Bis auf wenige Dollar hat sich der Goldpreis zeitweilig den alten Rekordhöhen genähert. Beflügelt wurden die weltweiten Gold-Käufe offenbar von Aussagen des US-Notenbank-Chefs. Jerome Powell hat nach der jüngsten Zinserhöhung nämlich eine Zinspause angedeutet. Wohin es die Preise für Gold und auch Silber demnächst noch treiben könnte. 

Der Goldpreis hat nur knapp ein Rekordhoch verpasst. In der Nacht zum Donnerstag legte der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) zeitweise bis auf 2.062 US-Dollar zu. Das waren etwa 40 Dollar mehr als am Vortag und gleichzeitig der höchste Preis seit März 2022, als die Folgen des Kriegs in der Ukraine einen starken Preissprung nach sich zogen.

Das goldene Rekordhoch liegt noch etwas höher bei 2.075 Dollar je Feinunze und wurde kurzzeitig im Sommer 2020 erreicht. Zuletzt büßte Gold jedoch wieder etwas an Terrain ein.

Auch Silber verteuerte sich und erreichte zeitweise die 26-Dollar-Marke.

Auslöser für den Preisschub am Edelmetall-Markt waren Aussagen der US-Notenbank. In ihrer Erklärung zum Zinsentscheid strichen die amerikanischen Währungshüter um ihren Chef Jerome Powell eine wichtige Passage. Der Verweis auf "eine zusätzliche politische Straffung, die angemessen sein könnte" wurde gestrichen. Eine weitere Zinsanhebung scheint damit zumindest Mitte Juni zunächst nicht zu drohen.

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Goldpreis (Spotpreis für Feinunze in US-Dollar, mit GD50 und GD200)

Ende des Zinserhöhungszyklus?

Zwar wurden zusätzliche Erhöhungen des Leitzinses von den US-Notenbankern nicht explizit ausgeschlossen, Experten rechnen aber eher mit einer Zinspause in den USA. "Der Markt feiert das Ende des Zinserhöhungszyklus", erklärte Edelmetall-Händler Alexander Zumpfe von Heraeus den Anstieg des Goldpreises. Er schränkte aber ein, dass sich die Fed eine Hintertür offen gelassen habe. "Ob es das mit höheren Leitzinsen wirklich schon war, bleibt abzuwarten", sagte Zumpfe.

Die Aussicht auf ein Ende der steigenden Zinsen macht das Edelmetall attraktiver im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen wie Staatsanleihen. Zuvor hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins am späten Mittwochabend zum zehnten Mal in Folge erhöht, um 0,25 Prozentpunkte. Der Leitzins liegt jetzt in einer Spanne zwischen 5,0 und 5,25 Prozent und ist auf dem höchsten Niveau seit 2007.

Gestützt wurden die Preise für Gold und Silber auch von einer Kursschwäche des US-Dollar. Der Dollar war in den vergangenen Tagen im Handel mit anderen wichtigen Währungen unter Druck geraten. Der Euro verteuerte sich gleichzeitig vorübergehend auf knapp 1,11 Dollar. Die Entwicklung macht das in Dollar gehandelte Gold auf dem Weltmarkt günstiger, was für eine stärkere Nachfrage sorgt.

Möglicherweise wird sich der Dollar zum Euro noch weiter abschwächen. Denn die EZB, die erst Monate später in den aktuellen Zinserhöhungszyklus einstieg, könnte mir ihren Zinsschritten auch erst später aufhören. Dadurch werden Zins-Anlagen in Euroland wie etwa Anleihen gegenüber US-Produkten attraktiver.

Rein charttechnisch betrachtet könnte der Goldpreis noch weiter anziehen. Nach oben hin besteht kurzfristig noch Luft bis etwa 2.100 Dollar. In dem Bereich verläuft die obere Parallele zu einem seit November intakten Aufwärtstrend (siehe Chart oben).

Gold künftig zweieinhalb Mal höher?

Geht es nach Michael Lee, könnte sich Gold noch viel stärker verteuern. Der ehemalige Vizepräsident von Morgan Stanley glaubt nämlich, dass die US-Bankenkrise noch nicht zu Ende ist. In einem Interview mit Kitco News am vergangenen Wochenende zweifelte er an der Stabilität des Finanzsystems.

"Sie werden deutlich weniger kleine Geldinstitute im ganzen Land sehen", prognostizierte er. "Wir könnten die Anzahl der Banken [in den USA] durch Konsolidierung halbieren", sagte Lee. Und weiter: "Dieser Zusammenbruch in der Kreditvergabe, den man landesweit wahrnehmen wird, wird die Wirtschaft verlangsamen. Das ist es, wodurch die Inflation zurückgehen wird."

Lee sieht den Goldpreis in diesem Falle sogar Richtung 5.000 Dollar pro Unze steigen. Das Gold werde dann seine Rolle als Krisenabsicherung entfalten.

Fazit: Gold im Depot kann weiterhin nicht schaden. Über einen Anteil von etwa 20 Prozent hinaus sollten Anleger jedoch nicht gehen.

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(Mit Material von dpa-AFX)