Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt hat der Goldpreis am Freitag-Abend ein neues Rekordhoch markiert. Bis auf gut 2.075 Dollar stieg der Preis für eine Feinunze Gold im Verlauf und schloss dann bei 2.072 Dollar auf einem neuen Schlussrekord. Auch in Euro gerechnet ist Gold so teuer wie noch nie. Die Goldrallye könnte sich noch fortsetzen.
Jerome Powell bewegt mal wieder die Märkte. Mit seinen Aussagen am Freitag sorgte der Chef der US-Notenbank Fed diesmal vor allem bei Gold-Käufern für Kauflaune. Weil im Kampf gegen die Inflation gute Fortschritte erzielt wurden, könne sich die Zentralbank nun "vorsichtig vortasten", sagte Powell am Nachmittag. Er betonte zwar auch, dass es zu früh sei, über Zinssenkungen nachzudenken und die Fed bereit sei ihre Politik weiter zu verschärfen, wenn es angebracht sei. Der Fed-Chef dämpfte so Erwartungen auf schon bald sinkende Leitzinsen.
Wirtschaftsdaten sprechen gegen Leitzins-Erhöhung
Doch auch die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA untermauerten einen weicheren Zinsausblick. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag im November leicht unter den Schätzungen. Darüber hinaus deutete die PCE-Inflation in den USA auf eine Verlangsamung der Preisentwicklung hin, während die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ein Zweijahreshoch erreichte.
Mit einer Zinserhöhung rechnet an den Finanzmärkten mittlerweile fast niemand mehr. Im Gegenteil: Laut FedWatch Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung aktuell bei knapp 62 Prozent – am Tag vorher lag sie sich noch unter 50 Prozent.
Am Freitag-Nachmittag nach den Powell-Aussagen begann der Goldpreis mit einer erneuten Klettertour. Bis auf gut 2.075 Dollar stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 gr) am Spotmarkt und erreichte damit auch das Verlaufshoch aus Frühjahr 2020. Letztlich ging Gold bei 2.072 Dollar auf einem neuen Schlussrekord ins Wochenende.
Auch auf Euro-Basis erreichte Gold einen neuen Rekord. Zeitweilig kostete die Feinunze am Spotmarkt 1.905 Euro.
Mit der Erwartung perspektivisch fallender Leitzinsen gewinnt Gold weiter an Glanz. Denn das Edelmetall ist mit einem Malus behaftet: Im Gegensatz etwa zu festverzinslichen Wertpapieren wirft Gold keine laufenden Erträge ab. Sinken die Zinserwartungen, wird auch der Nachteil fehlender Zinserträge kleiner – und Gold gewinnt unter Anlagegesichtspunkten an Attraktivität.
Institutionelle Anleger kaufen Gold
Die veränderten Zinserwartungen sorgen dafür, dass auch wieder institutionelle Investoren verstärkt in Gold investieren. Seit etwa zwei Wochen verzeichnen Gold-ETFs wieder Nettozuflüsse – zum ersten Mal seit Mai, schrieb Senior-Analyst Krishan Gopaul vom World Gold Council. Auch das treibt den Goldpreis kurzfristig nach oben, denn kurzfristige Bewegungen des Goldpreises werden vor allem von institutionellen Investoren beeinflusst, die hohe Geldsummen verwalten.
Auch Zentralbanken kaufen verstärkt Gold. Im dritten Quartal lagen die Nettokäufe laut Gold.org bei 337 Tonnen, was dem drittstärksten Quartal überhaupt entspricht. Das stärkste wurde im dritten Quartal 2022 mit außergewöhnlichen 459 Tonnen verzeichnet.
Ein Krügerrand für mehr als 2.000 Euro
Was für institutionelle Investoren gut ist, kann für Privatanleger nicht schlecht sein. Weitere Preissteigerungen sind angesichts der Zinssenkungsfantasie wahrscheinlich. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Gold zu investieren.
Der Kauf von Gold-Münzen und -Barren lohnt unter längerfristigen Aspekten als wertstabilisierende Anlage vor allem in Krisenzeiten. Eine Unze Krügerrand, eine der beliebtesten Goldmünzen, kostet aktuell bei einem Gold-Händler im Internet 1.955 Euro. Beim renommierten Händler Pro Aurum müssen bereits mehr als 2.000 Euro berappt werden. Dabei beträgt der Gold-Anteil der Münze nur 91,7 Prozent. Zu 8,3 Prozent besteht die südafrikanische Münze aus Kupfer, was ihr den rötlichen Touch verleiht.
Zum Vergleich: Ein kanadischer Maple Leaf besteht aus 99,9-prozentigem Gold. Bei Pro Aurum kostete eine Unze Maple Leaf zuletzt ebenfalls 2.010 Euro. Ein 31,1 Gramm schwerer, kleiner Goldbarren wurde bei Pro Aurum am Wochenende zu 1.974 Euro angeboten. Der Abschlag ist den höheren Prägekosten von Münzen geschuldet. Bei kleineren Münzen schlagen die Prägekosten prozentual noch stärker ins Gewicht. Privaten Angeboten bei eBay sollte übrigens Skepsis entgegen gebracht werden.
Nicht vergessen werden sollte auch, dass die Händler im Ankauf deutlich weniger Zahlen. Für einen Umicore-Goldbarren mit einem Gewicht von 31,1 Gramm zahlte Pro Aurum zuletzt 1.869 Euro. Von der Spanne zwischen Ankauf und Verkauf leben die Händler.
Gold lässt sich auch über die Börse kaufen
Die Deutsche Börse AG hat ein Zertifikat bzw. ETC herausgebracht, das mit physischem Gold hinterlegt ist. Ein Anteil Xetra-Gold kostete am Freitag-Abend via Lang & Schwarz 61,26 Euro.
Xetra-Gold ist auch im Stabile Werte Index von BÖRSE ONLINE hoch gewichtet enthalten, der am Freitag ein neues Allzeithoch erreichte. Daneben finden sich in dem Index noch 18 Aktien, die sich in wirtschaftlich schwierigem Umfeld als besonders stabil erwiesen haben. Den Index können Anleger nahezu 1:1 über ein Indexzertifikat (etwa ISIN: DE000DA0ABL9) abbilden.
Weitere Informationen zum Stabile Werte Index finden Sie hier.
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(Mit Material von dpa-AFX)