Einer der weltweit größten Goldproduzenten (Platz 11) kauft seine eigene Produktion komplett auf und tritt dazu auch am Weltmarkt als Goldkäufer auf. Allein im laufenden Jahr wurden die staatlichen Reserven um rund 25 Prozent aufgestockt. Gleichzeitig reduziert das Land seinen Bestand an Staatsanleihen. Die Gründe.

Mit einem schwächelnden Dollar steigt traditionell der Goldpreis. Mit dem Anstieg des Euro auf mittlerweile über 1,02 Dollar klettert der Preis für eine Feinunze Gold auf 1.760 Dollar. Zuvor zeigten neue Verbraucherpreise eine Abschwächung der US-Inflation. Dabei hat Gold doch den Ruf als Inflationsschutz.

Das funktioniert auch weiterhin. Gold kletterte im März 2022 erneut über die 2.000-Dollar-Marke, nachdem globale Inflationsschocks nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine die Nachfrage nach dem Edelmetall als Absicherung anheizten.

Doch dann erholte sich der US-Dollar gegenüber anderen Weltwährungen. Staatsanleihen wurden gleichzeitig massiv verkauft, nachdem die Federal Reserve die Zinssätze aggressiv anhob. In der Zwischenzeit fiel Gold sieben Monate lang in der längsten Pechsträhne seit den späten 1960er-Jahren. Gut 20 Prozent büßte Gold von den diesjährigen Höchstständen ein. Erst bei gut 1.620 Dollar konnte der Goldpreis einen Boden bilden.

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Goldpreis seit Anfang 2022 (in US-Dollar)

Diesen Preisrutsch nutzten mehrere Notenbanken zum Aufstocken ihrer Goldreserven. Der weltweit zweitgrößte Goldkäufer unter den Zentralbanken ist dabei Usbekistan. Die ehemalige Sowjetrepublik hat ihren Anteil des Edelmetalls an seinen 32-Milliarden-Dollar-Reserven mittlerweile auf fast zwei Drittel erhöht, berichtet Bloomberg. Nur Venezuela hält mit 82 Prozent Anfang November einen noch höheren Gold-Anteil in den staatlichen Währungsreserven.

WGC, Bloomberg
Gold-Bestände in Prozent der nationalen Währungsreserven

Gesamte eigene Produktion wird aufgekauft

Der Anteil gehört heute zu den höchsten in vom World Gold Council verfolgten Entwicklungsländern. Die usbekische Zentralbank kauft die gesamte lokale Produktion von mehr als 100 Tonnen pro Jahr auf, bezahlt die Produzenten in lokaler Währung und verkauft gleichzeitig Dollar, um die Auswirkungen der Käufe auszugleichen.

Usbekistans Käufe im dritten Quartal von 26 Tonnen lagen nach der Türkei an zweiter Stelle. Das Land hat in den ersten 10 Monaten des laufenden Jahres bereits 86,5 Tonnen Gold erworben und seine Bestände auf fast 399 Tonnen erhöht.

Eigentlich wollte die Zentralbank vor mehr als drei Jahren ihre Reserven diversifizieren, weg von Goldbarren. "Wir haben darüber nachgedacht, in Staatsanleihen zu investieren, aber dann hat uns der Markt einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte der stellvertretende Vorsitzende der usbekischen Zentralbank, Behzod Hamraev, in einem Interview.

Staatsanleihen-Plan geändert

Ursprünglich wollte Usbekistan seinen Gold-Anteil an den Währungsreserven durch den Kauf von US-amerikanischen und chinesischen Staatsanleihen auf unter 50 Prozent senken. Da der Goldpreis während der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 auf einen Rekord über der 2.000-Dollar-Marke gestiegen ist, habe die Zentralbank ihren Plan geändert und weiter Gold gekauft. "Die Preise waren wirklich gut und wir haben mit Gold weitergemacht", sagte Hamraev.

Die Attraktivität von Gold als sicherer Hafen für Investoren ist gewachsen, nachdem in diesem Jahr Sanktionen gegen die Zentralbank Russlands, Usbekistans zweitgrößten Handelspartner, wegen der Invasion in der Ukraine verhängt wurden. Während die von den USA und ihren Verbündeten verhängten Strafen Russlands Zugang zu rund 300 Milliarden Dollar an Reserven in Fremdwährungen wie Dollar und Euro abgeschnitten haben, blieben auch Gold-Barren weitgehend außerhalb ihrer Reichweite.

Auf hohem Niveau Gold verkauft

Als der Goldpreis im März nochmals über die 2.000er-Marke stieg, verkaufte die usbekische Zentralbank 50 Tonnen. Diese Verkäufe wurden gleichzeitig teilweise durch inländische Käufe ausgeglichen. Das Land liegt auf Platz 11 der größten Goldproduzenten. Seitdem hat Usbekistan kein Gold mehr auf dem Markt angeboten, in der Erwartung, dass sich die Aussichten verbessern werden.

Der jüngste Goldpreis-Anstieg auf über 1.750 Dollar je Feinunze gibt Hamraev Recht. "Wenn der Preis steigt, warten wir besser mit Verkäufen." Normalerweise erholt sich Gold, sobald eine Krise beginnt, sagte er. "Wird es passieren, wenn die Liquidität schrumpft? Das ist die große Frage."

Am liebsten würde Hamraev sämtliche Reserven Usbekistans in Gold investieren, ein Szenario, das "logischerweise nicht passieren kann", da die Zentralbank immer etwas Bargeld vorhalten muss. Dieses parkt die Zentralbank übrigens in Cash-Einlagen. "Die Kurse sind im Moment wirklich gut, besser als die Treasuries", sagte Hamraev.

Diese Anlagestrategie Usbekistans kann durchaus als Vorbild für andere Notenbanken gelten. Aber auch für Privatanleger.