus für Anleger aus dem Euroraum in Grenzen hielt: Gold wird in US-Dollar ge-handelt, und der wertete gleichzeitig gegenüber dem Euro auf).
Die Verluste beim Gold sind vor allem den steigenden Zinsen und dem starken Dollar geschuldet — klassisches Gift für Gold. Denn beide Faktoren haben dazu geführt, dass sich Finanzinvestoren vom Edelmetall trennten. Und keine anderen Marktteilnehmer prägen den Goldpreis stärker als die Profis, die über Rohstofffonds in Gold investieren.
Grund war zum einen, dass ihnen Papiere wie Anleihen nach Jahren der Zinslosigkeit wieder höhere Renditen bieten konnten als Rohstoffe. Zum anderen notiert Gold in Dollar und verteuert sich somit mit steigender US-Währung gegenüber anderen Währungen. Ein sinkender Goldpreis gleicht das aus. Privatanleger denken allerdings beim Gold anders als Finanzprofis. Speziell in Indien und China nutzten sie die günstigeren Preise und griffen bei Preziosen wie Goldschmuck zu. Das glänzende Metall eignet sich zudem als Statussymbol für die wachsende Zahl derer, die Luxusgüter gern zur Schau stellen. Zudem blieben Barren und Münzen bei vielen Konsumenten gefragt.
Auch die deutlich uneitleren Zentralbanken waren 2022 scharf auf Gold. So kauften sie unterm Strich so viel wie noch nie. Angesichts ihrer durch jahrelange Niedrigzinsen aufgeblähten Bilanzen macht das auch Sinn. Zumal die Preiskorrektur 2022 eine Chance darstellt. Denn die Notenbanken werden im Jahr 2023 nicht mehr so eifrig an der Zinsschraube drehen, und auch der Dollar dürfte nicht immer weiter aufwerten.
Goldenes Wertpapier
Wer über ein Wertpapier in Gold investieren will, hat einige Optionen. Eine davon ist Xetra-Gold.
Wer sich gegen Krisen mit Gold absichern will, hat verschiedene Optionen. Neben dem Kauf von Barren und Münzen gibt es Rohstofffonds, die mit physischem Gold unterlegt sind (ETCs). Das heißt, dass der Emittent der Wertpapiere bei Kauf und Verkauf stets Edelmetall anschafft oder abgibt. So wie bei Xetra-Gold (A0S9GB), das börsentäglich zu handeln ist. Das Gold wird in Frankfurt hinterlegt, und Anleger können sich „ihren“ Anteil unter Aufpreis sogar liefern lassen. Für turbulente Zeiten wichtig: das Emittentenrisiko. Sollte der Emittent des Xetra-Golds, ein Joint Venture der Deutschen Börse und verschiedener Geschäftsbanken, insolvent gehen, wäre auch das Goldinvestment bedroht. „Investoren von Xetra-Gold erwerben kein wirtschaftliches Eigentum, sondern die in den Schuldverschreibungen verbrieften Ansprüche. Hinsichtlich des für die Emittentin verwahrten Golds in physischer Form bzw. der der Emittentin zustehenden Buchgoldansprüche erwerben Investoren weder ein Eigentumsrecht/wirtschaftliches Eigentum noch ein Sicherungsrecht“, so der Anbieter auf seiner Website.
Silber als kleiner Bruder von Gold
Der kleine Bruder von Gold ist Silber. Der Preis schwankt kräftig, bietet aber 2023 auch reichlich Potenzial
Im Jahr 2022 zeigte sich Silber von seiner unsteten Seite. Zwar war die Silbernachfrage so hoch wie noch nie. Industrie und Juweliere verarbeiteten Rekordmengen. Zugleich erreichte das Angebotsdefizit einen Höchstwert. Dennoch gab der Preis nach, weil sich Investoren aus Silberfonds verabschiedeten. Doch mit nachlassendem Inflations- und Zinsdruck könnten die Abflüsse 2023 nachlassen. Außerdem könnte eine besser verlaufende Konjunktur als erwartet die Industrienachfrage steigen lassen. Besonders charmant sind die Chancen, die sich Silber als Schrittmacher moderner Technologien bieten. Das Edelmetall ist gefragt in allen Prozessen, in denen Energie fließt – etwa in Platinen, Mikrochips, aber auch in der Solarindustrie. Das könnte preissteigernd wirken. Für Anleger bietet sich ein physisch unterlegter ETC an (etwa: Wisdom Tree Physical Silver, WKN: A0N62F).
Gold und Dividende
Steigt der Goldpreis, freuen sich die Minenbetreiber. Die Branche litt zuletzt unter hohen Energiepreisen, die Aktien sind günstig
Neben dem Goldpreis ist für Minenbetreiber auch der Ölpreis wichtig, weil der Abbau des Edelmetalls viel Energie frisst. Dass die hohen Energiepreise 2023 zurückkommen könnten, ist für die Branche positiv. Ebenso wie für die Aktie von Barrick Gold (WKN: 870450), einem der weltgrößten Goldgräber. Spannend: Barrick fördert auch das für die Energiewende wichtige Kupfer zutage. Der in Kanada ansässige Minenwert unterhält weltweit ergiebige Abbaustätten mit Förderkosten beim Gold von nicht höher als 1.150 Dollar je Unze. Das liegt deutlich unter dem aktuellen Preis und sorgt für hohen Cashzufluss. Barrick Gold hat noch nie so viel an seine Aktionäre über Dividenden und Aktienrückkäufe ausgeschüttet wie 2022. Das könnte 2023 fortgesetzt werden.
Übrigens: Was ist eigentlich besser? Gold oder Bitcoin?
Dieser Artikel erschien zuerst in Euro 01/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold