Wichtig zu wissen: Der Stimmungsbericht basierte auf den Daten vom Dienstag, also vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Damit wird klar, dass der Run auf Gold nicht allein auf die Invasion zurückzuführen war. Im Berichtszeitraum verzeichnete zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures den stärksten Anstieg seit drei Monaten. Innerhalb einer Woche hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 558.600 auf 611.500 Futures (+9,5 Prozent) erhöht und kletterte damit auf den höchsten Wert seit Mitte November. Noch deutlicher ging es mit dem Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten nach oben. Innerhalb einer Woche hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) dieser spekulativen Marktakteure von 238.900 auf 269.700 Kontrakte (+12,9 Prozent) erhöht. Ein ähnliches Wochenplus wurde in der Woche zuvor ebenfalls erzielt.
Besonders interessant: Großspekulanten (Non-Commercials) haben sowohl ihr Long-Exposure (plus 36.800 Futures) als auch ihr Short-Engagement (plus 7.300 Kontrakte) massiv verstärkt, allerdings ging es mit der Long-Seite deutlich stärker nach oben. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position auf Wochensicht von 213.600 auf 243.150 Futures (+13,8 Prozent) markant verstärkt. Etwas weniger zuversichtlich blickten Kleinspekulanten (Non-Reportables) drei. Ihre Netto-Long-Position hat sich innerhalb einer Woche von 25.300 auf 26.600 Futures (+5,2 Prozent) erhöht. Nun darf man auf den nächsten Commitments of Traders-Report gespannt sein, in dem der russische Einmarsch in die Ukraine enthalten ist.
Keine sonderlich starken Kapitalzuflüsse verzeichnete - ungeachtet der geopolitisch gestiegenen Risiken - der ETF-Sektor. So ging es zum Beispiel mit der gehaltenen Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares innerhalb einer Woche lediglich von 1.024,09 auf 1.026,99 Tonnen (+0,3 Prozent) nach oben. Zum Vergleich: In der Woche zuvor war noch ein Plus von 0,5 Prozent registriert worden, wobei seit dem Jahreswechsel ein Zuwachs von immerhin 5,3 Prozent zu verzeichnen war. Eines hat die jüngste Entwicklung allerdings eindrucksvoll bewiesen. Als "sicherer Hafen" eignet sich "altmodisches" Gold deutlich besser als "digitales Gold" in Form von Bitcoins. Während sich das gelbe Edelmetall in diesem Jahr um fast fünf Prozent verteuert hat, musste der Bitcoin einen Wertverlust von fünf Prozent hinnehmen.
Goldpreis: Bergfahrt gerät ins Stocken
Mit dem Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine kletterte der Goldpreis intraday auf 1.973 Dollar, den höchsten Stand seit Spätsommer 2020. Mittlerweile ebbte die Kaufwelle aber wieder spürbar ab und ließ die Krisenwährung in Richtung 1.900 Dollar zurückfallen. Oberhalb dieser Marke verläuft eine signifikante Widerstandszone, deren Überwinden derzeit erhebliche Probleme bereitet. Im Grunde genommen vollzieht die Krisenwährung gegenwärtig eine Stabilisierung auf erhöhtem Niveau. Angesichts der geopolitischen Risiken ist mit einer starken technischen Korrektur - zumindest so lange Putin in Russland an der Macht bleibt - derzeit eher nicht zu rechnen. Im Falle einer weiteren Eskalation in der Ukraine dürfte hingegen ein Anstieg in Richtung der nächsten charttechnischen Hürden erfolgen. Diese sind im Bereich von 1.950 Dollar angesiedelt. Neue Allzeithochs können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview hat sich gegenüber der Vorwoche von "Starker Kauf" auf "Kauf" abgeschwächt. Von den insgesamt 26 Parametern legen aktuell 12 das "Kaufen" (Vorwoche: 16), zehn das "Halten" (Vorwoche: 10) und vier das "Verkaufen" (Vorwoche: 0) von Gold nahe.