Platin: Kein Raum für eigene Stärke
Platin blickt laut Commerzbank auf ein auf den ersten Blick positives Jahr zurück. Der Preis legte seit Jahresbeginn um 13 Prozent zu, ähnlich stark wie Gold. Mit 900 Dollar je Feinunze befindet sich der Platinpreis allerdings weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Zum Vergleich: Als Gold zuletzt auf dem gegenwärtigen Niveau notierte, kostete Platin 1.500 Dollar.
Letztmals für einen längeren Zeitraum über 1.000 Dollar notierte Platin vor drei Jahren. Der Preisanstieg auf 1.000 Dollar Anfang September im Windschatten von Gold blieb eine kurzzeitige Episode. Mit dem Preisrückgang bei Gold im Herbst rutschte auch Platin wieder ab. Der Preisabschlag von Platin gegenüber Gold erreichte im Sommer rekordhohe 680 Dollar. Aktuell liegt er bei weiterhin sehr hohen 560 Dollar. Noch deutlicher öffnet sich die Schere zum Schwestermetall Palladium. Dieses ist mittlerweile mehr als doppelt so teuer wie Platin. Bis vor zwei Jahren war Platin noch teurer als Palladium.
Die schwache Preisentwicklung von Platin ist nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten auf den ersten Blick überraschend. Denn laut World Platinum Investment Council (WPIC) dürfte der globale Platinmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 30.000 Unzen aufweisen. In seiner vorherigen Prognose im September sei der WPIC noch von einem Angebotsüberschuss in Höhe von 345.000 Unzen ausgegangen. Das erste Angebotsdefizit seit drei Jahren sei in erster Linie der überaus robusten Investmentnachfrage zu verdanken. Diese solle sich auf 1,2 Million Unzen belaufen, wozu die Platin-ETFs fast eine Million Unzen beisteuern.
Für das nächste Jahr erwarte der WPIC allerdings, dass der Platinmarkt wieder überversorgt ist. Das Angebot solle die Nachfrage dann um beträchtliche 670.000 Unzen übertreffen. Damit wäre der Angebotsüberschuss fast wieder so hoch wie 2018. Denn im nächsten Jahr solle die Investmentnachfrage um mehr als die Hälfte fallen und nur noch bei 525 Tsd. Unzen liegen, was aber noch immer eine beachtliche Zahl wäre. Klammere man die sehr volatile Investmentnachfrage aus, so wäre der Platinmarkt in diesem Jahr sogar deutlich stärker überversorgt als 2018. Zudem würde sich die Marktbilanz in diesem Jahr nur geringfügig von der im nächsten Jahr unterscheiden. Strukturell bleibe der Platinmarkt somit überversorgt. Diese Überversorgung sei vor allem auf eine rückläufige Nachfrage aus der Automobilindustrie und nach Platinschmuck zurückzuführen.
Diese beiden Komponenten der Platinnachfrage seien bereits seit mehreren Jahren rückläufig, auch wenn der Rückgang im nächsten Jahr etwas an Dynamik verlieren sollte. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie stelle knapp 40 Prozent der gesamten Platinnachfrage, die Schmucknachfrage knapp 30 Prozent. Wenn damit ungefähr zwei Drittel der Platinnachfrage zur Schwäche neigten, könnten die anderen Nachfragekomponenten dagegen nur wenig ausrichten. Die übrige Industrienachfrage steige nur geringfügig, die Investmentnachfrage sei zuletzt wie oben beschrieben äußerst volatil ausgefallen. Letztere führe zu einem Anstieg der gesamten Platinnachfrage um zwölf Prozent in diesem Jahr sowie zu einem Rückgang um zehn Prozent im nächsten Jahr.
Die Nachfrage aus der Automobilindustrie leide weiter am fortgesetzten Rückgang des Absatzes von Dieselfahrzeugen in der EU, auch wenn sich hier zaghafte Stabilisierungstendenzen abzeichneten. Platin komme vornehmlich in Katalysatoren für Dieselmotoren zum Einsatz. Für 2020 erwarte der Branchenanalysedienst LMC Automotive einen nochmaligen leichten Rückgang der Absatzzahlen und des Marktanteils von Diesel- PKW in Westeuropa. Doch es gebe einen Silberstreif am Horizont. Die ab 2021 in der EU geltende strengere Obergrenze für den CO2-Ausstoß von Neuwagen könnte Dieselfahrzeuge wieder gefragter machen, da diese rund 20 Prozent weniger CO2 ausstießen als Benziner. Dafür müsste aber zunächst der immense Vertrauensverlust überwunden werden, der der Dieseltechnologie durch zahlreiche Skandale und lokale Fahrverbote in den letzten Jahren entstanden sei.
Mittel- bis langfristig dürfte Platin auch von der Elektromobilität profitieren, da Platin in der Brennstoffzellentechnologie zur Anwendung komme. Zudem sei vorstellbar, dass der rekordhohe Preisabschlag gegenüber Palladium zu Substitutionseffekten der Automobilproduzenten zugunsten von Platin führe. Dies sei bislang kaum geschehen, wahrscheinlich weil die Autoproduzenten mit anderen Themen wie der Einführung strengerer Emissionsvorschriften oder dem Dieselskandal beschäftigt gewesen seien. Nach Erachten der Commerzbank gibt es ansonsten keine stichhaltigen Argumente, die gegen eine Substitution zugunsten von Platin sprechen.
Auf der Angebotsseite trage eine Abwärtsrevision der Minenproduktion ebenfalls dazu bei, dass der Platinmarkt 2019 ein geringes Defizit aufweise. Der WPIC habe seine Schätzung gegenüber September um rund 200.000 Unzen nach unten korrigiert, wofür eine weniger stark steigende Minenproduktion in Südafrika und in Russland verantwortlich zeichneten. 2020 solle die Minenproduktion in Südafrika um drei Prozent fallen. Grund hierfür seien Schachtschließungen im Laufe des Jahres. Hier machten sich offenbar die niedrigen Preise bemerkbar. Wegen der herausragenden Stellung Südafrikas auf der Angebotsseite falle damit auch das gesamte Platinangebot um ein Prozent, obwohl in anderen Regionen wie Nordamerika deutlich mehr Platin produziert werden solle und auch mehr Platin aus alten Katalysatoren wiedergewonnen werde.
Zudem bestehe das Risiko, dass die Probleme beim hochverschuldeten staatlichen Energieversorgungsunternehmen Eskom die Stromversorgung in den südafrikanischen Platinminen beeinträchtigten. Als es im Frühjahr 2008 zu Unterbrechungen bei der Stromzufuhr gekommen sei, sei der Platinpreis daraufhin kräftig gestiegen, wobei das Marktumfeld damals ein anderes gewesen sei. Das Risiko von streikbedingten Produktionsausfällen sei nach der jüngst erfolgten Einigung der südafrikanischen Platinproduzenten mit der Minengewerkschaft AMCU auf einen Tarifvertrag zumindest gebannt. Sofern es nicht zu unplanmäßigen Ausfällen komme, dürfte das weltweite Platinangebot bei weitem nicht stark genug zurückgehen, um den Rückgang der Platinnachfrage auszugleichen.
Die Preisaussichten für Platin blieben 2020 getrübt. Es bedürfe schon einer rekordhohen Investmentnachfrage, damit der Platinmarkt in diesem Jahr im Gleichgewicht gewesen sei. Dies werde sich so kaum wiederholen lassen, so dass sich für 2020 ein beträchtlicher Angebotsüberschuss abzeichne. Daher sieht die Commerzbank für Platin wenig Spielraum für deutlich höhere Preise, sofern es nicht zu stärkeren Substitutionseffekten in der Automobilindustrie oder Produktionsausfällen in Südafrika komme. Der Platinpreis dürfte allerdings vom steigenden Goldpreis mit nach oben gezogen werden. Man erwartet für 2020 einen durchschnittlichen Platinpreis von 900 Dollar je Feinunze und für Ende kommenden Jahres einen Preis von 950 Dollar je Feinunze. Der Preisabschlag von Platin gegenüber Gold dürfte somit auf dem gegenwärtig hohen Niveau verharren.
Palladium: Vor überfälliger Korrektur
Palladium hat laut Commerzbank auch in diesem Jahr seinen Höhenflug fortgesetzt und kostet aktuell mit knapp 1.900 Dollar je Feinunze so viel wie nie zuvor. Seit Jahresbeginn ergebe sich mittlerweile fast ein Plus von 50 Prozent. Seit August 2018 habe sich der Preis mehr als verdoppelt. Die Korrekturen seien dabei im Jahresverlauf immer flacher und kürzer geworden. Im März sei dem Rückgang um ca. 200 Dollar eine dreimonatige Konsolidierung gefolgt, Anfang August seien die Verluste von 140 Dollar binnen eines Monats wettgemacht worden. Der Preisrückgang um 130 Dollar im November sei innerhalb von nur zwei Wochen wieder aufgeholt worden. Palladium sei mittlerweile mehr als doppelt so teuer wie Platin und rund 400 Dollar je Feinunze teurer als Gold.
Rückenwind erhalte der Palladiumpreis weiterhin durch einen angespannten physischen Markt. Johnson Matthey erwarte in seinem Ausblick vom Mai für dieses Jahr ein Angebotsdefizit von gut 800.000 Unzen. Das wäre das achte Jahr mit einem Angebotsdefizit in Folge. Das kumulierte Defizit in diesem Zeitraum belaufe sich auf 5,5 Millionen Unzen. Metals Focus rechne mit einem Rückgang der oberirdischen Palladiumbestände auf weniger als 12 Millionen Unzen bis Ende 2020. Das würde in etwa den Palladiumbedarf von einem Jahr abdecken. Die Reichweite der Palladiumvorräte hätte sich damit innerhalb der letzten acht Jahre halbiert. Noch deutlicher ausgeprägt sei der Abbau bei den ETF-Beständen. Hätten diese im Jahr 2015 noch bei mehr als drei Millionen Unzen gelegen, so seien davon inzwischen nur noch 600.000 Unzen übrig. Diese Quelle des Angebots sei somit nahezu versiegt.
Getrieben werde die Knappheit bei Palladium durch die robuste Nachfrage, die in diesem Jahr laut Johnson Matthey auf ein neues Rekordniveau von 11,1 Millionen Unzen steigen dürfte. Der weltgrößte Palladiumproduzent Norilsk Nickel erwarte auch für nächstes Jahr einen Nachfrageanstieg von vier Prozent und ein erneut großes Angebotsdefizit. Wesentlicher Treiber sei die Automobilindustrie, die 85 Prozent der gesamten Palladiumnachfrage ausmache und damit der alles dominierende Faktor sei. Auf den ersten Blick möge dies überraschen, da die Autoverkäufe in den drei großen Märkten USA, China und Westeuropa stagnierend bis rückläufig seien. Dem stünden aber strengere Emissionsvorschriften in China gegenüber, die einen höheren Palladiumeinsatz erforderlich machten und die geringeren Verkaufszahlen mehr als kompensierten. Palladium komme vorrangig in Katalysatoren von Autos mit Benzinmotoren zum Einsatz.
Daneben profitiere Palladium auch vom fortgesetzten Rückgang des Dieselanteils bei den Neufahrzeugen in Europa. Denn gleichzeitig steige damit der Absatz von Benzinern deutlich. Dies könnte mit Blick auf die ab 2021 in der EU geltende Obergrenze für CO2-Emissionen bei Neuwagen von 95 Gramm je Kilometer zu einem Problem werden. Im zweiten Quartal 2019 habe der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Neuwagen aller Autoproduzenten in Europa noch bei knapp 120 Gramm gelegen. Bei Überschreitungen würden die Automobilhersteller mit empfindlichen Strafen belegt (95 Euro pro Gramm Abweichung von den erlaubten 95 Gramm für jedes verkaufte Fahrzeug). Benzinmotoren wiesen dabei einen weitaus höheren CO2-Ausstoß auf als Dieselmotoren, was das Erreichen der EU-Vorgaben beim gegenwärtigen Kaufverhalten unmöglich mache. Insbesondere der Verkauf von Neuwagen mit Benzinmotoren dürfte daher in der EU ab 2021 spürbar sinken. Der Verband der deutschen Automobilindustrie erwarte für 2020 aufgrund der strengeren CO2-Regulierung ein Absatzminus in Europa insgesamt von zwei Prozent. Die Commerzbank glaubt nicht, dass der Markt dieses Risiko bereits hinreichend berücksichtige. Die Autoproduzenten dürften ihre Produktion von Autos mit Benzinmotor schon 2020 drosseln, was sich negativ auf den Palladiumbedarf auswirken sollte.
Ebenfalls unzureichend berücksichtigt sei das Risiko von US-Importzöllen auf Autos und Autoteile. US-Präsident Trump habe zwar Mitte November eine Frist verstreichen lassen, bis zu der er sich in dieser Frage hätte erklären müssen. Unklar sei, ob das Thema damit aus rechtlicher Sicht erledigt sei oder bei Bedarf von Trump problemlos wieder aufgelegt werden könne. Die Commerzbank will nicht ausschließen, dass Trump im Wahlkampf diese Karte spielt, um Druck auf die Europäer und Asiaten auszuüben. Die jüngste Ankündigung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium aus Brasilien und Argentinien könnte hier eine Warnung sein. Schließlich habe Trump dies mit der Abwertung der jeweiligen Währungen begründet, die zum Nachteil der US-Landwirte gereichen würde. Trump habe sich in der Vergangenheit auch schon über den aus seiner Sicht zu schwachen Euro beklagt und die EU in Handelsfragen "schlimmer als China" bezeichnet. Der Streit um als unzulässig empfundene Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus habe Trump bereits zu ersten Strafzöllen gegen die EU bewogen.
Abzuwarten bleibe zudem, wann der mittlerweile beträchtliche Preisaufschlag von Palladium gegenüber Platin zu Substitutionseffekten führe. Wie bereits eingangs erwähnt, übertreffe der Palladiumpreis den Platinpreis mittlerweile um mehr als das doppelte. Bei einem heutzutage realistischen Austauschverhältnis in den Katalysatoren von 1:1 könnten Automobilproduzenten somit den Preis von etwa mehr als einer Unze Platin einsparen, wenn sie anstelle von Palladium auf Platin zurückgriffen. Am schnellsten dürfte die Substitution in Dieselmotoren erfolgen, weil Platin dort gegenüber Palladium technisch überlegen sei. In Katalysatoren von Dieselmotoren kämen laut WPIC jährlich immerhin mehr als 700.000 Unzen Palladium zum Einsatz.
Kurzfristig könnte der Palladiumpreis aufgrund der bestehenden Angebotsknappheit und des Momentums durchaus noch weiter steigen. Dire Commerzbank erwartet allerdings, dass Palladium im nächsten Jahr unter Druck geraten wird. Die hohe Erwartung an die Nachfrage dürften enttäuscht werden. Dafür spreche der geringere Bedarf aus der Automobilindustrie in Europa wegen der strikteren CO2-Emissionsvorgaben. In China und den USA dürften die PKW-Verkaufszahlen auch weiter fallen. Zudem sei es laut Commerzbank nur eine Frage der Zeit, wann es in der Automobilindustrie zu einer nennenswerten Substitution von Palladium durch das deutlich preiswertere Platin komme. Aufgrund der überragenden Stellung der Automobilindustrie bei der Nachfrage könne dies durch andere Bereiche nicht aufgefangen werden. Je höher der Palladiumpreis noch steige, desto schärfer sollte der anschließende Preisrückgang ausfallen. Das genaue Timing sei unmöglich zu prognostizieren. Die Commerzbank geht davon aus, dass der Palladiumpreis Ende 2020 deutlich niedriger notieren wird als aktuell. Die Jahresendprognose lautet 1.500 Dollar je Feinunze.
Silber: Im Schlepptau von Gold
Während der Goldpreis im September auf einem Sechseinhalb-Jahreshoch notierte und nur noch 20 Prozent unter seinem Allzeithoch lag, erreichte der Silberpreis laut Commerzbank zur gleichen Zeit mit knapp 20 Dollar je Feinunze ein Drei-Jahreshoch. Vom Niveau aus dem Frühjahr 2013 sei Silber damit aber noch immer 30 entfernt gewesen, vom 2011 erreichten Allzeithoch bei rund 50 Dollar ganz zu schweigen. Seit Jahresbeginn liege Silber sieben Prozent im Plus, womit der Preisanstieg geringer ausfalle als bei Gold. Das Gold/Silber-Verhältnis verharre auf einem sehr hohen Niveau um 86. Silber gelinge es somit nicht, gegenüber Gold relative Stärke aufzubauen. Der kräftige Preisanstieg um mehr als 30 Prozent im Sommer sei lediglich ein Aufholen nach der ausgeprägten Schwächephase zuvor gewesen, die das Gold/Silber-Verhältnis auf ein 27-Jahreshoch von fast 94 habe steigen lassen. Unter 80 habe das Gold/Silber-Verhältnis abgesehen von einer kurzen Episode Anfang September zuletzt im Sommer 2018 gelegen. Gemessen am langjährigen Durchschnitt von etwas über 60 sei Silber gegenüber Gold nach wie vor außerordentlich preiswert.
Für eine länger anhaltende Stärke, die das Gold/Silber-Verhältnis deutlicher fallen lassen würde, gäben die Fundamentaldaten bei Silber weiterhin keinen Anlass. Der physische Silbermarkt befinde sich seit vier Jahren in einem Angebotsüberschuss. Das Silver Institute und das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Unternehmen Metals Focus bezifferten das Überangebot am physischen Silbermarkt 2019 in einer gemeinsamen Studie auf 16,9 Millionen Unzen (525 Tonnen), das damit aber nur noch halb so hoch wäre wie im Vorjahr. Die globale Silbernachfrage solle um 1,9 Prozent auf gut eine Milliarde Unzen steigen, das Angebot dagegen stagnieren. Die Silbernachfrage werde durch die Bereiche Schmuck und Silberwaren sowie Münzen und Barren angeschoben. Die Industrienachfrage, mit einem Anteil von 55 Prozent mit Abstand größte Nachfragekomponente, solle nahe ihres Rekordniveaus verharren. Ein konjunkturbedingter Rückgang der Silbernachfrage für elektrische und elektronische Komponenten solle dabei durch einen höheren Silberbedarf in der Autoindustrie und in der Photovoltaik aufgefangen werden.
Auf der Angebotsseite solle die Minenproduktion nochmals leicht fallen, was bereits der vierte Jahresrückgang in Folge wäre. Dem stünden ein geringfügig höheres Angebot an Altsilber sowie ein angebotserhöhender Effekt aus Hedging-Aktivitäten gegenüber. Der Angebotsüberschuss am physischen Markt müsse durch eine entsprechend hohe Nachfrage nach Silber-ETFs ausgeglichen werden, damit der Preis nicht unter Druck gerate. In den letzten Jahren sei dies zumeist nicht gelungen. In diesem Jahr überträfen die ETF-Zuflüsse den Angebotsüberschuss allerdings deutlich. Profitieren hätte der Preis davon jedoch kaum. In den ersten zehn Monaten des Jahres hätten die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs Netto-Zuflüsse von 100 Millionen Unzen (3.100 Tonnen) verzeichnet. Stärkere ETF-Zuflüsse in einem Jahr habe es zuletzt 2009 gegeben, dem Jahr der großen Wirtschafskrise. Die Zuflüsse seien dabei größtenteils im dritten Quartal erfolgt, als Silber gegenüber Gold besonders preiswert gewesen sei. Seither habe sich die Nachfrage der ETF-Anleger spürbar beruhigt. Seit Mitte Oktober gebe es sogar nennenswerte ETF-Abflüsse. Somit sei auch die eher moderate Preisreaktion von Silber zu erklären.
Es sei kaum zu erwarten, dass sich eine derart starke Nachfrage nach Silber-ETFs im nächsten Jahr wiederholen werde. Die langfristig orientierten Investoren, die bei Silber Preispotenzial sähen, dürften inzwischen investiert sein. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre hätten sich die ETF-Zuflüsse auf 800 Tonnen pro Jahr belaufen. In den sechs Jahren mit Zuflüssen würden sich diese auf durchschnittlich 1.600 Tonnen belaufen. Die Entwicklung der Industrienachfrage hänge stark von der Konjunkturentwicklung ab und diese wiederum vom weiteren Fortgang der US-chinesischen Handelsgespräche. Die Commerzbank rechnet aber nicht mit einer dauerhaften Einigung im Handelsstreit, sondern nur mit einer Beruhigung des Konflikts im Vorfeld der US-Wahlen. Spätestens danach dürfte der Konflikt wieder an Schärfe gewinnen. Dass der Handelskonflikt die industrielle Silbernachfrage spürbar bremse, verdeutlichten die in diesem Jahr deutlich gesunkenen chinesischen Silberimporte. Nach zehn Monaten lägen diese in etwa ein Fünftel niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Die Importe von Silberpulver seien ähnlich stark zurückgegangen, wobei sich der Rückgang auf die Importe aus den USA konzentriert habe. Der Grund hierfür dürften die eingeführten Strafzölle sein. Silberpulver sei ein Vorprodukt bei der Herstellung von Solarzellen. Von großer Bedeutung für Silber sei daher auch die weitere Entwicklung in der Photovoltaik. In diesem Jahr habe es Gegenwind gegeben, nachdem China die Subventionen für Solaranlagen zurückgeschraubt hatte, was zu einem Einbruch der Neuinstallationen und einen Preiseinbruch bei Solarmodulen in China geführt habe. China sei der weltgrößte Produzent von Solarmodulen. Etwa 70 Prozent der weltweiten Solarzellenproduktion befänden sich in China. Im Jahr 2018 seien mehr als ein Drittel der weltweiten installierten Solarkapazitäten entfallen sowie die Hälfte der weltweiten Neuinstallationen auf China.
Dafür seien die Neuinstallationen außerhalb Chinas gestiegen, wozu neben den gesunkenen Preisen für Solarmodule auch der zunehmende gesellschaftliche Druck für eine emissionsfreie Stromerzeugung beigetragen haben dürften. Nun drohe allerdings auch in den USA ein Nachfragerückgang. Dort könnten im nächsten Jahr die Steuervergünstigungen für Investitionen in Solaranlagen gekürzt werden, falls der Kongress diese nicht noch verlängere. Der Kostendruck in der Solarindustrie dürfte angesichts der beträchtlichen Überkapazitäten anhalten, was für ein anhaltendes "Thrifting" spreche, das heißt, eine weitere Reduktion des Silberanteils in den Solarzellen. Von daher dürften von der Photovoltaik im nächsten Jahr kaum positive Impulse für die Silbernachfrage ausgehen.
Wachstumspotenzial für die Silbernachfrage sehe das Silver Institute vor allem im Bereich der Automobilproduktion, wo Silber aufgrund seiner herausragenden Leitfähigkeit vermehrt zur Anwendung komme. Dies dürfte allein aber kaum ausreichen, die industrielle Silbernachfrage 2020 nennenswert steigen zu lassen. Der Preisausblick 2020 für Silber falle somit gemischt aus. Eine wegen geringerer ETF-Zuflüsse schwächere Investmentnachfrage sowie eine bestenfalls stagnierende Industrienachfrage sprächen gegen merklich höhere Silberpreise. Silber dürfte sich im Windschatten von Gold aufwärts bewegen. Die Commerzbank erwartet Ende 2020 einen Silberpreis von 18,5 Dollar je Feinunze, wobei der Großteil des Preisanstiegs wie bei Gold erst in der zweiten Jahreshälfte erfolgen dürfte. Das Gold/Silber-Verhältnis dürfte dagegen auf einem hohen Niveau verharren.
Gold: Vielfältig unterstützt
Der Goldpreis erreichte im September ein Sechseinhalb-Jahreshoch von knapp 1.560 Dollar je Feinunze, wie die Commerzbank berichtet. Zwischen Ende Mai und Anfang September habe sich Gold um mehr als 20 Prozent verteuert. Es habe dabei auch dem festen US-Dollar getrotzt. In der Folge habe Gold in mehreren Währungen in diesem Jahr ein Allzeithoch erreicht, so auch in Euro bei gut 1.410 Euro je Feinunze. Auch wenn Gold im Herbst einen Teil der Gewinne wieder abgegeben habe, stehe seit Jahresbeginn noch immer ein Plus von 14 Prozent zu Buche. Das wäre der stärkste Jahresanstieg seit 2010. Bei Gold in Euro belaufe sich der Zuwachs in diesem Jahr sogar auf 18 Prozent.
Die Aussichten für Gold sind nach Ansicht der Commerzbank auch für 2020 positiv. Denn die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken bleibe im nächsten Jahr ultra-expansiv. Zwar habe die US-Notenbank Fed weiteren Zinssenkungen eine Absage erteilt. Ganz vom Tisch seien sie allerdings nicht und noch immer wahrscheinlicher als Zinserhöhungen. Die Commerzbank-Volkswirte erwarten für das 2. Quartal 2020 eine nochmalige Fed-Zinssenkung. Zudem kaufe die Fed seit Mitte Oktober wieder kurzlaufende Staatsanleihen (T-Bills) im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Dollar. Die Käufe sollen zunächst bis ins 2. Quartal 2020 fortgesetzt werden. Die Fed wolle dies zwar nicht als "quantitative Lockerung" (QE) verstanden wissen. Die Bilanzsumme der Fed steige daraufhin aber um rund 500 Milliarden Dollar.
Verglichen damit seien die Anfang November wieder angelaufenen Anleihekäufe der EZB von monatlich 20 Milliarden Euro sogar noch moderat. Allerdings sollten diese solange andauern, bis sich die Inflationsrate dem definierten Zielwert der EZB von knapp unter zwei Prozent dauerhaft angenähert hat, also für eine unbestimmte Zeit. Eine Aufweichung des Emittentenlimits von 33 Prozent sei daher nur eine Frage der Zeit. Da auch die Bank von Japan ihr Inflationsziel weiterhin deutlich verfehlen werde, dürfte sie an ihrer Strategie der Zinskurvenkontrolle via Anleihekäufe festhalten. Somit stünden die drei wichtigsten Zentralbanken der Welt beim Gelddrucken bis auf weiteres auf dem Gaspedal.
Eine Normalisierung der Geldpolitik, die noch vor einem Jahr auf der Agenda gestanden und Gold belastet habe, sei vorerst vom Tisch. Der Versuch der Fed, die Zinsen wieder auf ein neutrales Niveau anzuheben und die seit der Finanzkrise vor elf Jahren stark aufgeblähte Bilanzsumme abzuschmelzen, sei in diesem Jahr vorzeitig gescheitert. Mittlerweile steige die Fed-Bilanzsumme wegen der Anleihekäufe wieder. Gleiches gelte für die Bilanzsummen der EZB und der Bank von Japan. Das Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld sei damit zementiert, was eindeutig für Gold spreche. In den letzten Monaten habe ein enger Zusammenhang zwischen dem Volumen von Anleihen mit negativer Rendite und dem Goldpreis bestanden. In der Spitze hätten weltweit Anleihen mit einem Wert von 17 Billionen Dollar eine Rendite unter null Prozent auf, was zeitlich mit dem Goldpreishoch zusammengefallen sei. Die Erklärung für diesen Zusammenhang sei einfach: Wer den Negativzinsen entgehen will, finde in Gold eine Alternative. Der einstige Nachteil von Gold, eine zinslose Anlage zu sein, sei bei Null- bzw. Negativzinsen außer Kraft gesetzt. Stattdessen könnte man heute sagen, Gold "kostet" keine Zinsen. Der Renditeanstieg im Herbst und der damit einhergehende Rückgang des Anleihevolumens mit negativer Rendite habe Gold zwischenzeitlich unter Druck gesetzt. Dennoch wiesen noch immer deutlich mehr Anleihen eine negative Rendite auf als es überhaupt Gold gibt.
Der World Gold Council (WGC) schätzt den Wert des weltweit zur Verfügung stehenden Goldes auf acht Billionen Dollar. Am hohen Bestand von Anleihen mit negativer Rendite dürfte sich wegen der fortgesetzten expansiven Geldpolitik der großen Zentralbanken auch im nächsten Jahr nichts ändern. Dies spreche für eine weiterhin robuste Investmentnachfrage nach Gold, die sich in anhaltenden Zuflüssen in die Gold-ETFs niederschlagen sollte. In diesem Jahr seien bislang mehr als 300 Tonnen in die von Bloomberg erfassten ETFs geflossen. Zeitweise lagen die Zuflüsse seit Jahresbeginn bei knapp 350 Tonnen. Höhere Zuflüsse habe es in den letzten zehn Jahren nur 2009 und 2016 gegeben.
Die Zentralbanken seien nicht nur wegen ihrer Geldpolitik eine treibende Kraft für den Goldpreis, sondern im großen Stil auch als Käufer von Gold aktiv. Nach drei Quartalen 2019 hätten sich die Käufe der Zentralbanken laut WGC bereits auf knapp 550 Tonnen belaufen. Bis zum Rekordniveau des Vorjahres fehlten somit nur noch etwas mehr als 100 Tonnen. Wichtigste Käufer seien die Zentralbanken großer Schwellenländer wie Russland, China, Indien und die Türkei. Diese strebten einen höheren Goldanteil in ihren Devisenreserven an, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Die Käufe dürften sich daher fortsetzen. Auch osteuropäische Zentralbanken träten in diesem Jahr erneut als Käufer auf. Allein die polnische Notenbank NBP habe ihre Goldbestände um 100 Tonnen erhöht. Der NBP-Gouverneur habe zudem perspektivisch weitere Käufe in Aussicht gestellt.
Die westlichen Zentralbanken verkauften dagegen schon seit Jahren kein Gold mehr, es sei denn zum Zweck der Münzprägung. Deshalb sei auch das im September ausgelaufene Zentralbankgoldabkommen nicht mehr verlängert worden, das den Verkauf von Gold begrenzte. Die Commerzbank will nicht ausschließen, dass im nächsten Jahr auch die eine oder andere westeuropäische Zentralbank ihre Goldreserven aufstockt. Ein möglicher Kandidat sei die niederländische Zentralbank (DNB), die im Oktober auf ihrer Webseite mit einer bemerkenswerten Aussage zur Rolle von Gold aufgewartet habee (siehe Gold: anchor of trust). Gold sei darin als Anker des Vertrauens für das Finanzsystem bezeichnet worden. Die Goldreserven könnten laut DNB bei einem Systemzusammenbruch als Basis für einen Neuanfang dienen. Sollten tatsächlich eine oder mehrere westliche Zentralbanken damit beginnen, aktiv Gold zu kaufen, würde das für erhebliche Aufmerksamkeit und Marktreaktionen sorgen.
Die Commerzbank erwartet zudem für 2020 eine Belebung der in diesem Jahr nur verhaltenen Goldnachfrage in Asien. Die zuletzt gesunkenen lokalen Preise in den beiden wichtigen Nachfrageländern Indien und China sollten dabei helfen, nachdem die sehr hohen Preise in diesem Jahr die Nachfrage dort spürbar gebremst hätten. In Indien dürfte die private Konsumentennachfrage nach Schmuck, Münzen und Barren 2019 laut Aussage des World Gold Council auf ein Drei-Jahrestief von 700-750 Tonnen fallen. Neben den rekordhohen Preisen habe auch eine überraschende Erhöhung der Steuer auf Goldimporte zur Kaufzurückhaltung beigetragen. Dieser Effekt sollte im kommenden Jahr an Einfluss verlieren. Zudem verbesserten die ergiebigen Regenfälle der letzten Monate die Aussichten für die Ernten im nächsten Jahr, was positiv für die Einkommensentwicklung der Landbevölkerung wäre. Diese stelle nach wie vor den Großteil der Goldnachfrage in Indien.
In China habe der eskalierende Handelskonflikt eine entscheidende Rolle gespielt, dass die private Goldnachfrage in diesem Jahr sogar auf den niedrigsten Stand seit 2012 fallen könnte (850-950 Tonnen laut WGC). Die privaten Haushalte hätten sich wegen der Unsicherheit und der nachlassenden Konjunkturdynamik mit Goldkäufen zurückgehalten, sie hätten stattdessen lieber Schulden abgebaut oder das Geld auf die hohe Kante angelegt. Sollte es bei den laufenden Handelsgesprächen zumindest zu einer Teileinigung oder einem tragfähigen "Waffenstillstand" kommen, würde ein Belastungsfaktor für die chinesische Goldnachfrage wegfallen. Allerdings wäre in diesem Falle die Investmentnachfrage wohl weniger stark ausgeprägt.
Es gebe im nächsten Jahr zudem einige (geo-)politische Unsicherheitsfaktoren, die die Goldnachfrage beeinflussen dürften. Der Handelsstreit zwischen den USA und China werde uns wohl auch 2020 beschäftigen, da eine allumfassende und dauerhafte Lösung wegen der unterschiedlichen Interessen beider Länder nicht zu erwarten sei. Da US-Präsident Trump im Wahljahr nicht an einer weiteren Eskalation gelegen sein dürfte, rechnet die Commerzbank aber mit einer vorübergehenden Beruhigung. Möglicherweise koche dafür der Handelsstreit mit der EU hoch. Ende Januar werde sich entscheiden, ob Großbritannien aus der EU ausscheidet oder die Hängepartie in die nächste Verlängerung gehe. In den USA stünden im November die Präsidentschaftswahlen an. Bereits im Januar begännen die Vorwahlen. Bis zur Jahresmitte dürfte dann feststehen, wer bei den Demokraten gegen Trump antreten wird. Dass dieser vorher durch das von den Demokraten in Gang gesetzte Amtsenthebungsverfahren zu Fall gebracht werde, sei aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im US-Kongress unwahrscheinlich.
In Europa stehe EZB-Präsidentin Lagarde vor der Aufgabe, die Spaltung im EZB-Rat zwischen Befürwortern und Gegnern der ultralockeren Geldpolitik zu überwinden, die ihr Vorgänger Draghi hinterlassen habe. Sollte es in Europa vermehrt zu Strafzinsen auf Spareinlagen kommen, könnte dies einen weiteren Run auf Gold auslösen. Zudem bleibe die Regierungsbildung in Spanien schwierig. In Italien bleibe abzuwarten, ob das aus der Not heraus geborene Regierungsbündnis aus Linkspopulisten und Sozialdemokraten die anstehenden Regionalwahlen übersteht. Im Falle von Neuwahlen würde die nächste italienische Regierung sehr wahrscheinlich ein vollkommen anderes Gesicht bekommen. Der zuletzt deutlich ruhiger gewordene Haushaltskonflikt mit der EU würde dann wahrscheinlich wieder voll ausbrechen.
Darüber hinaus bleibe die Lage im Mittleren Osten angespannt. Dort stünden sich Saudi-Arabien und der Iran im Kampf um die regionale und religiöse Vorherrschaft gegenüber. Neuerliche Angriffe auf Öltanker und Ölanlagen könnten die Spannungen zwischen beiden Ländern weiter schüren. Die jüngsten Massenproteste im Irak und im Iran deuteten zudem auf eine wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung hin. Die Proteste in Hongkong könnten zu einem Eingreifen Chinas führen, was die Fronten zwischen China und den USA weiter verhärten würde. Durch das Gesetz zur Unterstützung der Opposition in Hongkong hätten die USA bereits für starke Verärgerung in China gesorgt.
Der Goldpreis sollte 2020 auch von einem schwächeren US-Dollar profitieren. Die US-Währung sei fundamental überbewertet und dürfte nach Ansicht unserer Währungsstrategen im nächsten Jahr abwerten. USD-unterstützende Faktoren wie der US-chinesische Handelskonflikt dürften nächstes Jahr abebben. US-Präsident Trump dürfte nämlich kaum daran gelegen sein, dass eine weitere Eskalation im Handelsstreit die US-Wirtschaft beeinträchtigt und seine Wiederwahl gefährdet. Mit den Landwirten leide eine für Trump sehr wichtige Wählergruppe besonders unter den gegenseitigen Strafzöllen. Ohne deren Stimmen ist eine Wiederwahl kaum vorstellbar.
Aufgeschoben ist aber auch in diesem Falle nicht aufgehoben. Spätestens nach der Wahl drohe der ungelöste Handelskonflikt wieder an Schärfe zu gewinnen. Der Druck des US-Präsidenten auf die Fed, die Zinsen stärker zu senken, dürfte wahrscheinlich auch im Wahljahr anhalten. Trump habe Notenbankchef Powell wiederholt dafür kritisiert, dass die Zinsen in den USA verglichen mit anderen Wirtschaftsräumen wie Europa zu hoch seien und der US-Dollar deswegen zu stark sei. Dies spreche ebenfalls für einen schwächeren US-Dollar und für Gold. Denn Gold unterliege nicht derartigen politischen Einflussnahmen. Zudem sei das Goldangebot begrenzt. Dieses steige jedes Jahr um rund zwei Prozent. Das Geldmengenwachstum in den USA, Europa und China liege deutlich darüber.
Das durch die Geldpolitik der Zentralbanken noch für lange Zeit zementierte Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld, der ungelöste US-chinesische Handelskonflikt und die zahlreichen (geo-)politischen Risiken sprächen 2020 für einen weiteren Goldpreisanstieg. Hinzu komme das Risiko einer Korrektur des überbewerteten US-Dollar sowie der hoch bewerteten Aktienmärkte. Auch das anhaltende Kaufinteresse der Zentralbanken sollte Gold weiter Rückenwind geben. Der Goldpreis sollte daher im nächsten Jahr weiter zulegen. Die Commerzbank erwartet einen Anstieg auf 1.550 Dollar je Feinunze bis Ende 2020. Der hohe Optimismus der spekulativen Finanzanleger und die verhaltene Nachfrage in Asien stünden höheren Preisen zunächst noch entgegen, so dass man den Großteil des Preisanstiegs in der zweiten Jahreshälfte erwartet.