Früher war Gold ein komplett unkorreliertes Asset, doch jetzt läuft das Edelmetall nur noch mit dem Markt mit. Ist es Zeit hier Investments zu stoppen und mehr in Aktien zu gehen? Von Johann Werther
Es war kein gutes Jahr für Gold. Abgesehen von einem temporären Hoch, kurz nach dem Ausbruch des Russland-Ukraine Krieges hat der angebliche Inflationsschutz nicht annähernd eine zweistellige Teuerungsrate geschlagen, sondern liegt seit Anfang des Jahres ca. zwei Prozent im Minus.
Schaut man vor allem auf die Entwicklungen der letzten Monate, so läuft das Edelmetall immer mehr mit dem Aktienmarkt mit. Von März bis Oktober gab es wie beim S&P 500 kräftige Down-Phasen mit kleinen Unterbrechungen im Juli und Anfang Oktober. Doch seitdem Bekanntwerden der überraschend niedrigen Inflationszahlen wird noch deutlicher, dass Aktien und Gold aktuell miteinander korrelieren.
Gold ist nicht gemacht für diese Krise
Der eigentliche Grund ist allerdings, dass Gold für diese Krise nicht wirklich gemacht ist. Steigende Zinsen sind genauso wie eine hohe Inflation ein tödlicher Cocktail für das Edelmetall. Denn abgesehen von jahrhundertelanger Spekulation hat Gold tatsächlich kaum inneren Wert. Nur etwa zehn Prozent der gesamten geförderten Goldmenge werden zu industriellen Zwecken genutzt, der Rest obliegt reiner Spekulation auf Wertsteigerung.
Dementsprechend scheint Gold nicht für diese Krise gemacht und hat seinen Status als Inflationsschutz in dieser Krise eingebüßt. Zwar schwankt Gold nicht so sehr wie der breite Markt, doch auch Value-ETFs konnten das Edelmetall in diesem Jahr outperformen.
Lieber in Aktien statt in Gold investieren?
Warum also nicht lieber auf Anteile am Produktivkapital statt auf Gold setzen? Immerhin bieten diese deutlich mehr Upside-Potenzial als Gold und besitzen einen intrinsischen Wert durch die Gewinne, welche erwirtschaftet werden.
Tatsächlich ist die Idee, Gold oder Edelmetalle allgemein aus dem langfristigen Portfolio zu streichen, nicht von gestern auf heute entstanden. Nicht nur aus dem Krypto-Bereich kommt seit Jahren die Idee auf, dass Gold seinen Einsatzzweck verloren hat. Grund dafür ist aber nicht etwa, dass Bitcoin & Co. als Ersatz fungieren könnten, sondern, dass inzwischen auf einigen Planeten oder sogar Asteroiden riesige Goldvorkommen entdeckt wurden, die in den nächsten Jahren ein Überangebot an dem Edelmetall schaffen könnten.
Wie geht es beim Goldpreis weiter?
Doch bis Elon Musk oder jemand anderes erfolgreich Space Mining betreiben kann, dürfte es noch etwas dauern. Umso spannender dürfte es zu beobachten sein, was das Edelmetall nun auf die kurzfristige Sicht macht.
Charttechnisch hat sich hier nämlich die Möglichkeit für ein neues Hoch im Bereich der 1.800 US-Dollar Marke gebildet, sollte auch der Markt seinen positiven Aufwärtstrend weiter fortsetzen. Das Ganze Setup, könnte sich allerdings schon in wenigen Wochen bei der Sitzung der FED am 13. und 14. Dezember kippen, wenn die Notenbank doch hawkischer als erwartet handelt.