Obwohl die Konkurrenz durch stark verzinste Anleihen größer wird und obwohl die US-Notenbank Fed signalisierte, dass die Leitzinsen länger als erhofft auf einem hohen Niveau bleiben, hält sich der Goldpreis beachtlich stabil. Mancher Marktteilnehmer rechnet sogar damit, dass demnächst eine richtige Gold-Rallye startet.
Die US-Notenbank hat kürzlich signalisiert, dass die Zinssätze in diesem Jahr nochmals steigen und im Jahr 2023 weniger sinken könnten als bisher erwartet. Möglicherweise bleiben die Leitzinsen sogar über 5,0 Prozent. Dies sorgte dafür, dass die Anleger den US-Dollar als sicheren Hafen bevorzugen. Die Renditen von US-Staatsanleihen behaupteten sich zuletzt auf hohem Niveau. Zuletzt betrug die Rendite von Papieren mit einer Laufzeit von zehn Jahren noch 4,44 Prozent, nachdem sie in der vergangenen Woche bei 4,49 Prozent 16-Jahres-Hoch erreichten.
Hohe Zinsen und ein starker US-Dollar (Euro kostet aktuell nur noch 1,0628 Dollar) sind eigentlich Gift für das unverzinste Gold. Doch der Goldpreis korrigierte nur leicht. Von zuvor knapp 1.950 Dollar rutschte er vorübergehend auf unter 1.920 Dollar zurück. Am Montag-Mittag notiert die Feinunze bei gut 1.924 Dollar.
Mysteriöse Gold-Stabilität
Ein erster Ausbruchsversuch aus dem seit Mai intakten Abwärtstrend ist zwar gescheitert. Doch aktuell hält sich der Goldpreis weiterhin nahe an dieser Chart-Hürde.
Eigentlich sinkt der in US-Dollar gehandelte Goldpreis, wenn der Wert des Dollar im Vergleich zu anderen Währungen weltweit steigt. Gold wird in anderen Währungen teurer, wenn der Dollar zulegt. Wenn der Preis einer Ware steigt, gibt es tendenziell weniger Käufer; mit anderen Worten, die Nachfrage geht zurück. Umgekehrt steigt der Wert des Goldes, wenn der Wert des US-Dollar sinkt, da es in anderen Währungen billiger wird. Bei niedrigeren Preisen steigt die Nachfrage tendenziell an.
Was stützt denn aktuell den Goldpreis? Analysten verweisen auf eine Kombination aus anhaltenden Zentralbank-Käufen und Anlegern, die weiterhin darauf wetten, dass eine Verlangsamung der US-Wirtschaft gut für Gold ist.
Paradigmen-Wechsel?
Das letzte Mal, als die Realzinsen so hoch waren, stand der Goldpreis etwa halb so hoch, schreibt Bloomberg. Die Entwirrung des Verhältnisses zwischen Gold und Realzinsen könnte ein Paradigmenwechsel für das Edelmetall sein. Anleger könnten mittlerweile Schwierigkeiten haben, den "fairen Wert" in einer Welt zu berechnen, in der die alten Gleichungen nicht zu gelten scheinen, heißt es in einem Artikel. Es wirft auch die Frage auf, ob und wann sich die alte Dynamik wieder durchsetzen könnte – oder ob sie es bereits getan hat, nur von einer neuen Basis aus.
Bloomberg zititiert Marco Höchst, Portfoliomanager bei Berenberg: "Unsere Modelle sagen, dass Gold 200 Dollar zu teuer ist." Dennoch hält der 319 Millionen Euro schwere Multi-Asset-Mischfonds des Unternehmens, den Höchst mitverwaltet, immer noch etwa sieben Prozent seines Vermögens in Gold. "Aus unserer Sicht sieht die Zukunft für Gold deutlich attraktiver aus."
Einige Analysten seien der Meinung, dass die Beziehung zwischen Gold und seinen wichtigsten Triebkräften lediglich auf eine höhere Basis gestellt wurde. Das könnte es dem Gold ermöglichen, einen neuen Rekord zu erreichen, wenn die AnleiheDollar -Renditen oder der Dollar wieder fallen, so Marcus Garvey von Macquarie, der einen Preisanstieg auf 2.100 pro Unze im nächsten Jahr sieht, wenn sich die US-Wirtschaft verlangsamt.
"Der nominale Goldpreis hat einen Durchbruch nach oben gemacht", sagte Garvey. "Sobald man die Finanzströme als Rückenwind bekommt, denke ich, dass es einen ordentlichen Schub nach oben geben wird."
Gold-ETC gesucht
Auch Patrick Kesselhut sieht höhere Goldpreise kommen. Der Derivate-Spezialist der Société Générale hat In den Handelsräumen die Beobachtung gemacht, dass Gold derzeit zu den am meisten gehandelten Basiswerten gehört. Nach DAX, Dow Jones und Nasdaq folgen bereits ETC auf Gold. Bei Lang & Schwarz geht speziell in Xetra-Gold (ISIN: DE000A0S9GB0) und im iShares Physical Gold (IE00B4ND3602) viel um – in beide Richtungen.
Der größte Herausgeber von Gold-ETCs in Deutschland ist die Deutsche Börse Commodities, die seit dem Jahr 2007 den ETC Xetra-Gold verkauft. Xetra-Gold ist auch im Stabile Werte Index von BÖRSE ONLINE hoch gewichtet enthalten. Daneben finden sich in dem Index noch 18 Aktien, die sich in wirtschaftlich schwierigem Umfeld als besonders stabil erwiesen haben.
Den Index können Anleger nahezu 1:1 über ein Indexzertifikat (etwa ISIN: DE000DA0ABL9) abbilden. Weitere Informationen zum Stabile Werte Index finden Sie hier.
Lesen Sie auch:
Bank streicht hohe Tagesgeld-Zinsen: Sparer können sich nur noch heute 4,0 Prozent Rendite sichern
Oder:
Silber – Wann geht es wieder nach oben?
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Xetra-Gold.
Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.