Wie stark wird die Rezession in den USA ausfallen? Das werden erst die kommenden Monate zeigen. Doch das am Mittwoch-Abend für 20 Uhr deutscher Zeit vorgesehene Protokoll der letzten Fed-Sitzung dürfte zumindest Hinweise auf den geldpolitischen Kurs liefern. Im Vorfeld sinken die Renditen von US-Staatsanleihen, was wiederum dem Goldpreis zugute kommt.
Der Goldpreis hat unter anderem von zuletzt deutlich gesunkenen Renditen für Staatsanleihen profitiert und ist am Mittwoch-Vormittag auf den höchsten Stand seit Juni 2022 gestiegen. An der Börse in London wurde der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold zeitweise bei gut 1.860 Dollar notiert. In Euro gerechnet stieg der Goldpreis am Spotmarkt ebenfalls deutlich, und zwar um mehr als zwei Prozent auf 1.753 Euro je Unze.
Sinkende Anleihe-Renditen und Dollar-Schwäche stützen Gold
Marktbeobachter verweisen auf die jüngste Entwicklung an den Märkten für Staatsanleihen in den USA und in Europa. Hier sind die Renditen zu Beginn des Jahres deutlich gesunken. Sinkende Renditen bei festverzinslichen Papieren machen Gold für Anleger attraktiver, was die Nachfrage erhöht.
Der Goldpreis konnte damit an die Aufwärtstendenz Ende des vergangenen Jahres anknüpfen. Seit November ist der Preis für das Edelmetall um mehr als 200 Dollar je Unze gestiegen. Als wesentlicher Preistreiber der vergangenen Wochen gilt auch eine Kursschwäche des US-Dollars. Diese hat das in Dollar gehandelte Edelmetall an den Rohstoffmärkten günstiger gemacht, was die Nachfrage verstärkt.
Tempo der US-Zinserhöhungen dürfte abnehmen
Die Zinspolitik der US-Notenbank entscheidet über den weiteren Weg des Goldes. Das FedWatch-Tool des Terminbörsen-Betreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 68 Prozent an, dass es am 1. Februar eine Zinserhöhung um lediglich 25 Basispunkte geben wird. Je geringer die Leitzinsen erhöht werden, desto besser für Gold.
Für leichten Rückenwind für den Goldpreis sorgte auch der am Dienstag gemeldete Rückgang der deutschen Inflationsrate von 10,0 auf 8,6 Prozent. Eine Umfrage unter Analysten war von 9,0 Prozent ausgegangen.
Auch wirtschaftliche Bedenken in den USA stützen das Edelmetall, wobei der ehemalige New Yorker Fed-Präsident William Dudley am Dienstag sagte, dass zwar eine US-Rezession bevorstehe, diese aber wahrscheinlich nicht schwerwiegend sein wird. Der ehemalige Notenbank-Chef Alan Greenspan bleibt hingegen skeptisch. Wenn die Zinserhöhungen zu schnell sinken, bestehe ein erhöhtes Risiko, dass die Inflation "wieder aufflammen könnte und wir wieder bei Null wären", sagte Greenspan.
Kurzfristig vor Widerstand
Charttechnisch hat sich das Bild für den Goldpreis deutlich gebessert. Kurzfristig trifft die Feinunze jedoch auf eine Widerstandszone. Zwischen 1.860 und etwa 1.880 Dollar war Gold im vergangenen Frühling mehrere Male gescheitert. Auf Sicht einiger Monate sollte die Zone jedoch überwunden werden. Danach dürfte auch die 1.900-Dollar-Marke fallen. Im Jahresverlauf sind bei entsprechendem Wirtschaftsumfeld auch neue Rekordstände jenseits von 2.070 Dollar möglich.
BÖRSE ONLINE hatte in den vergangenen Wochen mehrfach zu einem Investment in Gold geraten – und tut es weiterhin. Längerfristig bestehen weiterhin gute Chancen auf steigende Kurse des Edelmetalls. Ein Anteil von zehn bis 20 Prozent Gold im Depot kann nicht schaden.
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